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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Ruhetage" über Ostern So soll das Einkaufen an den Feiertagen ablaufen
Bund und Länder haben für die Ostertage besondere Corona-Maßnahmen beschlossen. Gründonnerstag sollen alle Geschäfte schließen, Karsamstag darf nur der Lebensmitteleinzelhandel öffnen. Was bedeutet das konkret?
Besonders vor Feiertagen strömen immer viele Kunden in die Supermärkte und Discounter, um die Vorräte aufzustocken oder für Familienessen einzukaufen. Doch während der Corona-Krise sind vor allem diese Menschenansammlungen gefährlich. Deshalb hat die Ministerpräsidentenkonferenz in der Nacht zum 23. März beschlossen, dass das Osterfest in diesem Jahr anders organisiert werden soll. Was das für die Ostereinkäufe bedeutet:
Was wurde beschlossen?
Bund und Länder wollen die Ostertage dazu nutzen, die Kontakte so weit zu reduzieren, dass das exponentielle Wachstum der Infektionen gestoppt werden könnte. Deshalb sollen der 1. April (Gründonnerstag) und der 3. April (Karsamstag) 2021 einmalig als Ruhetage definiert werden. Neben Kontaktbeschränkungen und einem Ansammlungsverbot gilt, dass ausschließlich der Lebensmitteleinzelhandel am Samstag geöffnet werden darf. Gründonnerstag bleiben demnach auch Supermärkte geschlossen.
Wie reagiert der Lebensmitteleinzelhandel?
Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisiert die neuen Beschlüsse scharf. Die Schließung aller Geschäfte, auch der Lebensmittelhändler am Gründonnerstag sei "kontraproduktiv", teilt der HDE mit. Das führe zu erhöhtem Kundenandrang am vorhergehenden Mittwoch und dem folgenden Samstag. "Den Lebensmittelhandel mit seinen nachweislich hervorragend funktionierenden Hygienekonzepten symbolisch für einen Tag zuzumachen, hilft im Kampf gegen die Pandemie nicht weiter", so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
Unterdessen kritisierte Aldi Süd die neuen Beschlüsse: "In der Kalenderwoche vor Ostern ist die Kundenzahl erfahrungsgemäß sehr hoch. Eine zusätzliche Schließung des Lebensmitteleinzelhandels am Gründonnerstag wird aus unserer Sicht nicht zu der erhofften Entzerrung der Einkaufstätigkeiten führen, sondern eher zu einer Verdichtung der Einkäufe in der ersten Wochenhälfte sowie am Karsamstag."
Eine Kaufland-Sprecherin erklärte zudem: "Wir stehen mit den zuständigen Behörden in Kontakt und setzen alles daran, die Verordnungen zeitnah und pragmatisch umzusetzen." Kaufland bereite sich auf die Situation vor, sodass gut und sicher eingekauft werden könne. "In vielen Bereichen haben wir Plexiglasscheiben angebracht: als Trennwände vor unseren Leergutautomaten, an unseren Kundeninformationen sowie an den Kassen. Vor den Bedientheken und Kassen haben wir Bodenmarkierungen angebracht. Mit Plakaten und Durchsagen bitten wir unsere Kunden um gegenseitige Rücksichtnahme und Einhaltung der geforderten Abstände", so die Sprecherin. Wenn es notwendig werden sollte, könnten zusätzlich die Einkaufswagen auf eine bestimmte Anzahl begrenzt und der Zutritt mit Einlasskarten beschränkt werden.
Ist die Versorgung trotzdem sichergestellt?
Die überraschenden Pläne sind für den Handel aber nicht nur wegen des zu erwartenden Kundenandrangs eine Herausforderung. Innerhalb weniger Tage müssen nun auch die Lieferungen in die Läden neu getaktet werden, wie der Sprecher des Handelsverbandes Lebensmittel, Christian Böttcher, erklärte. Schließlich dürfte in der Karwoche nun von Montag bis Mittwoch deutlich mehr Ware über die Ladentheken gehen als bislang erwartet. Und trotz der von Bund und Ländern geplanten "Ruhetage" rund um Ostern muss sichergestellt werden, dass auch am Karsamstag und am Dienstag nach dem Fest genug Ware in den Regalen liegt.
