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Aus Kerlen werden Väter: Ist das das Ende von Männerfreundschaften?


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Aus Kerlen werden Väter: Ist das das Ende von Männerfreundschaften?

Wenn ein Baby auf die Welt kommt, beginnt für junge Eltern eine aufregende und anstrengende Zeit. Der Alltag wird völlig auf den Kopf gestellt, da sich alles um das neue Familienmitglied dreht. Freunde und Bekannte müssen da oftmals zurückstecken, denn die Zeitfenster für wirklich freie Freizeitgestaltung sind nun erheblich kleiner geworden. Vor allem junge Väter, die heute wesentlich intensiver in den familiären Ablauf eingebunden sind als in früheren Generationen, tun sich manchmal schwer, sich an das neue Leben zu gewöhnen. Spontane Verabredungen mit den besten Kumpels sind nun nicht mehr so ohne weiteres möglich. Ob und wie solche Männerfreundschaften samt Kommunikation mit dem Beginn des Vaterdaseins funktionieren, haben uns junge Papas erzählt.

02.08.2012|Lesedauer: 4 Min.
t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli
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Treffen mit alten Kumpels werden seltener

Vor wenigen Wochen ist Robert zum zweiten Mal Vater einer Tochter geworden. Seine Älteste ist nun schon vier Jahre alt und geht in den Kindergarten. Robert ist also schon ein Familien-Routinier. Der Eltern-Redaktion von t-online.de erzählt er, dass er es schon beim ersten Kind eigentlich nie als Entbehrung empfunden habe, dass er nicht mehr so viel mit seiner Jungs-Clique unternehmen konnte wie früher: "Klar ist das ein riesiger Einschnitt. Aber meine Kumpels, die meisten waren damals noch ohne Kinder, hatten dafür eigentlich Verständnis. Dann hat man sich eben nicht so oft gesehen. Das hat unser Verhältnis bis heute aber nicht verändert - hat uns nicht voneinander entfremdet." Auch die gemeinsamen Gesprächsthemen, so Robert, hätten sich im Laufe der Jahre kaum gewandelt, obwohl die meisten seiner Freunde nun selbst Väter seien.

In Männerfreundschaften geht es eher selten um Kinder und Familie.Vergrößern des Bildes
In Männerfreundschaften geht es eher selten um Kinder und Familie. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Sport und Politik haben Priorität bei Männergesprächen

Roberts Erfahrungen in puncto Männerfreundschaften scheinen typisch zu sein. Das spiegelt sich in verschiedenen Studien wieder: Das Institut für Demoskopie Allensbach etwa fand in der 2011 veröffentlichten repräsentativen Erhebung "Typisch Mann - typisch Frau" unter dem Aspekt "Gesprächskultur in Deutschland" heraus, dass sich Männer untereinander im Gegensatz zu Frauen eher selten über Familie beziehungsweise Kinder austauschen. Männer, so die Umfrageergebnisse, reden am liebsten über Sport. Das war für 65 Prozent der Befragten das Thema Nummer eins. Danach folgten laut der Studie auf der Beliebtheitsskala, gleichgültig ob es um kinderlose Männer oder Familienväter handelte, Politik und Wirtschaft, Technik und Autos sowie Arbeit und Beruf.

Diese Statistik wird durch die Forschungen des Schweizer Soziologen Steve Stiehler bestätigt. In seinem Buch "Männerfreundschaften" beschreibt er, dass "maskuline Kommunikation" sich häufig um alltägliche Dinge dreht, die meist unpersönlichen Inhalt haben wie etwa Diskussionen um die tägliche Nachrichtenlage oder gemeinsame Interessen und bestimmte Hobbys. Deutlich weniger oft als bei Frauen würden dagegen emotionale Befindlichkeiten und personenbezogene Probleme thematisiert, die etwa die Kinder oder die Partnerschaft betreffen. Die Familie bleibe so zumindest in verbaler Form in eingeschworenen Männergemeinschaften oft mehr oder weniger außen vor.

