Jährlich Millionen weg Das steckt hinter dem Pfandschlupf im Supermarkt
Haben Sie schon einmal was vom "Pfandschlupf" gehört? Wahrscheinlich nicht – dabei kann das Phänomen Ihren Geldbeutel belasten.
Das deutsche Pfandsystem ist weltweit einzigartig. Obwohl auch in anderen Ländern Pfand auf Getränke erhoben wird, ist die Rücklaufquote hierzulande besonders hoch. Das liegt auch daran, dass die Rückgabe sehr einfach ist – in fast jedem Supermarkt und Discounter gibt es einen Pfandautomaten.
Aber leider haben Pfandautomaten eine ähnliche Eigenschaft wie Drucker – manchmal kommt es einem so vor, als würden sie genau dann streiken, wenn man sie braucht. Dann heißt es auf dem Display, dass der Automat die Flasche nicht erkennt oder die Marke nicht akzeptiert.
Händler profitieren vom Pfandschlupf
Viele Kunden gehen in diesem Fall den Weg des geringsten Widerstands – und schmeißen die Flasche einfach in den Mülleimer, der oft neben dem Pfandautomaten steht. So kommt es zum sogenannten Pfandschlupf.
Von Pfandschlupf spricht man, wenn Pfandflaschen oder -dosen nicht ordnungsgemäß zurückgegeben werden und somit das hinterlegte Pfand nicht erstattet wird. Dies hat zur Folge, dass das einbehaltene Pfand beim Händler oder Systembetreiber verbleibt und nicht an den Verbraucher ausgezahlt wird.
Für die Händler ist das eine gute Sache – denn sie bekommen auf diese Weise mehr Geld. Der Pfandschlupf stellt für sie eine zusätzliche Einnahmequelle dar. Schätzungen zufolge liegt der jährliche Pfandschlupf bei mehreren Millionen Euro. Dem Bundesumweltministerium liegen keine eigenen Zahlen vor, laut Berechnungen des Nabu betrug jedoch der Pfandschlupf zwischen den Jahren 2003 bis 2025 mehr als 3,5 Milliarden Euro.
Belastung für Umwelt und Kunden
Was der Industrie zugutekommt, ist aber eigentlich weder im Sinne der Kunden, noch im Sinne des Pfandsystems. Denn wenn Verpackungen nicht ins System zurückgeführt werden, können sie nicht recycelt werden. Das verringert die Effizienz des Pfandsystems.
Nicht zurückgeführte Verpackungen führen ebenfalls dazu, dass mehr neue Rohstoffe für die Produktion benötigt werden, anstatt recyceltes Material zu nutzen. So wird durch den Pfandschlupf auch die Umwelt belastet – besonders dann, wenn Pfandflaschen illegal entsorgt werden.
Nicht zuletzt bedeutet der Pfandschlupf auch einen finanziellen Verlust für die Kunden, die die Flaschen nicht zurückgeben können. 25 Cent für eine Flasche sind vielleicht nicht viel, aber über mehrere Jahre gerechnet kann sich das summieren. Deshalb: Wenn der Pfandautomat das nächste Mal streikt, rufen Sie lieber einen Mitarbeiter – und verzichten Sie nicht aus Bequemlichkeit auf Ihr Geld.