Zukunftsplanung bei Volkswagen VW-Chef Diess: "Wir werden Arbeitsplätze abbauen"
Wegen der neuen Abgastestverfahren rechnet Volkswagen auch im laufenden Jahr mit Verzögerungen bei den Fahrzeug-Auslieferungen. Wie plant der Autokonzern langfristig und welche Rolle spielen dabei Elektroautos?
Durch neue Zertifizierungsverfahren bei Abgastests rechnet VW mit Lieferschwierigkeiten. "Es kann erneut zu temporären Einschränkungen kommen – wenn auch in weit geringerem Umfang", sagt Konzernchef Herbert Diess.
Nach der Einführung schärferer Messzyklen im vergangenen Jahr gilt ab Anfang September die nächste Stufe des WLTP-Verfahrens. Dazu müssen fast alle Motor-Getriebe-Varianten erneut das aufwendige Zertifizierungsverfahren durchlaufen. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen massive Probleme mit der Umstellung und musste zeitweise Tausende Fahrzeuge zwischenparken, weil man mit der Zertifizierung nicht nachkam.
Abbau von Arbeitsplätzen
Neben der Marke VW hat auch die Oberklasseschwester Audi darunter gelitten. Bei den Ingolstädtern seien voraussichtlich erst Ende des ersten Quartals wieder alle Varianten verfügbar, erläutert Diess. Als Konsequenz aus den Erfahrungen reduziere VW die Zahl der Modell-Varianten um ein Viertel, Audi sogar um 30 Prozent. Das verschlankte Portfolio werde dabei helfen, die Produktivität zu steigern, Produktionskosten zu senken und Fixkosten abzubauen.
Diess kündigt zudem einen schärferen Sparkurs an. Nach wie vor gebe es in Sachen Profitabilität einen großen Nachholbedarf. Durch den Umstieg in die Elektromobilität würden weniger Arbeitskräfte benötigt. "Wir werden Arbeitsplätze abbauen", sagt Diess. "Und es wird schwer, das nur mit Fluktuation und Altersteilzeit zu schaffen", fügt er hinzu. Bisher bewältigt der Konzern den Personalabbau überwiegend durch Vorruhestandregelungen
44 Milliarden Euro für neue Technik
Der Volkswagen-Konzern will deutlich mehr Elektromodelle auf den Markt bringen als bisher geplant. Bis 2028 sollen fast 70 neue E-Autos in den Verkauf gehen. Bisher hatte VW von 50 E-Modellen gesprochen. In den kommenden zehn Jahren will VW 22 Millionen Elektroautos auf eigenen Plattformen bauen statt bisher geplant 15 Millionen.
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"Um die notwendigen Investitionen für die E-Offensive tätigen zu können, müssen wir unsere Effizienz und unsere Performance in allen Bereichen weiter steigern", sagt Diess. Volkswagen will in den kommenden fünf Jahren 44 Milliarden Euro in neue Technik wie E-Antriebe, autonomes Fahren und Digitalisierung stecken. Im nächsten Jahrzehnt greifen in der EU härtere Vorschriften für den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid. Autohersteller müssen daher die Elektromobilität ausbauen, um Strafzahlungen zu vermeiden.
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur Reuters