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Frankreich: Autofahrer fürchten Super-Radarfallen – "Bußgeldlawine" droht


Damit wird es richtig teuer
Autofahrer fürchten die neuen Super-Radarfallen

Von dpa, cc

Aktualisiert am 30.10.2024Lesedauer: 3 Min.
Ein Blitzer steht in einer Straße in Paris (Symbolbild).Vergrößern des Bildes
Ein Blitzer steht in einer Straße in Paris (Symbolbild). (Quelle: Francois Mori/dpa)
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Tempo, Rotlicht, Abstand, Gurt und Handy am Steuer: Frankreichs Radarfallen sollen künftig viele Verstöße zugleich erfassen. Der Protest dagegen ist groß.

Der Boom Künstlicher Intelligenz macht auch vor dem Straßenverkehr nicht Halt. Nicht nur bei autonomen Systemen in Autos oder Lkw, auch bei Radarfallen. Ein System, das in den Niederlanden entwickelt wurde, tritt gerade seinen Siegeszug durch Europa an. Nach ausführlichen Tests werden die "Super-Radare" inzwischen in immer mehr Pilotprojekten im Straßeneinsatz getestet. Auch in Deutschland.

In Frankreich hat die Regierung von Emmanuel Macron nun offenbar sogar den flächendeckenden Einsatz der Radarfallen neuester Generation beschlossen. Versteckt in einem Anhang der Haushaltsplanung 2025 stießen Medien auf den Plan, die Zahl der fest installierten Radarfallen auf 4.160 zu erhöhen und mehrere Hundert der Blitzer in die Lage zu versetzen, neben Tempo- und Rotlicht- auch weitere Verstöße automatisch zu ahnden.

Die Radargeräte könnten demnach in die Lage versetzt werden, automatisiert auch weitere Verstöße zu erfassen, zitierte der Sender France Info aus den Regierungsplänen. Ein Teil der rund 4.000 Radarfallen im Land soll demnach mithilfe der KI künftig auch den Abstand, die Gurtpflicht und das Handyverbot am Steuer überwachen.

Automobilklub wittert staatliche Abzocke

Die sogenannten "Super Radare" funktionieren mit einer "Monocam", die nicht mehr auf einzelne Tempoüberschreitungen reagiert, sondern ununterbrochen Aufnahmen von dem ihr zugewiesenen Straßenabschnitt macht. Die KI erkennt dann etwaige Unregelmäßigkeiten und sendet den entsprechenden Bildausschnitt an einen Beamten, der den möglichen Verstoß dann überprüft.

Um die automatisierten Kontrollen auszubauen, seien im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr 46,3 Millionen Euro reserviert, sowohl zur Wartung der vorhandenen als auch für die Beschaffung neuer Radarfallen.

Sturm dagegen läuft bereits der französische Automobilklub 40 Millions d'automobilistes, der vor allem eine groß angelegte staatliche Abzocke hinter den Plänen vermutet. "Die neuen Radargeräte haben keine echten Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, sondern dienen lediglich der Verfolgung größerer finanzieller Interessen", erklärte der Automobilklub.

Die Regierung rechne bereits jetzt mit zahlreichen Bußgeldbescheiden, denn im Haushaltsgesetzentwurf für 2025 heiße es, dass "die Ausgaben für Druck und Porto für die Erstellung und den Versand von Bußgeldbescheiden steigen werden".

Mehr Sicherheit bei Tempokontrollen durch Polizeistreifen?

Für Autofahrerinnen und Autofahrer in Frankreich, die es mit den Regeln nicht so genau nehmen, könnte es auf jeden Fall unangenehm und teuer werden mit den hochgerüsteten Radarfallen. Diese sollen die unterschiedlichen Verstöße nämlich alle auf einen Rutsch ahnden können. Wer dann mit dem Handy am Ohr zu schnell und zu dicht hinter seinem Vordermann herfährt, dem könnte gleich dreimal die Standardstrafe von 135 Euro drohen.

Außerdem drohen den Autofahrern über die Geldstrafen hinaus auch Abzüge von bis zu drei Punkten auf dem Strafkonto. In Frankreich sammelt man nicht Punkte, sondern bekommt sie entzogen. Autofahrer starten im Nachbarland mit zwölf Punkten Guthaben, für jedes strafwürdige Vergehen werden ihnen Punkte abgezogen. Bei null Punkten ist der Führerschein weg.

Der Automobilklub kritisiert vor allem das automatisierte Bestrafen der Autofahrer. Sinnvoller für die Prävention gefährlichen Fahrverhaltens wäre es, wenn die Polizei wieder mehr selbst vor Ort kontrolliere. Die Interessenvertretung der Autofahrer in Frankreich warnt vor einer regelrechten "Bußgeldlawine", sollte die Maßnahme tatsächlich umgesetzt werden.

Im Land der Revolte und des Protests sind die Radarfallen auch immer Zielscheibe der Zerstörung, nicht bloß von geblitzten Fahrern. Besonders groß ist die Zerstörungswut, wenn sich große landesweite Proteste gegen die Regierung richten, etwa angesichts der Rentenreform 2023. Und während der Gelbwestenproteste 2019 wurden drei Viertel aller Radarfallen von Demonstranten zerstört.

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