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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tiefe Krater, brodelnde Lava Vulkane: Wie gefährlich sind sie für Touristen?
Vulkane faszinieren. Sie sind Sehenswürdigkeit und Bedrohung zugleich. Denn die Naturschauspiele bergen noch immer einige Gefahren – auch in Europa.
Ob auf der zu Spanien gehörenden Ferieninsel La Palma, wo 2021 ein Vulkan im Bereich der Cumbre Vieja rund drei Monate lang Asche und Lava ausgespuckt hat, oder die aktuelle Angst vor einem Ausbruch des Supervulkans in Italien oder eines Vulkans in Island: Aktive Vulkane gibt es viele – weltweit sind es etwa 1.500. Auch in Europa kommt es immer wieder zu Eruptionen.
Vulkanausbruch: Wie gefährlich ist das für Touristen?
Und es gibt vulkanische Hotspots, die Touristen gerade deshalb als Reiseziel wählen. Mit teilweise dramatischen Folgen. Denn Vulkane sind Bedrohung und Attraktion zugleich. Sie bieten Reisenden ein unvergleichliches Naturerlebnis – oder legen den Flugverkehr lahm, überziehen die Landschaft mit Lava oder Asche, zerstören Ortschaften.
Inzwischen sind viele Vulkane auch für Touristen gut zugänglich: Es gibt Bustouren, Tagesausflüge und geführte Touren. In der Nähe mancher Vulkane sind sogar Parks entstanden, die Eintritt kosten. Bei Ausbrüchen müssen immer häufiger Touristen ferngehalten werden.
Weil beispielsweise in Island derzeit alles auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hindeutet, wurde die "Blaue Lagune" gerade geschlossen. Seit Ende Oktober 2023 gibt es eine ganze Serie von Erdbeben im Südwesten Islands. Die "Blaue Lagune" ist eigentlich ein Touristenmagnet, ein Thermalbad mit dampfendem, stahlblauem Wasser in der Nähe der Hauptstadt Reykjavik. Viele Touristen sind bereits verängstigt abgereist.
Auch im Fall von La Palma waren 2021 viele Touristen von dem Vulkanausbruch betroffen. Die Kanareninsel ist bei Urlaubern sehr beliebt. Nicht, weil es dort Vulkane gibt, sondern weil das Klima auf den Kanaren ganzjährig mild ist.
Wie viel Zeit haben Sie, um bei einem Ausbruch zu fliehen?
Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten: In vielen Fällen warnen in Vornherein Erdbeben vor einem drohenden Vulkanausbruch. Vulkanologen beobachten betroffene Vulkane und die umliegenden Gebiete zudem sehr genau und warnen, sollte ein Vulkanausbruch bevorstehen.
Es kann dann jedoch sein, dass der Vulkan unmittelbar vor dem Ausbruch steht oder der Ausbruch noch Tage, Wochen oder gar Monate bevorsteht. In einigen Fällen "beruhigen" sich die Vulkane auch wieder und es kommt gar nicht zu einem Ausbruch. Zudem ist immer schwer einzuschätzen, wie groß die betroffene Region ist. Sie sollten in jedem Fall Evakuierungen und Sperrzonen ernstnehmen und sich bei Warnungen keiner unnötigen Gefahr aussetzen.
Wo drohen Vulkanausbrüche – auch in Europa?
Rund 450 aktive Vulkane liegen im pazifischen Feuerring – allein 127 in Indonesien. Im März 2023 schleuderte der Merapi auf Java, ebenso ein beliebtes Urlaubsziel, Eruptionswolken in den Himmel. Lawinen aus heißem Gestein, Lava und Gas waren bis zu sieben Kilometer weit ins Tal gerauscht. Um den Vulkan wurde eine Sperrzone errichtet.
Ein Risiko besteht jedoch nicht nur in der Ferne, sondern auch in Europa. Immer wieder gibt es aktuelle Beispiele wie 2021 auf La Palma, im Sommer 2023 auf Sizilien oder aktuell in Island und am Supervulkan in Italien.
Am sichersten sind Reisende beispielsweise auf Sardinien, Mallorca und Ibiza. Auf den meisten griechischen Inseln wie Kreta oder Rhodos droht ebenfalls kein Vulkanausbruch, hier könnte es allerdings zu Erdbeben kommen.
Wie reisen Sie auch in vulkanischen Regionen sicher?
Verantwortungsvoller Vulkantourismus ist sehr wichtig. Urlauber sollten sich daher vor einer Reise in ein Vulkangebiet gründlich informieren. Das Auswärtige Amt zum Beispiel weist in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen für die entsprechenden Länder auch auf Gefahren durch Vulkanismus hin.
Denn oft kommt es darauf an, wo genau in einer Region Sie urlauben. Ein Ausbruch des Vulkans Kilauea auf Hawaii, einer der aktivsten der Welt, sorgt beispielsweise für Lavaströme und Schäden auf Big Island. Wer aber auf einer anderen Insel des Archipels seinen Urlaub verbringt, hat in der Regel keine Einschränkungen zu befürchten.
Was sind die größten Risiken beim Vulkantourismus?
Tatsächlich ist das Risiko, dass Touristen durch einen Ausbruch zu Schaden kommen, relativ gering im Verhältnis zu den sonstigen Gefahren. Die Höhe und schlechtes Wetter werden am häufigsten unterschätzt. Das gilt zum Beispiel für den beliebten Teide auf Teneriffa, der fast so hoch wie der Großglockner ist. Viele Urlauber wollen dort hinauf, unterschätzen jedoch das Hochgebirge.
Und auch außerhalb von Europa ist Vulkan-Trekking eine beliebte Attraktion. Das gilt besonders in Mittel- und Südamerika. In den Anden reihen sich stattliche Vulkane von mehr als 5.000 oder gar 6.000 Metern wie an einer Perlenkette in Nord-Süd-Richtung auf. Allein in Chile gibt es rund 80 aktive Vulkane. Besonders formschön ist zum Beispiel der Cotopaxi in Ecuador, auch er ist immer wieder mal aktiv, zuletzt Ende 2022/Anfang 2023. Die Asche flog schon bis in die nahe Hauptstadt Quito.
Und es gibt auch Szenarien, bei denen nicht nur Reisende vor Ort betroffen sind. Der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island legte bei seinem Ausbruch 2010 beispielsweise für mehrere Tage den gesamten Flugverkehr in Nord- und Mitteleuropa lahm.
- tagesschau.de: "Island schließt wegen Erschütterungen Blaue Lagune"
- vulkane.net: "Vulkane und Tourismus: Gefahren für Urlaubsreisende"
- mit Material Nachrichtenagentur dpa