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Fünf Tipps von Knigge, wie man mit Rüpeln umgeht


Knigge
Fünf Tipps, wie man mit Rüpeln umgeht

Deutsche Männer legen Umfragen zufolge viel Wert auf Höflichkeit und die richtigen Umgangsformen – vor allem bei den Mitmenschen. Keine Zeit, zu viel Stress, in Gedanken woanders – diese Ausreden kennt der Stilexperte, Autor und Berater Moritz Freiherr Knigge genau. Er erläutert im Gespräch mit wanted.de, wie Mann mit rücksichtslosen Zeitgenossen umgeht, ohne sich selbst zum Rüpel zu machen und gibt dafür fünf Tipps.

Aktualisiert am 19.01.2017|Lesedauer: 4 Min.
Uwe Kauss - wanted.de
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Früher war alles besser: 75 Prozent der Deutschen aller Altersgruppen sind laut einer Umfrage der Meinungsforscher von YouGov vom April 2015 der Ansicht, früher seien die Menschen höflicher gewesen. In einer Umfrage des Emnid-Instituts sagten 98 Prozent der Deutschen schon 2004, Höflichkeit mache das Zusammenleben deutlich leichter. 91 Prozent hielten gute Manieren sogar "für unverzichtbar".

Gentlemen behandeln jeden stets gutVergrößern des Bildes
Gentlemen behandeln jeden stets gut (Quelle: Freiherr Knigge)

Der Stress nimmt zu

Höflichkeit im Alltag gilt als sehr wichtig – aber vor allem bei den anderen. Das hat seinen Grund: "Effizienzdenken, Zeitdruck und hohe Arbeitsbelastung sind ihr Todfeind", betont der Stilexperte, Buchautor und Berater Moritz Freiherr Knigge. Der "Botschafter für das bessere Miteinander" erfährt von Teilnehmern seiner Seminare immer wieder, dass die lautesten Ankläger nie mit dem Finger auf sich selbst zeigen: "Menschen wissen gut, was sie so zu tun und zu lassen haben. Vor allem aber, was die anderen so zu tun und zu lassen haben." Und was macht man mit diesen Nervtötern, die noch die einfachsten Regeln der Höflichkeit ignorieren?

Für den Umgang mit ihnen hat Moritz Freiherr Knigge einen Plan mit fünf erstaunlich offenen und erfrischenden Ratschlägen parat.

Fünf Tipps gegen Rüpel

"Erstens: Ich stelle mir vor, die anderen halten mich für den größten Rüpel im Raum. Irgendwem gehe ich sicher auf den Keks. Kann ich nicht ändern. Zweitens: Ich bin der erste, der sich höflich verhält. Drittens: Wenn sich jemand mies benimmt, unterstelle ich erst mal ein Missverständnis. Viertens: Was mir missfällt, spreche ich so an, dass mir niemand mit seinem Hintern ins Gesicht springt. Fünftens: Wenn das alles nichts nutzt, nehme ich meine Beine in die Hand, verschwinde in der Deckung - oder nehme die größte Nervbacke mal kurz in den Arm."

Seine Erfahrung: Wer sich selbst höflich verhält, erlebt viel weniger Rüpeleien und Peinlichkeiten als Menschen, die bei den anderen Unhöflichkeit beklagen. "In meinen Seminaren höre ich oft von Arbeitskollegen, die weder am Arbeitsplatz noch im Meeting grüßen." Dabei steht laut Knigge "jedem Menschen ein Gruß zu, unabhängig von Hierarchie und Position." Er frage zurück: "Grüßen Sie denn diesen Herrn?" Meistens folge da nur peinlich berührtes Gemurmel als Antwort. Grüße man selbst freundlich, falle die Antwort aber meist ebenso angenehm aus.

Alles ganz einfach – allerdings: Einer muss anfangen. Und das sind nicht immer die anderen. Wer sich höflich verhalte, für den sei, so Knigge, die kleine Vorleistung wie der schnelle Gruß kein Rangabstieg. Und ganz sicher keine Unterwerfung. Denn sie geschehe auf Augenhöhe. "Wenn danach immer noch keine Antwort kommt, lohnt sich ein Gespräch unter vier Augen – "aber ohne Vorwürfe, mit Blickkontakt und klaren Ich-Botschaften", empfiehlt der Stilexperte. Also: "Mir ist aufgefallen..." statt: "Sie sind immer so...".

