Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte S-Klasse Coupés: Die nobelsten Sternenträger
Sie sind Statussymbole und bilden mittlerweile das Benchmark einer ganzen Klasse. Die bringen seit über 60 Jahren elitären Glanz in den Automobilbau. Aushängeschild sind vor allem die zweitürigen Modelle, die nicht nur Lifestyle sondern auch staatstragenden Luxus symbolisieren.
Jüngst kam das neue S-Klasse Coupé der Baureihe C 217 in den Handel, auf Wunsch mit 94 glitzernden Swarovski-Kristallen an den LED-Frontscheinwerfern veredelt. Erlesener Kitsch oder Kunstwerk, wie es offenbar auf manchen Absatzmärkten unverzichtbar ist. Andererseits zählen gerade außergewöhnliche Individualisierungen seit jeher zu den Kennzeichen der Sternträger mit dem allerhöchsten Anspruch.
Zehn Generationen seit 1951
Dennoch errangen die Mercedes S-Klasse-Coupés gleich zwei Alleinstellungen im Club der feinsten Zweitürer: Als weltweit einzige große Luxuscoupés werden die Stuttgarter Sternenträger seit 1951 ohne Unterbrechung in bislang zehn Generationen produziert und dies mit einer ingeniösen Vielzahl technischer Innovationen. Nicht zu vergessen die gewaltigen Kraftwerke unter den mächtigen Motorhauben, mit denen die kostspieligen Coupés allen Wirtschaftskrisen trotzten >>
und Platz eins unter den meistverkauften Luxuscoupés der Welt eroberten. Ein Rang, den bereits das Mercedes 300 S Coupé im frühen Nachkriegsjahr 1951 anstrebte und der nun von den neuen Typen S500 bis S63 AMG verteidigt werden soll, die übrigens erstmals offiziell S-Klasse Coupé genannt werden.
"Jedes Land, das Autos baut, ist stolz auf seine Spitzenerzeugnisse“, kommentierten deutsche Motormedien das Debüt des ersten Mercedes-Benz S-Klasse Coupés im frühen Nachkriegsjahr 1951. Schließlich seien solche Spitzenfahrzeuge technischer Beweis und Prüfstein für Intelligenz und Kultur. Viele Luxusmarken hatten die Kriegs- und Krisenjahre nicht überlebt, entsprechend enthusiastisch wurden Neuheiten bejubelt und die Fortschritte gegenüber den jeweiligen Vorgängern aus den 1930er Jahren betont.
Schnelles Coupé 300 S
So auch beim Mercedes 300 S Coupé, das mit einem 150 PS starken 3,0-Liter-Sechszylinder und einer Spitzengeschwindigkeit von 176 km/h schneller war als der frühere 540 K mit 5,4-Liter-Kompressormotor und 180 PS. >>
Vor allem aber galt das Coupé nicht nur als neues Stuttgarter Aushängeschild, sondern auch als ideeller Nachfolger der zwischenzeitlich untergegangenen Prestigemarken Maybach und Horch. Zugleich stand der zweitürige 300 S am Anfang einer Automobil-Ära, in der Coupés erstmals in allen Klassen vom kleinen Isetta Motocoupé bis zum staatstragenden Adenauer-Benz Lifestyle und Luxus symbolisierte. Entsprechend rasch ergänzte Mercedes sein Coupé-Programm um die etwas kleineren S-Klasse Typen 220.
Benchmark ihrer Klasse
Ob auf dem Kurfürstendamm oder der Croisette in Cannes, die Coupés mit dem Stern konkurrierten nun nicht nur bei allen spontanen Concours d’Elegance mit Alvis, BMW, Bristol, Bugatti, Delahaye, Facel-Vega und einem Dutzend weiterer Prestigemarken, sie übertrafen auch fast alle Rivalen in den Absatzzahlen. Fast nebenbei wurden die aus dem Vollen geschöpften Mercedes-Sonderklasse-Coupés so zur Benchmark ihrer Klasse, während sich viele andere Marken der Wirtschaftswunderjahre ins Nirvana verabschiedeten.
Erfolgsgarant war für Mercedes aber nicht nur der elitäre Glanz der Coupé-Karosserien, die bis 1969 ausschließlich der luxuriösen S-Klasse vorbehalten blieben. Auch avantgardistische Innovationen wie etwa die Einführung der Pontonkarosserie und die erstmalige Verwendung der Eingelenk-Pendelachse im 220 (1954) brachten Bewegung in das sonst eher von traditionellen Werten bestimmte Fahrzeugsegment viersitziger Zweitürer.