Ein Sprecher der Rewe Group teilte auf t-online-Anfrage mit, Rewe und auch Penny seien vorbereitet: "Die Kunden können sich darauf verlassen, dass die Warenversorgung gesichert ist und am Karsamstag ein sicherer Einkauf unter Einhaltung der Hygieneregeln möglich sein wird."
Auch Aldi Nord konnte diesbezüglich beruhigen: "Mit unserem Sortiment werden wir auch in diesem Jahr zu einem besonderen Osterfest unserer Kunden beitragen und sie zuverlässig mit allem versorgen, was sie für ihren täglichen Einkauf benötigen. Die Logistikprozesse und Lieferfrequenzen werden entsprechend angepasst. Die Warenverfügbarkeit ist sichergestellt", erklärte ein Sprecher auf Anfrage von t-online.
Und auch Edeka teilte mit: "Unsere Kundinnen und Kunden können sich darauf verlassen, dass die Versorgung mit Lebensmitteln und ein sicheres Einkaufen auch um die Ostertage gesichert sind. Wir empfehlen, die Ostereinkäufe jedoch möglichst frühzeitig und verteilt innerhalb der Woche vor Ostern zu tätigen, um Wartezeiten vor und in den Märkten möglichst gering zu halten."
Discounter Lidl kündigt ebenfalls an, hinsichtlich Warenversorgung sowie Schutz- und Hygienemaßnahmen für Kunden und Mitarbeiter sehr gut vorbereitet zu sein. "Wir orientieren uns grundsätzlich an den Verordnungen der Bundesländer, den jeweiligen regional gültigen Allgemeinverfügungen sowie der Corona-Arbeitsschutzverordnung und setzen diese entsprechend in unseren Filialen um", so ein Lidl-Sprecher.
Müssen Drogerien auch schließen?
Bisher galt bei den Corona-Maßnahmen immer, dass Geschäfte "des täglichen Bedarfs" weiterhin geöffnet bleiben durften. Dazu zählten neben Lebensmittelhändlern auch Drogeriemärkte. Im neuen Beschluss sind diese nicht extra aufgeführt, nur Lebensmittelmärkte sollen am Karsamstag öffnen dürfen.
Das kritisieren die deutschen Drogeriemärkte Rossmann und Müller auf t-online-Anfrage scharf. "Wir sehen durch den aktuellen Beschluss enorme Folgen für den deutschen Lebensmitteleinzelhandel sowie die Bevölkerung", teilt das Unternehmen mit. "Eine solche Schließung entzerrt keinesfalls die Kundenströme, sondern verschiebt das Einkaufsgeschehen auf die verbleibenden Tage der Karwoche vom 29. bis 31. März. Es ist damit zu rechnen, dass unsere Kunden in dieser Zeit in unsere Filialen strömen, sich lange Schlangen bilden und dadurch die Kontakte erhöhen. Deutlich mehr Menschen werden sich daher unnötigerweise im öffentlichen Raum aufhalten."
Das Unternehmen bringt auch ein weiteres Argument an: Mehr als 50 Prozent der Hygieneartikel werden in Deutschland in Drogerien verkauft sowie mehr als 30 Prozent der Schutzmasken. Hinzu kommen Erkältungsmittel, Gesundheitspräparate, Babynahrung und Babyhygiene. Die Nachfrage könne nicht allein durch den Lebensmittelhandel abgesichert werden. "Die Eindämmung des Pandemiegeschehens hat auch für uns oberste Priorität – die Folgen dieser Schließungen sind dem Pandemiegeschehen aber nicht zu-, sondern abträglich", betonen die Drogeriemärkte.
