Ersatzteile immer teurer Dieser kleine Werkstatt-Trick spart richtig viel Geld
Eine kleine Halterung bricht – und die Werkstatt tauscht das komplette Bauteil aus. So kostet manche Reparatur den Preis eines Gebrauchtwagens. Aber Autofahrer müssen dieses Spiel nicht mitspielen.
6.000 Euro für ein neues Navi – obwohl das alte Gerät für nur 400 Euro wieder funktionieren könnte. Reparaturen sind teilweise so teuer, dass sie sich an vielen Autos kaum mehr lohnen. Aber dagegen können Sie etwas tun.
Immer häufiger beschweren sich Autofahrer: Insbesondere Vertragswerkstätten würden bei einem Schaden nicht mehr das kaputte Einzelteil austauschen, sondern ein komplettes Bauteil auswechseln – was für den Autofahrer natürlich viel teurer wird.
- Beispiel 1: die Halteklammer für Glühbirnen im VW Golf 5 – ein Cent-Artikel. Wenn sie einmal bricht, sollte die Reparatur schnell und billig erledigt sein. Ist sie aber nicht. Denn eine einzelne Halteklammer ist nicht zu kriegen. Stattdessen muss der gesamte Scheinwerfer getauscht werden – für einige hundert Euro.
- Beispiel 2: die Scheibenwischeranlage an einem älteren Opel Astra. Beim Defekt einer kleinen Strebe im Gestänge kann Opel nur das gesamte Bauteil austauschen. Preis: mehr als 400 Euro plus Einbaukosten. Dabei gibt es die Strebe beim Autoverwerter für fünf Euro.
- Beispiel 3: das Navi eines fünf Jahre alten VW Phaeton. Das Bauteil gibt es nicht einzeln, sondern nur in Verbindung mit Radio und Freisprecheinrichtung. Bei einem Schaden bietet VW ein neues Gerät für 6.000 Euro an. Eine Elektronikwerkstatt hingegen kann den Schaden für 400 Euro beheben.
Auf diese Weise verdienen Autobauer und Vertragswerkstätten natürlich sehr viel Geld. Der Autofahrer ist der Dumme. Und zwar doppelt.
Ersatzteile immer teurer geworden
Denn den Herstellern genügt es noch nicht, kleine und billige Ersatzteile überhaupt nicht anbieten. Sondern obendrein verteuern sie ihre kompletten Bauteile massiv. Das belegen Zahlen des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Demnach verteuerten sich neue Rückleuchten in nur sieben Jahren um mehr als die Hälfte (56 Prozent). Und der GDV nennt einige weitere Beispiele.
- Kofferraumklappen: +49 Prozent
- Hintere Stoßfänger: +40 Prozent
- Scheinwerfer: +40 Prozent.
Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2021. Und so ging es seitdem weiter: "Zwischen August 2021 und August 2022 haben die Autohersteller die Preise im Schnitt um fast acht Prozent erhöht" sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Einige Ersatzteile wurden sogar noch teurer. Eine durchschnittliche Motorhaube etwa (+10,7 Prozent) oder eine hintere Seitenwand (+12,7 Prozent). Und vor wenigen Tagen haben erste Hersteller erneute Verteuerungen angekündigt.
Dagegen können sich Autofahrer aber wehren. Kleine Ersatzteile statt kompletter Bauteile finden Sie häufig beim Autoverwerter für wenig Geld. Und oft hat eine freie Werkstatt günstigere Lösungen parat als die teure Vertragswerkstatt. Denn auch wenn die Werkstatt etwas anderes behaupten mag: Es muss nicht immer das Original-Bauteil vom Hersteller sein. Ein kurzer Blick ins Internet und die Suche nach einer passenden Werkstatt in der Nähe kann die teure Reparatur deutlich billiger machen.
Die Alternativen im Überblick
Neben dem Originalteil gibt es häufig eine Reihe an Alternativen, die nicht unbedingt schlechter sind. Was steckt hinter ihren Bezeichnungen?
Identteil: ein Originalteil des Zulieferers. Lediglich das Logo des Autoherstellers fehlt. Und allein deshalb ist das Identteil viel günstiger.
Nachbauteil: Dieses Teil kommt von einem anderen großen Zulieferer. Es hat die selbe Qualität wie das Identteil, ist aber nochmals günstiger. Vorsicht aber bei Nachbauteilen von dubiosen Anbietern. Hier kann es sich um minderwertige Plagiate handeln.
Gebrauchtteil: Funktionsfähige Teile aus Altautos erhalten Sie beim Autoverwerter. Häufig finden Sie hier kleinste Ersatzteile und können sich so den teuren Austausch des kompletten Bauteils sparen. Einige Werkstätten bieten direkt die Reparatur mit Gebrauchtteilen an. Sie ist besonders günstig.
Aufbereitetes Teil: Sowohl freie als auch Vertragswerkstätten bieten generalüberholte und ebenfalls sehr günstige Teile an. Das Angebot reicht von der Lichtmaschine über runderneuerte Reifen bis hin zum kompletten Getriebe.
- Fachzeitschrift "Auto Motor und Sport"