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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Feuerwerks-Riese Weco "Feinstaub durch Feuerwerk ist anders als der durch Autos"
Dieselbe Kritik wie jedes Jahr: Was sagt der Hersteller von 60 Prozent des Feuerwerks zu Feinstaub an Silvester? Die Antwort hat auch mit einem Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung zu tun.
Oliver Gerstmeier ist Sprecher von Weco Feuerwerk in Eitorf an der Sieg und bei Silvesterfeiern gerne gesehener Gast, wie er erzählt: "Ich bringe dann immer was mit." Sein Arbeitgeber hat 60 Prozent Marktanteil bei Feuerwerksartikeln in Deutschland. Im Interview spricht er darüber, wieso für ihn Feinstaub nicht gleich Feinstaub ist, und erklärt, dass Menschen, die wegen des Feinstaubs auf Feuerwerk verzichten, auch die Finger von Kerzen und Weihnachtsbeleuchtung lassen müssten.
Herr Gerstmeier, das Umweltbundesamt schätzt, dass zu Silvester 4.500 Tonnen Feinstaub deutschlandweit in die Luft geblasen werden. Gehen davon 60 Prozent auf Ihr Konto?
Oliver Gestermeier: Das Umweltbundesamt hat zu Silvester 2016 von 4.000 Tonnen gesprochen, zu Silvester 2017 von fast 5.000 Tonnen und spricht aktuell von 4.500, ohne dass eine Schwankung im Absatz von Feuerwerkskörpern festzustellen war. Im Gegenteil sind die gesamten Stückzahlen auf dem deutschen Markt sogar rückläufig.
Wie das Amt die Werte überhaupt errechnet, ist bisher nicht bekannt. Zugleich hat es auch noch keine greifbaren Ergebnisse zu einem Projekt, wie Emissionen der Luftschadstoffe unter anderem aus Feuerwerk überhaupt berechnet werden können.
Sie zweifeln aber doch nicht an, dass durch Feuerwerk nennenswert Feinstaub freigesetzt wird?
Sicher erzeugen Feuerwerke ein gewisses Maß an Feinstaub, und unser Unternehmen trägt mit einem Marktanteil von etwa 60 Prozent rechnerisch den anteilig größeren Teil dazu bei. Aber auch wenn die vom Umweltbundesamt kommunizierte Feinstaubmenge stimmen sollte, würde das bei der durch den Mensch verursachten jährlichen Menge von 221.000 Tonnen – eine Zahl des Umweltbundesamts – nur etwa zwei Prozent ausmachen.
Verglichen mit anderen Feinstaubverursachern wird die Umwelt bei Feuerwerk in der Silvesternacht aber nicht ganzjährig belastet, sondern nur kurz. Zumeist ist eine erhöhte Feinstaubbelastung durch das Silvesterfeuerwerk nach ein bis drei Stunden abgeklungen. Die Tages-Mittelwerte des Umweltbundesamts für den 1. Januar 2018 geben das auch deutlich wieder.
Nur von kurzer Dauer, aber in dieser Zeit massiv. Das Umweltbundesamt hat in München am 1. Januar 2017 das 25-Fache des EU-Grenzwerts ermittelt. Würden Sie Silvester in einer deutschen Großstadt feiern? Oder nur, wenn das Wetter nicht ist wie in München 2017?
Unabhängig von der Wetterlage steht einer Silvesterfeier in deutschen Großstädten aus unserer Sicht überhaupt nichts im Weg, weder drinnen noch draußen. Sowohl unsere Geschäftsleitung sowie viele unserer Mitarbeiter feiern ohne Bedenken Silvester regelmäßig in Großstädten oder Großstadtlagen.
Bei einem Wert, der so deutlich über dem Grenzwert liegt?
Der Feinstaub, der beim Abbrennen von Feuerwerk entsteht, hat grundlegend andere Eigenschaften als der Feinstaub aus Verbrennungsmotoren und Feuerungsanlagen. Feinstaubpartikel, die durch den Verkehr erzeugt werden, sind aufgrund ihrer chemischen Natur wesentlich giftiger und bleiben viel länger in der Luft als die durch Feuerwerk.
