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VW verspricht ein Elektroauto für 20.000 Euro. Doch während die Wolfsburger noch planen, liefert die Konkurrenz längst. Ist der ID. Every1 ein mutiger Vorstoß – oder ein teurer Nachzügler?
VW will das Elektroauto für die breite Masse bringen – erschwinglich, alltagstauglich, ein echter Volkswagen eben. 20.000 Euro soll der ID. Every1 kosten, wenn er 2027 auf den Markt kommt. Ein Kampfpreis, der den Durchbruch bringen könnte – oder ein riskantes Versprechen, das sich nie erfüllen wird.

Premiere in Düsseldorf
Heute Abend enthüllt VW den ID. Every1 bei einem Medienevent. Das sogenannte Showcar hat zwar kein Innenleben und fahren kann es auch nicht. Aber es zeigt, wie das künftige Serienmodell aussehen könnte. Bilder gibt es ab 19 Uhr auf t-online.
VW plant, während die Konkurrenz liefert
VW-Markenchef Thomas Schäfer betont die Bedeutung von preiswerten E-Autos: Günstige E-Autos seien wichtig, denn nur so könne Elektromobilität wirklich bei der breiten Masse ankommen.
Das bestätigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov. Demnach sagen 47 Prozent der Deutschen: Elektroautos sind zu teuer. 16 Prozent akzeptieren maximal 15.000 Euro, 14 Prozent ziehen die Grenze bei 20.000 Euro. Diese Hürde will VW nehmen – aber reicht das?
Preisgrenze für E-Autos | Anteil der Befragten |
---|---|
Bis 15.000 Euro | 16 Prozent |
Bis 20.000 Euro | 14 Prozent |
Bis 25.000 Euro | 12 Prozent |
Bis 30.000 Euro | 8 Prozent |
Über 30.000 Euro | 12 Prozent |
Kein E-Auto, egal welcher Preis | 30 Prozent |
Denn während VW noch an einer Studie feilt, bringen Citroën, Fiat, Renault und Hyundai schon günstige Elektro-Kleinwagen auf den Markt. Auch China prescht vor. Dacia, Leapmotor, BYD haben bereits E-Autos für unter 20.000 Euro. Wer wartet da noch auf VW?
Produktion im Ausland, Rendite unter Druck
Das Ganze hat einen weiteren Haken: Ein E-Auto für 20.000 Euro rechnet sich kaum. "Kleine Fahrzeuge sind bei der Rendite immer anspruchsvoller als große", sagt Schäfer. Die Produktion in Deutschland wurde früh ausgeschlossen. Zu teuer. Stattdessen wird wohl Portugal den Zuschlag bekommen – eine weitere Verlagerung der E-Fertigung ins Ausland.
Batteriepreise als Wackelfaktor
Größter Kostentreiber bleibt die Batterie. "Wenn allein die Batterie eines Fahrzeugs rund 7.500 Euro oder mehr kostet, dann schlägt das bei einem Kleinwagen natürlich massiv durch", sagt Autoexperte Stefan Reindl.
VW setzt darauf, dass Batterien günstiger werden. Doch bleiben die Preise hoch, platzt die Kalkulation – und die 20.000 Euro werden ein leeres Versprechen. Das kann sich der Konzern aber nicht leisten.
Eine Wette mit offenem Ausgang
VW muss liefern – nicht nur für sich, sondern für den gesamten E-Markt. "Ohne günstige Einstiegsmodelle gibt es keinen Elektro-Durchbruch", sagt Branchenexperte Stefan Bratzel. Und diese Modelle müssen auch von deutschen Herstellern kommen, allen voran von Volkswagen.
Denn es geht nicht nur um Verkaufszahlen, sondern auch um das Image der Marke. Gelingt der ID. Every1, könnte er die Wende bringen. Scheitert er, wird er ein finanzielles Fiasko.
- VW-Pressemitteilung
- Meinungsforschungsinstitut Yougov
- Nachrichtenagentur dpa