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Das Jenke-Experiment in der TV-Kritik: Ist ein Drogen-Selbsttest nötig?


"Alles scheißegal"
Jenke verläuft sich im Drogendschungel

Cannabis und Alkohol gab es in der letzten Staffel, in die neue startet RTL-Reporter Jenke von Wilmsdorff nach dem Motto "so extrem wie nie zuvor" direkt im Drogenrausch. Für die heutige Folge von "Das Jenke-Experiment" warf er LSD, Ecstasy, Speed, Ritalin und K.O.-Tropfen ein. Für den Zuschauer hielt der Beitrag jedoch mehr Tiefen als Höhen bereit.

Aktualisiert am 06.09.2016|Lesedauer: 4 Min.
Von t-online
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Die Sendung beginnt in einer Wohnung mit drei maskierten Mitkonsumenten und einer Runde Speed. Nein - Stop: Für Jenke mit einer Runde "Legal High". Während die anderen den Stoff durch die Nase ziehen, greift er nämlich zur Pille, die eine leicht abgewandelte Form der Droge bietet und auch im Internet erhältlich ist. Auf diese Weise ist das Drogenexperiment legal. Begleitet wird der Reporter von Professor Volker Auweiler, Experte für forensische Toxikologie und von Ärzten.

Jenke von Wilmsdorff testet hartet Drogen.Vergrößern des Bildes
Jenke von Wilmsdorff testet hartet Drogen. (Quelle: RTL)

Speed und Ecstasy: "Drogen sind etwas Wunderbares"

Bekannt ist Speed als Wachmacher und diese Wirkung verfehlt die Pille auch bei Jenke nicht: Er bleibt 48 Stunden wach. Nach der Speed-Tablette schmeißt er Ecstasy hinterher. Die Drogen eröffnen den Eintritt in eine Welt ohne Zeit und Raum:

Jenke feiert und tanzt, er verliert das Gefühl für die eigenen Grenzen und Müdigkeit. Der Körper befindet sich in einem Rausch der Euphorie. Das Herz rast, die Pupillen sind groß, der Blutdruck erhöht. Sein einziger Wunsch: Mehr Drogen, mehr Party! Das Fazit im Tanz der Moleküle: "Drogen sind etwas Wunderbares".

"Drogen sind die Hölle"

Im Anschluss an Jenkes Partymarathon finden wir ihn in einer Suchtklinik wieder. Nach dem Rausch drückt RTL auf die Tränendrüse und zeigt Kinder, die mit ihren Müttern in der Suchtklinik leben müssen.

Das Krankheitsbild der Patienten hat sich in den letzten Jahren geändert, weiß Dr. Volker Barth, Klinikleiter in Schlereut. Früher kamen klassische Alkoholiker oder Heroinabhängige in den Entzug. Heute handelt es sich meist um mehrfach Süchtige, so der Experte. Der Konsum von Crystal zum Aufputschen und Ecstasy zum Feiern, dann von Alkohol oder Haschisch um wieder runterzukommen, seien die Gewohnheit von vielen.

Mehrfach während der Reportage trifft Jenke auf zwei süchtige Frauen: Die 38-jährige Diana ist mehrfachsüchtig, zuletzt nahm sie Heroin. Schon als Kind wurde sie verwahrlost und lernte Gewalt, später auch durch Männer, kennen.

Crystal Meth: Zwölf Tage wach

Anna, 31, ist süchtig nach "der Zombiedroge" Crystal Meth. "Du hast das Gefühl, dass du alles bewältigen kannst, es macht dich unbesiegbar", sagt sie über das Gefühl unter der Droge. Mit Crystal war sie bis zu zwölf Tage am Stück wach. "Die schönste Zeit meines Lebens habe ich mit der Droge verbracht", sagt sie. In der Klinik versuche sie, sich von eben diesen Gedanken zu lösen.

"Drogen machen Psycho-Scheiß"

Der Kampf um den Suchtdruck wird für beide ein Leben lang bleiben. "Das zeigt doch, was für einen Psycho-Scheiß die Drogen mit einem machen", sagt Jenke im Gespräch mit der süchtigen Diana.