Das Umweltbundesamt erwähnt in seiner eigenen Definition bei den wichtigen Quellen Feuerwerk nicht einmal, obwohl eine lange Reihe von Auslösern genannt werden. Es taucht dort auch in einer Statistik nur gemeinsam mit Lösemitteln, Zigaretten und Grillfeuer auf. Für uns stellt sich die Frage, weshalb immer wieder zum Jahresende hin versucht wird, den Verzicht auf Silvesterfeuerwerk als vorrangigen Beitrag zur Senkung der jährlichen Feinstaubbelastung darzustellen.
Und, weshalb? Was glauben Sie?
Feuerwerk ist schnell und einfach zu kritisieren, sei es in Bezug auf die Umwelt oder die Lautstärke, handelt es sich zudem noch um ein „Luxusprodukt“. Obwohl wir eine kleine Branche darstellen, treten wir alljährlich medienwirksam in Erscheinung. Möglicherweise wird diese Tatsache im Zuge einer nachhallenden Weihnachtsbesinnlichkeit von einigen Feuerwerksgegnern zusätzlich als störend empfunden und erzeugt eine zusätzliche Motivation, negative Stimmung gegen Feuerwerk zu verbreiten.
Sie schreiben, dass Ihr Unternehmen verantwortungsbewusst gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt handelt. Wie viel von diesem Verantwortungsbewusstsein liegt in der Silvesternacht in der Luft?
Eine unserer Hauptaufgaben ist es, die in unseren Produkten eingesetzten Bestandteile möglichst umweltschonend und nachhaltig zu gestalten. Umweltschutz ist für uns in der Tat eine Herausforderung, der wir uns mit Eigeninitiative und Verantwortung stellen. Zu den Fortschritten, die wir da erzielen, zählen etwa eine Gattung von Feuerwerksbatterien, deren Körper aus zu 100 Prozent wiederverwertbaren Material besteht, aus Papier und natürlicher Stärke. Um den gesetzlichen Anforderungen zur Zulassung zu entsprechen, können wir aber nicht überall gänzlich auf bestimmte Bestandteile verzichten, denken Sie etwa an brandhemmende Klarsichtbeutel.
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Ihr Unternehmen nennt sich „Innovationsführer“. Was tun Sie dann dafür, mit Weiterentwicklungen Feinstaubfreisetzung zu minimieren? Oder die Freisetzung besonders kleiner Teile zu reduzieren, die bis in die feinen Verästelungen der Lunge gelangen?
Im Moment werden Feinstäube nur alleine nach ihrer Größenklasse bewertet, unabhängig von ihrer chemischen Natur und damit Löslichkeit und Toxikologie. Es macht aber einen großen Unterschied, ob Feinstäube aus Ruß mit Kondensaten bestehen oder aus löslichen Salzen. So kann man die Feinstaubbelastungen durch Kraftfahrzeuge oder Nutzfahrzeuge nicht einfach gleichsetzen mit der aus dem Abbrennen von Feuerwerk.
Können Sie Mischungen nicht verändern, um die Feinstaubfreisetzung zu minimieren?
Hinter allen unseren Feuerwerkskörpern steckt eine Rezeptur, die maßgeblich für Effektausprägung und -verhalten ist. Diese sehr fein abgestimmten Mischungsverhältnisse lassen sich nicht einfach abändern oder gar optimieren. Bei minimalster Änderung würden wir die Zulassung für den jeweiligen Gegenstand verlieren. Dabei geht es auch um sicherheitsrelevante Details. Die Rezepturen sind in der Regel viele Jahre oder Jahrzehnte alt. Deshalb hat es bei den einzelnen Mixturen unserer Bestandsartikel keine Änderungen gegeben.
Wir sehen dazu aber auch keine Notwendigkeit. Es werden keine verbotenen Substanzen oder Chemikalien verarbeitet, unsere Rezepturen enthalten auch keine schwermetallhaltigen Salze. Leider wird dies in der aktuellen Berichterstattung allzu oft falsch dargestellt.
