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S-Klasse: Gebrauchtwagen-Tipp Mercedes W140


Neuvorstellungen & Fahrberichte
Luxus zum Sonderpreis: Mercedes S-Klasse W140

Autoscout24, Autoscout24

13.03.2012Lesedauer: 6 Min.
Mercedes S-Klasse W 140Vergrößern des Bildes
Mercedes S-Klasse W 140 (Quelle: Hersteller-bilder)
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Nein, schön war sie nie. Die S-Klasse von Mercedes, Baujahr 1991. Die Fans weinten noch Jahre später der schlanken Linie des Vorgängers W126 hinterher und nicht wenige Kunden hielten ihrem liebgewordenen letzten "Chrom-Benz" bis zum Erscheinen des Nachfolgemodells, der intern W140 genannten S-Klasse, die Treue.

Mercedes S-Klasse W140: Viel Kritik

Auch die Fachpresse ließ an dem "Besten Auto der Welt", so der O-Ton von Mercedes, kaum ein gutes Haar. Zu groß, zu unproportioniert und wenig zeitgemäß, so das Urteil. Und als dann noch herauskam, dass die Zuladung so gering war, dass bereits die gut gefüllte Brieftasche des Besitzers den Wagen an die Grenze der maximalen Belastung brachte, war den Entwicklern der Spott der Konkurrenz sicher. Zusätzlich sorgten Schwierigkeiten bei der Autoverladung nach Sylt für weitere Häme. Die S-Klasse war nämlich für die Autoreisezüge mit knapp 1,90 Meter schlicht zu breit.

Unerreichter Fahrkomfort

Bei den Eigentümern des Dickschiffes stellte sich indes schnell Zufriedenheit ein, was vor allem daran lag, dass Mercedes ein technisch nahezu vollkommenes Auto schuf. In Sachen Komfort, Sicherheit aber auch Fahrdynamik stellte die S-Klasse Typ W140 die damalige Konkurrenz in den Schatten. Doch das Problem blieb die gesellschaftliche Akzeptanz. Die Größe wurde schnell zum Ballast, mit dem auch die Größen aus Politik und Wirtschaft haderten. Zumindest in dem wiedervereinigten Deutschland, dem klar zu werden schien, was die neue Gemeinsamkeit kosten würde. Da wichen viele lieber auf kleinere und bescheidenere Fahrzeuge aus, was der S-Klasse erstmals einen im Absatzeinbruch bescherte.

Viele W140 noch in Osteuropa

Auch ein umfassendes Facelift im Jahre 1994, mit dem auch die Umstellung der Modellbezeichnung einher ging, und die Präsentation eines wenig grazil wirkenden Coupés konnte die Absatzsituation im Inland nicht retten. Im Ausland hingegen griff man gerne zum großen Wagen am Sternenhimmel, was Mercedes einen Marktanteil im Oberklassesegment von über 50 Prozent weltweit einbrachte. Doch spätestens nach der Öffnung der Grenzen Osteuropas erkannten auch dort viele die Vorzüge des W140, so dass unzählige Exemplare gepflegter Geschäftswagen heute ihren Dienst dort versehen.

Von Sechs- bis Zwölfzylinder alles dabei

Die Basis für das angenehme S-Erlebnis bildeten die aus dem Vorgänger übernommenen und weiterentwickelten Sechs-und Achtzylindermotoren mit einem Leistungsangebot von 193 bis 326 PS. Nach unten rundete ein Sechszylinder-Turbodiesel mit 150 PS (ab 6/96 177 PS) das Programm ab. Die Krönung erfolgte mit einem neu konstruierten V12 mit 406 PS. Gepaart mit vier-, ab September 1995 sogar fünfstufigen Automatikgetrieben ließ sich die rund zwei Tonnen schwere Limousine mehr oder weniger ambitioniert bewegen.

Reisekomfort auf Maybach Niveau

Wichtiger jedoch als die Fahrleistungen schien den Entwicklern der maximale Komfort zu sein. Und auf diesem Gebiet leisteten die Mannen um Chefentwickler Wolfgang Peter so gute Arbeit, dass die S-Klasse später sogar der teuersten Limousine der Welt, dem Maybach, als Basis diente. Wer auf den bequemen vorderen Sesseln oder noch besser im Fond hinten rechts, Platz nimmt, wird Zeuge einer Zeitreise. Sobald die schweren Türen sich dank der optionalen Zuziehhilfe in die Zapfenschlösser gezogen haben, verstummt der Straßenlärm, scheint die Umwelt unter einem dämpfenden Schleier zu verschwinden. Die schwere Doppelverglasung, damals eine Sensation im Autobau, schluckt den Rest der Außenwelt. Elektrische Helferlein unterstützen die Besatzung in Ihrem Wunsch, den Stress des Alltags zu vergessen.

