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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erbittertes Bietergefecht um Rarität "Bares für Rares"-Händler perplex: "Ich hab' so etwas Schönes noch nie gesehen!"
Ein Paar aus Hamm bringt ein ganz besonderes Stück zu "Bares für Rares". Während die Expertise eher mäßig ausfällt, sind plötzlich alle Händler an der Rarität interessiert und bescheren den Verkäufern einen echten "Glückstag".
Denise Debie und Michael Dirkling möchten eine Bronzefigur bei "Bares für Rares" verkaufen, die eine Reiterin und ihr Pferd zeigt. "Wie ich sehe: Ihr löst euer Gestüt auf. Genug Pferd – die Reiterin darf mitgehen", stellt Moderator Horst Lichter nach der Begrüßung des Paares fest. "Genau, eine Frau reicht im Haus", sagt Debie. "Ja, so ein bisschen Eifersucht darf man sich ruhig erlauben", entgegnet Lichter scherzhaft und möchte wissen, von wem die Statue stammt.
"Die ist von meinem Uronkel. Laut der Erzählung meiner Großmutter, die 94 Jahre alt geworden ist, soll das die Lebensgefährtin des Uronkels gewesen sein. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen", erklärt Dirkling. Das ist das Stichwort für Albert Maier und seine Expertise. "Für mich sieht Ihre Bronzefigur aus, als wäre sie anlässlich eines Reitturniers anschließend verliehen worden", mutmaßt der Experte. "Was ich interessant finde: Dass die Frau noch im kompletten Outfit ist, aber das Pferd schon keinen Sattel mehr hat", wirft Lichter ein.
Ein Detail steigert den Wert der Bronzefigur
"Ja, lieber Horst, schau dir mal diese vertraute Haltung der Dame zu dem Pferd an. Das Turnier war gerade abgeschlossen, es war vermutlich ein Dressurwettbewerb", entgegnet Maier, der außerdem feststellt, dass die Bronze massiv gegossen wurde. "Das Interessante an der Dame ist der Kopf: Das ist Elfenbein", weiß der Kunsthändler. "Normalerweise passen diese beiden Materialien nicht zusammen – Elfenbein und Bronze –, aber diese Darstellungen gibt es schon seit der Antike."
Info: Elfenbeinhandel ist mit Einschränkungen weltweit verboten. Eine Ausnahme gibt es aber beispielsweise bei Antiquitäten, die vor 1947 hergestellt wurden.
Aufgrund der Kleidung und der Frisur der Dame könne man auch die Zeit, aus der die Bronze stammt, ganz gut erkennen: "Sie wurde in den 1920er-Jahren gefertigt", ist sich Maier sicher. "Ich muss dazu sagen: Ihre Statuette hat sehr viel Charme, ist in sehr gutem Zustand und natürlich ist dieses Sujet nach wie vor in und gut verkäuflich", erklärt er begeistert. "Und dadurch, dass es eine chryselephantine Figur ist – also aus Elfenbein und Bronze – das steigert den Wert natürlich", schwärmt er.
Info: Die Bronzefigur ist in folgender Sendung ab Minute 39 zu sehen:
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"Ich gratuliere Ihnen jetzt schon – heute ist Ihr Glückstag!"
Nach der Expertise möchte Lichter den Wunschpreis des Paares für die Rarität erfahren. "1.000 Euro wären schon schön", sagt Dirkling. Doch Maier muss ihn enttäuschen: "Meine Schätzung für Ihre schöne Skulptur liegt bei 800 Euro." Das Paar möchte trotzdem versuchen, die Statuette den Händlern anzubieten – und da stößt sie auf Anhieb auf große Begeisterung.
"Oh, ein Pferd", staunt Schmuckhändlerin Susanne Steiger, als Kunsthändler Steve Mandel die Bronzefigur im Händlerraum enthüllt. "Mit einer blonden Reiterin", stellt Schmuckexpertin Elke Velten fest. "Nein!", ruft die Blondine Steiger aus, die selbst gerne reitet. "Die Frisur ist aus den 20er-Jahren – mach' dir keine Hoffnung", stichelt Auktionator Wolfgang Pauritsch in ihre Richtung.
"Ich liebe die 20er-Jahre", verkündet Steiger und wendet sich direkt an die Verkäufer, als sie den Raum betreten. "Ich gratuliere Ihnen jetzt schon – heute ist Ihr Glückstag!" Das glaubt auch Pauritsch. "Wir sind entzückt! Ich bin ein Hellseher und ich sage Ihnen jetzt etwas: Der Preis, den wir heute zahlen, der wird über der Expertise liegen", ist er sich sicher.
"Ich hab' so etwas Schönes noch nie gesehen!"
"Das wäre sehr gut, weil unsere drei Jungs machen alle schön fleißig den Führerschein. Fahrstunden und Autos kosten viel – und da wäre das Geld gut angelegt", sagt Dirkling. Doch zunächst startet Steiger mit einem kleinen Gebot von 500 Euro. Allerdings sind alle Händler an dem Objekt interessiert und so gibt jeder der Reihe nach ein Gebot ab. Schließlich verkündet Pauritsch: "Es soll ja ein Glückstag sein für Sie beide: 1.650 Euro." Doch seine Konkurrentin Steiger lässt sich nicht abwimmeln, also erhöht er auf 2.150 Euro.
"Brauchen Sie einen Stuhl, die Herrschaften?", fragt der Auktionator. "Sie haben natürlich das Glück, dass mehrere Händler daran interessiert sind. Ich hab' so etwas Schönes noch nie gesehen!", gesteht er. "Gleich nehmen wir es wieder mit", ruft Debie bei so viel Bewunderung aus. "Sie können es nicht mehr mitnehmen, das geht gar nicht!", mischt sich Steiger ein und bietet 2.200 Euro.
"Ich glaube schon, dass Sie da emotional dran hängen, aber es soll wieder so einen würdigen Platz finden – und ich glaube, das ist bei der Susanne und deshalb steige ich jetzt aus", sagt Pauritsch und gibt sich geschlagen. Steiger ist darüber überglücklich: "Wow, das ist eine der schönsten Bronzen, die ich in meinem Leben je gekauft habe." Pauritsch stimmt ihr zu: "Das ist die Schönste!"
Auch den Verkäufern hat es viel Spaß gemacht. "Die Verhandlungen sind spitzenmäßig gelaufen, wir können nur hochzufrieden sein. Mit Susanne hat die Bronze eine Liebhaberin gefunden. Sie wird das Teil wahrscheinlich auch nicht weiterverkaufen. Wir sind einfach überwältigt", sagt Dirkling. Selbst Steiger kann ihr Glück kaum fassen: "Das Pferd ist wahnsinnig gut gemacht, man sieht die einzelnen Adern und Muskeln. Diese Innigkeit, diese Liebe zwischen der Frau und dem Pferd ist so gut zu erkennen, das hat mein Herz getroffen und ich bin einfach super glücklich, dass ich am Ende das Pferd mit nach Hause nehmen darf."
- "Bares für Rares" vom 17. August 2021