Die Chance, die Sucht am Ende zu besiegen, liegt laut Barth in etwa bei 50 zu 50. So auch hier: Anna schafft es, Diana wird rückfällig und ihr Sohn kommt in die Obhut des Jugendamtes.

Zu süchtigen Müttern und Kindern hält RTL noch mehr Schockmaterial bereit und zeigt ein Baby, das schon mit fünf Wochen schwer abhängig ist. Der Kleine zittert mit den Händchen, ist aufgeregt und muss mit Opiaten behandelt werden. Die Mutter ist heroinabhängig, während der Schwangerschaft bekam sie zwar ein Medikament als Ersatz, doch auch das war Gift für das Baby.

LSD: Zwischen Halluzinationen und Absturz

Später reist Jenke für einen LSD-Trip nach Portugal und gibt sich für die Quote dem LSD-Rausch hin. "Seht ihr, wie dieses ganze Dach atmet - das ist echt irre" und "seht ihr diese Hot Dogs?" fragt er. Mit einer Augenbinde liegt er auf dem Boden und befindet sich in einem traumartigen Zustand. Grenzenlose Albernheit und Philosophie haben jedoch eine bittere Kehrseite: Plötzlich fühlt sich Jenke uralt. Misstrauen und Angst ersetzen die kreativen Gedanken der vorherigen Phase. Nach dem LSD- Trip meint er jedoch, mehr Wissen über sich selbst zu haben. Das Abschweifen in die seelischen Abgründe verdeutlicht aber auch die große Gefahr, die von LSD ausgeht.

Drogen-Wochenende Teil zwei

Zurück zu Jenkes Selbstexperiment mit Speed und Ecstasy: Tagsüber hält er sich mit Speed wach, während andere sich mit Marihuana "runterrauchen". Die zweite Disconacht hält für den Reporter weniger Glanz bereit: Er erkennt, wie kaputt all die anderen dort sind und ist am Ende froh, raus zu sein. Auf den Glücksrausch folgt dann die Depression: Jenkes Serotoninspeicher sind leer. Noch die nächsten vier Tage fühlt er sich abgeschlagen.

K.O.-Tropfen: "Alles scheißegal"

Wieder eine Betroffene: Nina F. wurde unter K.O.-Tropfen von mindestens drei Männern vergewaltigt. Die Drogen wurden ihr ins Glas gemixt, bis heute hat sie einen totalen Filmriss. Die Täter wurden nie gefunden.

Im Bierzelt testet Jenke selber K.O.-Tropfen. Im Bier schmeckt er die Tinktur nicht. Er wirkt wie betrunken und fühlt sich entspannt. Je länger der Rausch dauert, desto gleichgültiger wird ihm alles. Einem Täter wäre er wie Nina völlig ausgeliefert. Am nächsten Tag erinnert er sich an nichts, nicht mal als er mit den Fotos des Abends konfrontiert wird.

Ritalin: Niedrig dosiertes Koks

Manche Aufputschmittel sind sogar legal: Jenke nimmt eine Woche lang Ritalin. Dabei handelt es sich um ein Medikament gegen ADHS und zugleich um niedrig dosiertes Kokain. Es wird aber auch als Droge missbraucht und als solche von vielen Studenten genutzt. Unter anderem will Jenke mit Ritalin in einer Woche Arabisch lernen. Mit wenig Erfolg: Er ist müde, unmotiviert und hat Kopfschmerzen.

Braucht es ein solches TV-Experiment?

Chemische Substanzen und Emotionen, das ist der Mix den RTL für die Zuschauer im Drogenexperiment bereit hielt. Dabei rührte die Reportage in typischer RTL-Manier in menschlichen Schicksalen und zeigt die Abgründe der Drogensucht. Ob dazu ein dichter Jenke nötig war, ist fraglich. Lesen Sie hierzu auch unseren Kommentar.

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