Können Sie sagen, welches Ihrer Produkte wie viel Feinstaub verursacht?
Hierzu gibt es gegenwärtig keine messbare Methode. Wir kennen auch keine Studie, die ein Feinstaubverhältnis verschiedener Produktkategorien wiedergeben würde. Schwarzpulver ist immer Hauptbestandteil, dazu kommen in einem Fontänensatz aber andere Stoffe als in einem Knallsatz. Wir reden von Hunderten unterschiedlichen Bestandteilen.
Es gibt keine Messmethode, um sagen zu können, was da mehr Feinstaub freisetzt. Vergleichen könnte man nur die Nettoexplosivstoffmasse. Eine Feuerwerksbatterie mit bis zu 500 Gramm dieser Effektmasse verbrennt mehr als ein Knaller mit ein paar Gramm. Aber ein Raketensortiment mit 20 Teilen mit jeweils 20 Gramm verbrennt ähnlich viel wie die Batterie.
Sie haben also keine Kaufempfehlung für Feuerwerksfans, die auf Feinstaubfreisetzung achten wollen?
Feinstaubfreie Feuerwerke gibt der Markt nicht her, weil beim Einsatz von Schwarzpulver als Hauptbestandteil immer eine Verbrennung stattfindet. Da bliebe nur Verzicht oder Reduzierung. Wer aus diesen Gründen auf Feuerwerk verzichtet, müsste in seinem Alltag dann aber auch konsequent andere Konsumartikel oder Verhaltensweisen in Frage stellen, bei denen zunächst niemand an eine Feinstaubbelastung denkt.
Eine Kerze im Adventskranz überschreitet den von der EU festgelegten Feinstaubgrenzwert bereits um das Zweifache. Die gesamte Weihnachtsbeleuchtung hierzulande benötigt ein jährliches Energieaufkommen von etwa 800 Millionen Kilowattstunden. Für diese Leistung muss ein mittelgroßes Kohlekraftwerk dauerhaft in Betrieb stehen.
Fahrverbote für Pkw greifen trotz großer Widerstände um sich. In Köln gab es auch schon den Versuch, private Feuerwerke zu Silvester zu verbieten, in einigen Ländern gibt es das schon. Beschäftigen Sie sich mit dem Szenario?
Natürlich sind wir uns solcher Nachrichten bewusst und beobachten die Sachlage kritisch. In Köln hatte eine einzelnen Privatperson, die einen Verbotsantrag gestellt hat. Dieser wurde kurz nach Antragstellung vom zuständigen Beschwerdeausschuss der Stadt Köln abgelehnt.
Pauschale Feuerwerksverbote gibt es auch in anderen europäischen Ländern nicht. Aufgrund unterschiedlicher Traditionen wird aber anders mit Feuerwerk umgegangen. In der Schweiz oder in Frankreich etwa spielt Feuerwerk zu Silvester eine untergeordnete Rolle, da dort die Nationalfeiertage mit viel größerem Feuerwerk zelebriert werden.
In den Niederlanden haben viele Städte aber auch private Feuerwerke schon verboten. Was bedeuten solche Entscheidungen für Sie?
In erster Linie ist für uns die gegenwärtige europäische Gesetzeslage entscheidend. Diese beschränkt den Feuerwerksverkauf in Deutschland auf drei Verkaufstage am Jahresende und regelt außerdem den Einsatzzeitraum sämtlicher Gegenstände auf den 31.12. und 01.01. eines jeden Jahres.
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Ein Verbotsszenario ist für uns nicht planbar. Wir müssten uns im Falle von Einschränkungen entsprechend versuchen anzupassen. Immerhin ist Feuerwerk unser Kerngeschäft, in dem unsere knapp 500 Beschäftigten Ihren Lebensunterhalt verdienen. Verbote könnte darüber hinaus aber auch weitere einschneidende Folgen haben. Feuerwerk erhält nicht nur eine jahrhundertealte Tradition, sondern ist für viele Nationen auf dieser Welt ein Kulturgut.