ADAC unter Druck BMW und VW: Rückgabe der "Gelben Engel"?
Nachdem erneuten Schummel-Vorwürfen gegen den ADAC, erwägen die Automobilhersteller BMW und VW die Rückgabe aller "Gelber Engel". Grund für diese Androhung seien die laut Medienberichten manipulierten Rangplätze bei der jüngsten ADAC-Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen", berichtete die "Bild"-Zeitung. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer kritisierte den Verein scharf. "Man wollte sich deutlich wichtiger machen als man ist, und da war man skrupellos".
ADAC: Hersteller wollen Preis zurückgeben
Kai Lichte, Sprecher beim Autokonzern BMW, sagte der Zeitung: "Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, geben wir alle 'Gelben Engel' umgehend zurück." Auch VW erwägt, alle ADAC-Preise zu retournieren. "Wenn das stimmt, schicken wir dem ADAC eine ganze Wagenladung Preise zurück! Die sind jetzt schon angekratzt, dann sind sie ganz wertlos", sagte ein VW-Sprecher der Zeitung. Das gleiche ließ eine Sprecherin von Daimler verlauten.
Auch Platzierung manipuliert?
Der Automobilclub soll laut der "Süddeutschen Zeitung" bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" nicht nur die Stimmenzahl, sondern auch die Platzierung manipuliert haben. Das ergebe sich aus internen Unterlagen des Vereins, berichtete die Zeitung. BMW warte aber das offizielle Untersuchungsergebnis ab.
Automobilclub hält sich bedeckt
ADAC-Sprecher Christian Garrels sagte, er könne den Bericht nicht bestätigen. Der Club verwies auf die Untersuchungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. "Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Dem ADAC sind bisher keinerlei Ergebnisse bekannt", sagte Garrels.
BMW-Modell tatsächlich nur auf siebtem Platz?
Dem "SZ"-Bericht zufolge landete bei der Publikumsabstimmung zum "Gelben Engel" 2014 kein 5er BMW unter den ersten fünf Gewinnern. Das Modell rangierte stattdessen auf dem siebten Platz. In der offiziellen Pressemittlung des ADAC sei dieser BMW dann aber auf Platz fünf zu finden gewesen.
Wo ist der VW Tiguan?
Das eigentlich fünftplatzierte VW-Modell Tiguan sei dafür nicht erwähnt worden, schreibt die Zeitung weiter. Sieger sei der VW Golf geworden. Nach der Veränderung der Reihenfolge sei neben VW und Mercedes auch BMW vertreten gewesen, also die drei größten deutschen Autohersteller.
Immer mehr Schummeleien bekannt
ADAC hatte schrittweise zunächst eingeräumt, dass die Stimmenzahl bei der Abstimmung nach oben frisiert wurde, dann auch eine Änderung der Reihenfolge nicht mehr ausgeschlossen und externe Prüfer beauftragt. Der Automobilclub hatte zudem auf Anfrage der "Welt" eingeräumt, dass er auch seine Mitgliederzahl frisierte. Unter den 18,94 Millionen Mitgliedern (Stand Ende 2013) befinden sich demnach rund 389.000 beitragsfreie Mitglieder.
"Wir arbeiten all das auf, was im Raum steht"
Seit dem Bekanntwerden der Manipulation war bei dem Verein auch eine Reihe anderer Ungereimheiten an die Öffentlichkeit gekommen. Auch bei allen anderen Fragen und Vorwürfen, etwa bei angeblich von Dritten mitfinanzierten Badegewässertests in den 1990er Jahren, arbeite der ADAC an der Klärung: "Wir arbeiten all das auf, was im Raum steht." Die Ergebnisse sollen in die bereits begonnenen Reformprozesse einfließen, berichtete die "Bild".