Kein nerviges Piepsen

Neugierige Blicke der Passanten auf die Insassen verhindern die optionalen seitlichen Gardinen und ein elektrisches Heckrollo. Wohlwollend registriert man bereits nach kurzer Zeit die Abwesenheit jeglicher störender elektronischer Hinweistöne und Piepser. Und das, obwohl die S-Klasse vollgestopft mit Elektronik ist. Kein Klingelton, der auf zu wenig Waschwasser hinweist, keine aufgeregt piepsende Parkdistanz. Die S-Klasse weiß, was sich gehört und gibt dem Fahrer diskrete optische Hinweise, ohne die Ruhe in der heiligen Halle zu stören. Und vielleicht ist es gerade diese unaufgeregte und zurückhaltende Art und Weise, die dieses damals so gescholtene Auto heute so modern erscheinen lässt.

Ausreichend zügig mit sechs Zylindern

Wer sich mit dem Kauf eines W140 befasst, sollte sich zunächst auf die Motorenauswahl konzentrieren. Die Sechszylinder (300 SE / S320) sind häufig anzutreffen und bewegen den Mercedes bei moderatem Verbrauch von 11 bis 12 Liter Normalbenzin ausreichend zügig. Technische Probleme sind bei den Aggregaten nicht zu erwarten. Lediglich eine defekte Zylinderkopfdichtung sorgt öfter mal für Ölnebel an der vorderen rechten Seite des Motors. Befindet sich dieser Mangel im Endstadium, ist dies leicht an frischen Laufspuren entlang des Motorblocks zu erkennen.

Leichte Elektronikprobleme

Elektrische Probleme, wie streikende Luftmassenmesser oder defekte Einzelzündspulen, lassen sich mit wenig Aufwand in Eigenregie beheben. Teuer wird es dagegen, wenn der im Zylinderkopfdeckel verlegte Motorkabelbaum aufgrund der hohen thermischen Belastung sich seiner Isolierung entledigt und ein elektrisches Chaos anrichtet. Mitunter kollabiert dann auch das Motorsteuergerät, was Investitionen in vierstelliger Höhe erfordert. Zur Kontrolle empfiehlt es sich den Deckel der Einzelzündspulen abzuschrauben und einen Blick auf den Leitungsstrang zu werfen.

V8-Motoren für souveräne Fahrleistungen

Mit ähnlichen Problemen kämpfen die beiden V8-Motoren. 286 PS (400 SE) beziehungsweise 326 PS (500 SE) sorgten in den Neuwagen dafür, dass sich auch motorisch die Sonderklasse einstellte. Nach fast zwanzig Jahren wird der kraftvolle und in jeder Lebenslage seidenweiche Lauf durch malade Zündanlagen (bis 5/94), abgenutzte Drosselklappen und ausgehärtete Motoraufhängungslager spürbar beeinträchtigt. Die Diagnose dieser Mängel geschieht am besten im Stand bei betriebswarmer Maschine und leicht erhöhter Leerlaufdrehzahl. Kommt es dann zu spürbaren Aussetzern oder gar Drehzahleinbrüchen, sollte man sich in die Werkstatt begeben.

Im Alter streikt die Mechanik

Das Alter macht auch vor den im Prinzip sehr zuverlässigen V8-Motoren nicht halt. Insbesondere die sieben aus Plastik gefertigten Gleitschienen der Steuerkette verursachen erhebliche Probleme. Durch das Erwärmen und Abkühlen im Ölnebel des Kettenkastens brechen sie irgendwann, fallen in das Stirndeckelgehäuse und sorgen im besten Fall für einen unrunden Leerlauf und Leistungsmangel, im Regelfall jedoch für einen kapitalen Motorschaden. Der prophylaktische Austausch der Bauteile ist auch bei niedrigen Laufleistungen dringend angeraten, bedingt aber den Ausbau des Motors. Der einzige Vorteil daran ist, dass dabei auch nahezu alle Dichtungen und Lager erneuert werden können. Der Nachteil, dass hierfür mindestens 4000 Euro fällig werden.

Teurer Zwölfender

Wer das Heil dagegen im ebenfalls angebotenen V12-Motor sucht, verfügt zwar über deutlich mehr Leistung (immerhin 408 PS), aber über mindestens doppelt so viele potentielle Fehlerquellen. Deren Lokalisierung übersteigt in der Regel die Möglichkeiten einfacher Werkstätten und auch Mercedesbetriebe tun sich schwer, sich in angemessener Zeit an die Probleme des V12 heranzutasten. Hinzu kommt, das Arbeiten im gut gefüllten Motorraum des 600 SE ein hohes Maß an Verbundarbeiten beinhalten, was naturgemäß die Kosten weiter nach oben treibt.

