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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Harsche Kritik bei "ZDFZoom" Hotels schmücken sich mit falschen Sternen
Das System der Hotelsterne in Deutschland ergibt "für Gäste keinen Sinn" - zumindest nicht in seiner jetzigen Form. Hauptgründe: Mängel bei der Sterne-Vergabe und -überprüfung. Zudem schmücken sich einige Hotel mit falschen Sternen. Zu diesem Ergebnis kommt die Sendung "ZDFZoom".
Im Blickpunkt der Kritik steht der Deutsche Hotel und Gaststättenverband e.V. (Dehoga). Der Verband und dessen Landesverbände sind die einzigen, die in Deutschland offiziell Hotelsterne vergeben dürfen. Dafür müssen die Hotels je nach Kategorie bestimmte Kriterien erfüllen und ihre Klassifizierung alle drei Jahre erneuern.
Probleme bei der Sterne-Vergabe
Doch schon die Art der Vergabe stößt auf Kritik. Tourismusforscher Martin Linne erklärt, es gebe einen grundsätzlichen Interessenkonflikt. Viele der Hotels, die sich von der Dehoga Sterne verleihen lassen, seien schließlich selbst Mitglied im Verband. Man "kontrolliere sich selbst", sagt Linne. "Man kennt sich und man hilft sich", sagt der Sendung ein Hotelier, der anonym bleiben möchte.
Bei einer Stichprobe fällt Linne ein Hotel auf, bei dem es die Dehoga-Kontrolleure bei der Klassifizierung offensichtlich nicht so genau nahmen. Das Haus in Hamburg hat drei gültige Sterne, allerdings mindestens ein Zimmer ohne WC. Für eine Drei-Sterne-Bewertung müssen laut Dehoga-Kriterien-Katalog aber zwingend alle Zimmer Dusche und WC haben, Ausnahmen gibt es nur für ein- oder zwei-Sterne-Häuser.
Vorwurf: Zu wenig Personal für die Kontrollen
Bei weiteren Stichproben findet das ZDFZoom-Team in Drei-Sterne-Häusern veraltetes Mobilar oder fragwürdige hygienische Zustände vor.
Der anonyme Hotelier erklärt, wie einfach man die Dehoga-Kontrolleure in solchen Fällen täuscht: Man behaupte einfach, das entsprechende Zimmer sei gerade belegt oder werde renoviert.
Zudem erzählt ein weiterer anonymer Brancheninsider, dass die Dehoga für umfangreiche Kontrollen zu wenig Personal habe. So hätten etwa die Landesverbände Hamburg und Berlin nur jeweils einen fest Angestellten, der sich um die Sterne-Klassifizierung kümmere.
Viele Hotels schmücken sich mit falschen Sternen
Zudem werben offenbar viele Hotels mit Sternen, obwohl sie gar keine haben. 1000 Fälle recherchierte ZDFZoom, 25% der Häuser hatten keine Klassifizierung der Dehoga oder diese war abgelaufen. Trotzdem schmückten sich die Unterkünfte im Internet und vor Ort mit den Sterne-Symbolen.
In solchen Fällen sollte die Dehoga entweder selbst das Hotel abmahnen, oder es beauftragt die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs. Diesen Weg geht der Verband, um nicht selbst gegenüber den Hotels als "böser Bube" dazustehen, mutmaßt ein Mitarbeiter der Wettbewerbszentrale. Doch auch die wird wegen dieser Vergehen nur rund 100 Mal im Jahr tätig - und viele Hinweise kommen auch direkt von Gästen oder konkurrierenden Hotels. So schmücken sich weiter Hotels mit den falschen Sternen - laut ZDFZoom sogar ein Hotel der renommierten Sofitel-Kette.
So reagiert die Dehoga auf die Vorwürfe
Auf die Vorwürfe angesprochen, weist Markus Luthe von der Dehoga die meisten zurück. Personalmängel bei den Landesverbänden sehe er nicht. Die Verfehlungen bei Ausstattung und Hygiene bei den gemachten Stichproben seien "falsch angewandter Ermessensspielraum" seitens der Kontrolleure. Gefälligkeitsüberprüfungen gebe es nicht, außerdem sei ein Vor-Ort-Termin für eine Sterne-Auszeichnung zwingend erforderlich. Man wolle aber alle vom ZDF ermittelten Einzelfälle noch einmal genau überprüfen, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag.
Kürzere Laufzeiten und damit häufigere Kontrollen bis zur Erneuerung der Sterne-Plakette - wie etwa in Dänemark - lehnt Luthe ab. Das sei für die Hotels zu teuer. Lediglich bei der Werbung mit den falschen oder abgelaufenen Sternen lenkt Luthe ein. 25 Prozent sei mehr, als er vermutet habe. Hier müsse man nachjustieren.
Expertentipp: So finden Gäste das richtige Hotel
Tourismusforscher Martin Linne bleibt allerdings bei seinem Urteil: Die Dehoga-Hotelsterne sind in erster Linie ein Marketinginstrument und helfen dem Gast nicht, ein gutes Hotel zu finden. Er empfiehlt statt dessen Hotelbewertungen von Gästen im Internet. Auch hier sollte man allerdings sorgfältig sein und am besten die Bewertungen mehrerer Seiten vergleichen. Außerdem solle man sich nur für topbewertete Hotels mit vielen Gästebewertungen entscheiden.
Wenn dieses Hotel sich dann zusätzlich mit Sternen schmückt, könne man ja auf der von der Dehoga betriebenen Website hotelsterne.de nachschauen, ob das denn wirklich stimmt.