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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rezepte aus dem Wald Nicht bekämpfen, sondern essen: So gut schmeckt "Unkraut"
Die Natur ist ihr zweites Zuhause. Wenn Verena Hillgärtner unter freiem Himmel aufwacht oder durch den Wald streift, fühlt sie sich angekommen. Dabei findet sie immer auch wilde Pflanzen und Kräuter, die Hobbygärtner als Unkraut bekämpfen und an denen Spaziergänger achtlos vorübergehen. Die Bloggerin selbst zaubert daraus wahre Gaumenfreuden. Für feelgreen.de hat sie eine kleine Auswahl zusammengestellt.
"Der Wald ist für mich der ideale Ausgleich zu der Schnelligkeit des Lebens", sagt die 27-Jährige. "Die künstliche Welt mit ihren Plastikflaschen, den vielen Elektronikgeräten und den zubetonierten Wiesen verschreckt mich oft zutiefst." Es macht Verena traurig, dass viele Menschen den Bezug zur Natur verloren haben. Ihr Wunsch: ein sorgsamerer Umgang mit der Umwelt.
"Wir müssen die Natur schützen"
"Ich versuche mein Leben so naturnah und genügsam wie möglich zu gestalten, um die Natur so gut es geht zu erhalten und mit ihr im Einklang zu leben", erklärt Verena, die gerade eine Ausbildung zur Erzieherin in einem Waldkindergarten abgeschlossen hat. Auf ihrem Blog "Mondvogel" teilt sie ihre Gedanken und Ideen und kreiert vegane Rezepte der besonderen Art, darunter beispielsweise Giersch-Pesto, Brennnessel-Ravioli und Fichtenspitzen-Sirup.
Giersch-Pesto richtig zubereiten
Viele Hobbygärtner werden sich fragen, wie Giersch schmeckt. Denn für die meisten ist er ein lästiges Unkraut, das sich unaufhaltsam durch die Beete im Garten schlängelt. Für die Bloggerin hingegen ist er ein Gaumenschmaus. Statt bekämpfen einfach aufessen? Eine gute Idee. "Geschmacklich ist Giersch einzigartig lecker", findet Verena. "Ein bisschen zwischen Karotte und Petersilie, sehr würzig. In Kombination mit Knoblauch und Nudeln ist er einfach unschlagbar."
Für das Pesto emfpiehlt Verena: Die gewünschte Menge Giersch sammeln und darauf achten, dass keine Stiele dabei sind. Diese sind sehr faserig und zäh. "Am besten schmecken die kleinen, jungen Blätter", lautet Verenas Tipp. Dann den Giersch waschen, abtropfen lassen und mit Olivenöl, Sonnenblumenkernen und etwas Knoblauch pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Brennnessel-Ravioli: Ohne Handschuhe geht es nicht
Neben Giersch zählen Brennnesseln zu Verenas liebsten Wildkräutern: "Sie schmecken ein wenig nussig und spinatähnlich. Zum Essen eignen sich die ersten drei Blattpaare der Pflanze am besten. Sie sind schön zart." Für die Ernte und die Zubereitung empfiehlt die Bloggerin Handschuhe, sonst wird es unangenehm.
Für die Brennnessel-Ravioli Wasser, Mehl und eine Prise Salz zu einem glatten Teig vermischen. Danach eine Zwiebel in kleine Würfel schneiden und in der Pfanne kurz anbraten. Anschließend die gewaschenen und klein geschnittenen Brennnesseln hinzugeben. Das Ganze wieder mit Salz und Pfeffer abschmecken. "Die Füllung muss vor der Weiterverarbeitung gut abkühlen, sonst reißt der Nudelteig leicht", warnt Verena.
In der Zwischenzeit den Teig ausrollen und in kleine Vierecke schneiden. Einen Teelöffel der Füllung auf ein Teig-Viereck geben und den Rand mit Wasser anfeuchten. Dann mit einem weiteren Teigstück abdecken und mit der Gabel festdrücken. Zum Schluss die Ravioli in kleinen Portionen in kochendes Wasser geben. Sie sind fertig, wenn sie an der Oberfläche schwimmen.
Fichtenspitzen-Sirup gegen Halsschmerzen
Zarte Fichtenspitzen kommen bei der Naturfreundin ebenfalls gut an und sind weit mehr als ein gesunder Snack für zwischendurch: "Als Sirup angesetzt helfen sie wunderbar gegen Halsschmerzen." Für die Zubereitung braucht es lediglich 200 Gramm Fichtenspitzen, 200 Gramm Zucker und einen halben Liter Wasser.
Die gewaschenen Triebspitzen über Nacht im Wasser ziehen lassen und am nächsten Tag eine Stunde lang kochen. Anschließend die hellgrüne Flüssigkeit durch ein Sieb gießen, um die Nadeln zu entfernen. Den Zucker hinzugeben und alles so lange kochen, bis eine zähflüssige Masse entsteht. Aber Achtung: "Nicht zu lange einkochen, sonst kann es passieren, dass der Sirup zu einem großen Bonbon erstarrt", weiß Verena aus Erfahrung. Zum Schluss den Sirup abkühlen lassen und in saubere Flaschen füllen.
Unkraut? Alles eine Frage der Definition
Diese Rezepte sind ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohnt, mit offenen Augen durch die Natur zu gehen, sie bewusst wahrzunehmen und sorgsam mit ihr umzugehen. Und besonders am Beispiel des "Unkrauts" Giersch wird deutlich: "Die Natur ist kein Feind, gegen den wir uns schützen und den wir bekämpfen müssen", sagt Verena.