Relativ problemlose Mechanik

Mit einer erfreulichen Problemlosigkeit glänzt dagegen die restliche Mechanik der S-Klasse von Mercedes. Altersbedingte Verschleißerscheinungen, wie defekte Handbremsen, schwitzende Achsantriebe oder müde Stoßdämpfer ausgenommen, stellt die S-Klasse der damaligen Mercedesqualität ein gutes Zeugnis aus. Als Ausnahme gilt hierbei die beim Zwölfzylinder serienmäßige, sonst optionale, adaptive Dämpfung. Ihre Reparatur ist aufwändig und teuer.

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Rostfraß auch an der S-Klasse

Weniger erfreulich gestaltet sich das Karosseriekapitel des W140. Ab 1995 kommt es zu erheblichem Rostfraß, was insbesondere auf neue Lackierverfahren und eine unzureichende Hohlraumversiegelung zurückzuführen ist. Waren bis zu diesem Zeitpunkt lediglich die hinter den Plastikschürzen versteckten Wagenheberaufnahmen von der braunen Pest betroffen, so kann der Gammel bei jüngeren Fahrzeugen überall sein Unwesen getrieben haben. Daher gehört eine umfangreiche Untersuchung, auch im Motorraum zu einer Pflichtübung. Ein weiteres Manko der S-Klasse sind aufquellende Verbundfolien an den Front- und Heckscheiben, erkennbar an der milchigen Schicht in den Ecken, herabhängende Dachhimmel und defekte Servoschließungen. Werden die Türen im Rahmen des Schließvorganges nicht in die Türfüllung reingezogen, liegt in der Regel eine Undichtigkeit in der Unterdruckanlage vor, deren Beseitigung meist langwierig ist. Nach dem gleichen Prinzip, wenn auch von einer anderen Pumpe, werden die optionalen Lordosenstützen, die Peilstäbe der Rückfahrhilfe und der wie von Geisterhand herausschwenkende Griff der Heckklappe betätigt. Streikt diese unter der Rücksitzbank untergebrachte Pumpeneinheit ist deren Elektromotor verschlissen, der aber preiswert durch ein gebrauchtes Volkswagen-Bauteil ersetzt werden kann.

Fazit und Kosten

S-Klasse zum Sonderpreis. Das ist derzeit mit etwas Geduld noch möglich. Für rund 4000 Euro ist ein ordentlicher 300 SE aus der ersten Serie (erkennbar an den ausfahrbaren Peilstäben) in der AutoScout24-Börse erhältlich. Laufleistungen um die 200.000 km sind dabei in Kauf zu nehmen, stellen aber kein Problem dar. Schnäppchenjäger greifen zum vermeintlichen Fehlmodell 400 SE, der ein paar hundert Euro günstiger angeboten wird. Für das 5,0-Liter-Modell sind in schönem Zustand aus dem Jahre 1997 durchaus um die 6000 Euro einzukalkulieren. Deutlich teurer sind lediglich Fahrzeuge mit wenig Kilometern (Scheckheft) aus Ersthandbesitz oder Modelle mit besonders aufwendiger Innenausstattung. So bot Daimler-Benz neben den üblichen Optionen auch Highlights wie lederbezogene Schalttafeln, zweifarbige Einzelsitzanlagen im Fond mit Kühlschrank und elektrisch ausfahrbarem Tisch an. Solche Modelle stellen in jedem Fall eine gute Wertanlage da. Doch für alle Modelle gilt: Auch dieser Mercedes wird als Oldtimer das sein, was ein Oberklasseauto aus dem Sternenland immer war: Sonderklasse.

Pro Contra
großzügiges Raumangebot und hoher Komfort hoher Wartungsaufwand
Sechszylinder und Diesel mit moderatem Verbrauch teure Ersatzteile (Verschleißteile ausgenommen)
Langlebige Mechanik ab Mj. 95 hohe Korrosionsanfälligkeit
Derzeit noch günstige Einstiegspreise bei absehbarem Wertzuwachs teurer Unterhalt (bes. Diesel und 12-Zylinder)

AutoScout24 Empfehlung

Im Zeitalter der Elektromobilität wird kaum mehr jemand den schweren Daimler als tägliches Fortbewegungsmittel benutzen wollen. Wer es dennoch darauf anlegt ist mit dem S320 bestens bedient. Die V8-Motoren sind zwar souveräner, zehren wegen der anspruchsvolleren Technik deutlich mehr am Geldbeutel. Sofern die Möglichkeit besteht, ist die Langversion in jedem Fall die bessere Wahl, steht sie doch deutlich harmonischer auf der Straße und macht das S-Klasse-Erlebnis erst komplett. Der V12 ist dagegen nur etwas für echte Freaks, denen in jedem Fall ein Zweitwagen zur Verfügung stehen sollte.

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