Der 220 SEb war es auch, der nach seiner Weltpremiere auf dem Genfer Salon 1961 für einen besonderen Absatzsschub sorgte. So wie der zeitgleich debütierende Jaguar E-Type stilbildend für die Super-Sportwagen war, inspirierten die Mercedes 220 SE bis 300 SE über ein Jahrzehnt lang den Markt für Oberklassecoupés. Neu war vor allem der filigrane Hardtop-Dachaufbau mit voll versenkbaren Seitenscheiben, aber auch das großzügige Platzangebot im Fond dank der von den Limousinen übernommenen Bodengruppe.
Ein Konzept, das ansatzweise auch Rolls-Royce und Bentley für die Ende der 1960er Jahre eingeführten Two Door Saloons und späteren Corniche-Modelle nutzten. Schließlich wollten die Engländer nicht noch einmal eine Absatzkrise erleben, wie sie zuvor der Mercedes-Benz 600 den unvorbereiteten Angelsachsen beschert hatte. Von diesem Über-Mercedes entstand zwar ebenfalls eine Coupé-Version, diese ging jedoch nicht in Serie.
Als extremes Kontrastprogramm zu den bis dahin stets licht und großzügig geschnittenen S-Klasse Coupés präsentierte sich die 1971 eingeführte Coupé-Generation, die auf dem SL-Roadster R 107 basierte und mit um 38 Zentimeter verlängertem Radstand als SLC vorgestellt wurde. >>
Auch bei Rallye-Events dabei
Während die hinteren Seitenfenster mit eingebauten Lamellen nicht alle Coupé-Fans überzeugten, punktete die Spitzenversion 450 SLC 5.0 immerhin mit vorderen Platzierungen bei den damals härtesten Rallye-Events in Bandama und Ostafrika.
Was nichts daran änderte, dass die Stuttgarter ein neues Statussymbol mit Stil benötigten, das der Typenbezeichnung "S" für Sonder-Klasse in Bezug auf Eleganz und Exklusivität tatsächlich gerecht wurde. Bruno Sacco meisterte die Mission der Stilfindung.
Er war 1975 zum Chef der Abteilung Stilistik ernannt worden. Statt Protz zierten die SEC-Typen distinguierte Eleganz und technische Innovationen wie Leichtbau, Fahrer- und Beifahrerairbag, Gurtstraffer und -bringer, elektronische Traktionskontrolle, automatisches Sperrdifferenzial, vor allem aber relativ sparsame V8-Motoren mit bis zu 300 PS Leistung im 1985 lancierten Spitzenmodell 560 SEC. "Der Erste unter den Besten" sollte der elegante Zweitürer laut Mercedes-Werbung sein. Mit über 74.000 Einheiten avancierte die Reihe 126 sogar zum meistverkauften S-Klasse Coupé aller Zeiten.
Kolossale Coupés
Die endgültige Kaiserklasse erklomm Mercedes ab 1992 mit den kolossalen Coupés der C 140-Baureihe, die allerdings nur 26.000 Käufer fanden. Der Zwölfzylinder der Spitzenversion 600 SEC setzte 408 PS frei. Diese in den Abmessungen größten S-Klasse Coupés aller Zeiten wurden ab 1995 als erstes Serienfahrzeug mit ESP ausgeliefert. Neuen Schwung brachte dann die 1999 vorgestellte Coupébaureihe 215. Technische Meilensteine setzten die CL-Klasse genannten Zweitürer durch ein aktives Fahrwerk mit Wankausgleich, Zylinderabschaltung und bis zu 612 PS Leistung in der CL 55 AMG F1 Limited Edition. Ein kraft- und machtvoller Antrieb, der kaum mehr Wünsche offen ließ. Weshalb die von 2006 bis 2014 produzierte CL-Reihe mit dem internen Code C 216 nur noch um wenige PS zulegen musste. Um so mehr legte sie bei Fahrkomfort und Ausstattungsvielfalt nach und bewies sich damit nach Ansicht der meisten ihrer Käufer als bestes Coupé der Welt. Ein Anspruch, dem auch die gerade vorgestellte Generation C 217 folgt – genauso wie die nicht untätige Konkurrenz. Mehr dazu in unserer Fotoshow.