"Wie eine wohltuende Insel"

Jung-Vater Mathias, dessen kleiner Sohn vor knapp acht Monaten auf die Welt kam, pflegt ebenfalls noch seine alten "Seilschaften" aus Schul- und Studententagen, auch wenn Verabredungen nun nicht mehr so spontan klappen. Auch er erlebt immer wieder, wenn er ein paar "freie" kinderlose Stunden mit seinen Freunden rausschlagen kann, dass Themen rund um den Nachwuchs beziehungsweise die Familie in der Männerrunde zwar nicht totgeschwiegen werden, aber als Gesprächsthema nicht unbedingt allerhöchste Priorität haben. "Natürlich reden wir, wie es so zuhause geht. Dann wird aber oft einfach über Dinge gequatscht, wofür man sonst wenig Zeit und Muße hat. Das ist dann für mich wie eine wohltuende Insel zum Abschalten, wenn ich mit meinen Jungs zusammen bin - ohne natürlich meine Lieben zu Hause zu vergessen."

Gemeinsame Aktivitäten schweißen Männer zusammen

Dieses Gefühl, sich mit seinen alten Kumpels eine Auszeit zu gönnen und sich einfach mal auszuklinken, kennt auch Robert. Dabei stehen dann nicht unbedingt nur Gespräche auf der Tagesordnung, sondern vor allem gemeinsame Hobbys: "Wir versuchen, je nachdem wie es unser Familienleben zulässt, so regelmäßig wie möglich zusammen nach Feierabend oder am Wochenende auf den Bolzplatz zu gehen, um uns richtig auszupowern. Das spreche ich dann immer mit meiner Frau genau ab, ob wir das organisatorisch hinkriegen. Klappt es, tut es immer wahnsinnig gut. Früher, bevor die Kinder da waren, hat unsere Männercombo jedes Jahr noch eine Ski-Woche in den Alpen eingelegt, mit allem was zu einem zünftigen Hüttenzauber dazu gehört. Jetzt geht der Familienurlaub natürlich vor."

Für den Soziologen Steve Stiehler sind solche gemeinsamen Steckenpferde und Unternehmungen, von denen Robert berichtet, das Prägende und Charakteristische bei Männerfreundschaften. "Männer konzentrieren sich über das Miteinander aufeinander", schreibt der Wissenschaftler. "Die Verbindung von gemeinsamer Aktivität und gemeinsamen Erleben gilt als primärer Beziehungsträger männlich geprägter Freundschaft." Männer agierten also hauptsächlich über bestimmte Rollen miteinander. Der Freund wird so zum Beispiel Teamkollege beim Fußball, Tennispartner oder der Co-Musiker in der gemeinsamen Band. An diesem Zusammenhalt über den Spaßfaktor ändert sich meist auch dann nichts, wenn aus den kinderlosen Kumpels befreundete Väter werden. Nur der Zeitaufwand, den sie ihn ihre traditionelle "Männerdomäne" investieren, werde zugunsten der Familie kleiner, so der Schweizer Soziologe.

Neue Freundschaften durch das Baby

Obwohl die jungen Väter Robert und Mathias es bisher schaffen, ihre alten Kontakte weiter zu pflegen, haben sie durch das Leben mit Kind auch zahlreiche neue Freunde gefunden: "Das ging eigentlich fast automatisch", erzählt Mathias. "Meine Frau hat da ihre Fühler ausgestreckt und beim Babyschwimmen und in der Krabbelgruppe sehr schnell andere Mütter und Väter kennengelernt, die sehr nett sind und so ähnlich ticken wie wir. Durch die Kinder hat man ja automatisch viele Gemeinsamkeiten. Jetzt verabreden wir uns regelmäßig mit ein paar Familien und sind eine richtige Eltern-Clique, wo sich natürlich alles um die Kinder dreht. Das ist super und macht Spaß."

Nicht viel anders war es bei Robert und seiner Frau. Auch sie haben durch ihren Nachwuchs einige neue Freundschaften mit anderen Eltern geschlossen. Das hat sich mittlerweile so entwickelt, dass die jungen Väter aus dem Kreis manchmal am Wochenende samt Kindern zusammenkommen und einen richtigen Tobe-Nachmittag ohne Mamas veranstalten. "Da kann man schön wild spielen", erzählt Robert. "Und in letzter Zeit, nachdem wir uns nun besser kennen, treffen sich einige von uns Vätern auch mal solo - dann gerne zu einer Intensiv-Runde Squash. Eine typische Männerrunde eben."

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