Auch Christoph Werner, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung, kritisiert die Beschlüsse: "Die Entscheidung der Bundesregierung sowie der Länderregierungen über Ostern Ruhetage und die Schließung des Einzelhandels zu verordnen, halten wir nicht für sinnvoll. Denn die Verknappung der Einkaufstage und eventuelle Reduzierung von Einkaufsstätten wird zu einer wesentlich höheren Kundenfrequenz in den einzelnen Einkaufsstätten führen. Statt die Kundenströme zu konzentrieren, sollten die Kundenströme gleichmäßiger über die Woche und auf unterschiedliche Einkaufsstätten des täglichen Bedarfes verteilt werden." Werner wünscht sich einen Dialog zwischen Politik und Einzelhandel "statt einsamer Entscheidungen zu später Stunde".
Tipps zum sicheren Einkaufen
Grundsätzlich gibt es seit rund einem Jahr zahlreiche Regeln, die das Einkaufen sicherer machen. Dazu zählt die Pflicht, medizinische Masken in Geschäften, aber auch auf Parkplätzen zu tragen. Die real-Märkte haben zudem eine Liste mit Maßnahmen aufgestellt, die einen Einkauf in der Osterzeit besonders sicher gestalten sollen:
- Gehen Sie so früh wie möglich einkaufen, bereits jetzt bieten viele Geschäfte Osterangebote an und die Geschäfte sind noch nicht überfüllt.
- Gehen Sie, wenn möglich, allein einkaufen, damit Abstände leichter eingehalten werden können.
- Halten Sie einen Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen ein.
- Erledigen Sie Ihre Einkäufe so zügig wie möglich.
- Zahlen Sie möglichst bargeldlos, um den Kontakt an den Kassen zu minimieren.
Um die Ostereinkäufe zu entzerren, rät auch ein Sprecher der Rewe Group dazu, bereits die Tage vor Gründonnerstag zum Einkaufen zu nutzen. Auch der Abhol- und Lieferservice könne als Alternative zum Einkaufen im Markt dienen.
"Unsere Kunden können uns zudem aktiv unterstützen, indem sie die gesamte Länge unserer Öffnungszeiten ausnutzen, wenn möglich alleine oder nur zu zweit einkaufen gehen und haltbare Lebensmittel bereits diese Woche einkaufen", erklärt auch eine Sprecherin von Kaufland. Ähnliche Tipps gibt auch ein Sprecher von Aldi Süd: Wir bitten unsere Kunden, insbesondere für die Zeit rund um Ostern, vorausschauend zu planen und Einkäufe zügig, nach Möglichkeit einzeln und verteilt über die gesamte Öffnungszeit zu tätigen." Ein Sprecher von Aldi Nord ergänzte: "Dort, wo besonders viel Andrang herrscht, wird in der Osterwoche bei Bedarf zusätzliches Sicherheitspersonal auf die geltenden Abstands- und Hygieneregeln hinweisen."
"Ausreichender Abstand zueinander und medizinische Mund-Nasen-Bedeckungen bleiben auch weiterhin die besten Maßnahmen zum Gesundheitsschutz", sagt zudem Karsten Pudzich, Vertriebschef bei real. "An allen Bedientheken in den Märkten bieten wir außerdem die Möglichkeit, Fleisch- und Käsewaren für das Festessen vorzubestellen. So können Einkäufe möglichst kurz und effizient gehalten werden. Außerdem möchten wir unsere Kunden bitten, wenn möglich an Karsamstag kein Leergut zurückzugeben." So sollen Schlangen und Wartezeiten vermieden werden.
- Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz, 23. März 2021.
- Pressemitteilung Handelsverband HDE
- Presseanfragen Aldi Nord und Süd, Rewe Group, real GmbH, Netto, Lidl, dm, Rossmann, Edeka, Kaufland (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gab es noch nicht von allen Stellen eine Rückmeldung)
- Nachrichtenagentur dpa