Anleitung zum Unhöflichsein - aber bitte gekonnt

In seinem neuen Buch "Anleitung zum Unhöflichsein - Von der Kunst, sich virtuos daneben zu benehmen", das im Oktober 2015 bei Schwarzkopf&Schwarzkopf erscheint, beschreibt der Stilexperte, dass Unhöflichkeit meist "eine ziemlich komplexe Gemeinschaftsarbeit" sei.

"Mir ist ein Arbeitskollege unsympathisch, obwohl ich den nicht näher kenne. Ein unhöfliches Verhalten von ihm verstärkt meinen Eindruck massiv." Wie der sich benimmt. Unmöglich. Und schon gibt’s einen guten Grund, in der Kantine über diesen Rüpel mal wieder fein zu lästern. Und wenn er sein Verhalten plötzlich ändert und einfach nett ist? Tja, dumm gelaufen. Den Kollegentratsch gibt Knigge so wieder: "'Ich weiß gar nicht, warum Du dich wieder so über den aufregst, der hat Dich doch sehr freundlich gebeten?' 'Stimmt. Freundlich ist ja er schon. Das scheint eine gute Masche zu sein.'"

Knigge empfiehlt: "Begegnen Sie der ungewohnten Freundlichkeit eines Kollegen entspannt, wertschätzend und auf Augenhöhe. Wieso Misstrauen? Es gibt keinen Grund dafür – außer dem schlechten Bild der Person im eigenen Kopf." Höflichkeit ist Abrüstung, manchmal sogar Waffenstillstand. Da lässt sich was draus machen.

Gentlemen behandeln jeden stets gut

Doch ihm geht es nie um langweilige, geübte Etikette: "Wer es beherrscht, sich stilsicher und virtuos daneben zu benehmen, verlässt niemals die Werte der Höflichkeit", betont er. Vergessen wir die Etikette – es lebe die Höflichkeit. Soll heißen: Niemand wird nach einem vergessenen Brotmesser fragen, obwohl das eigentlich auf den Tisch gehört. Dann lieber das Brot mit den Händen brechen.

"An der Unhöflichkeit erkennt man den Menschen", betont Knigge. Beim Dinner im Restaurant mit schlagfertigem Smalltalk und gut gekleideten Menschen zeige sich wahre Höflichkeit im Umgang mit den Kellnern. "Ich habe erlebt, wie Führungskräfte mit untadeligem Benehmen die Servicekräfte bei einfachsten Anliegen richtig mies behandelt haben", erzählt Knigge. Dieser Bruch erzähle ihm mehr über den Charakter einer Person als die perfekt sitzende Krawatte und die Kunst der Konversation.

Höflichkeit – das ist für Knigge eine Haltung. "Es geht nicht darum, Menschen mit Regeln zu konfrontieren und deren Einhaltung zu belohnen", sagt Knigge. Viel wichtiger sei ihm, die Dynamik der Kommunikation bewusst zu machen. "Dabei geht eine Menge schief. Täglich. Das lässt sich nicht ändern." Seine Grundregel für Männer: "Es ist unhöflich, sich die Unhöflichkeiten anderer anzueignen." Das sei viel wichtiger als Etikette in Perfektion: "Ich kann ein hoch interessantes, geistreiches Gespräch auch mit jemandem führen, der zum Empfang den komplett falschen Anzug trägt."

Moritz Freiherr Knigge will einen neuen Blick auf die Höflichkeit vermitteln. Es geht ihm darum, das eigene, komplizierte Leben – und das der anderen – ein wenig angenehmer zu machen. "Das Perfide ist: Wenn's super läuft, ist Höflichkeit total einfach. Wenn's aber stressig, schwierig und konfliktgeladen wird, vergessen wir sofort die einfachsten Regeln. Und machen damit alles viel schlimmer." Das Fazit von wanted.de aus alledem: Richtig unhöflich ist ein Gentleman niemals. Und tja, das mit der Unhöflichkeit im Buchtitel hat sich im Gespräch als pure Ironie herausgestellt. Eine Anleitung zur unbedingten Höflichkeit finden Sie in unserer Fotoshow.

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