Verbraucherschützer decken auf "Gesunde" Protein-Produkte: Teuer und voller Zucker

Lebensmittel mit hohem Proteingehalt sind beliebt. Doch die Verbraucherzentrale warnt vor irreführendem Marketing, viel Zucker und Zusatzstoffen.
Proteinprodukte liegen derzeit absolut im Trend. In den Regalen der Supermärkte und Discounter finden sich massenhaft Lebensmittel mit erhöhtem Proteingehalt – vom Joghurt über Brot bis zum Schokoriegel.
Doch ist das vermeintliche Fitness-Food wirklich so gesund, wie uns die Werbung glauben lassen will? Das hat die Verbraucherzentrale Hamburg nun anhand von 14 Produkten untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Denn laut den Verbraucherschützern stecken in vielen dieser Lebensmittel auch Zucker, Süßstoffe und Aromen – und das zu einem deutlich höheren Preis. "Protein wird oft als das Supernahrungsmittel dargestellt, das vor allem mit Muskelaufbau und Fitness assoziiert wird", erklärt Frederike Rauer von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Doch die Verbraucherschützer warnen: Bei vielen Proteinprodukten beziehen sich die angegebenen Mengen auf die gesamte Packung und nicht auf eine Portion. Das lässt die Produkte oftmals eiweißreicher erscheinen, als sie wirklich sind.
Hoher Zuckergehalt oder Süßstoff
In einigen der getesteten Produkte steht das zusätzliche Eiweiß in keinem ausgewogenen Verhältnis zum Zuckergehalt. Der Proteinriegel von Mars enthält etwa 10 Gramm Protein, aber auch 18 Gramm Zucker. Der Vanille-High-Protein-Vla von Zuivelhoeve enthält fast die Hälfte der empfohlenen Tageshöchstmenge an Zucker. Die Werbung für das Protein soll oft von der ungesunden Zusammensetzung ablenken, warnt Rauer.
Einige Hersteller setzen auf Süßstoffe oder Zuckeralkohole wie Sorbit, um den Zuckergehalt zu senken. Doch diese Stoffe stehen in der Kritik, die Darmflora negativ zu beeinflussen. Zu viel Zuckeralkohol kann zu Blähungen oder Durchfall führen. Das High-Protein-Küchlein Schokino und die Chocolate-Crisp-Schokolade von Frankonia müssen sogar den Warnhinweis "Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken" tragen.
Zudem enthalten die untersuchten Produkte im Schnitt fünf Zusatzstoffe – doppelt so viele wie in den normalen Varianten. Besonders auffällig sind der High-Protein-Küchlein Schokino von Dr. Oetker und der High-Protein-Quarkriegel von Milbona mit jeweils neun Zusatzstoffen. Hinzu kommen häufig künstliche Aromen. In 10 von 14 Produkten der Stichprobe finden sich solche Aromen, die echten Zutaten wie frischen Früchten oder echter Vanille vorgezogen werden, weil sie kostengünstiger sind.
Proteinprodukte kosten oft mehr
Trotz der mangelhaften Inhaltsstoffe kosten die Proteinprodukte im Schnitt fast doppelt so viel wie vergleichbare Produkte ohne den zusätzlichen Eiweißgehalt. Besonders auffällig ist der YoPro High-Protein-Drink Erdbeer-Himbeer von Danone, der mehr als das Dreifache eines normalen Joghurtgetränks kostet. "Die Hersteller profitieren von dem Eiweiß-Hype und verlangen dafür hohe Preise", so Rauer.
Die Verbraucherschützerin empfiehlt, sich nicht auf teure und stark verarbeitete Proteinprodukte zu verlassen. Die nötige Eiweißmenge lasse sich problemlos mit natürlichen Quellen wie Nüssen, Hülsenfrüchten und Milchprodukten decken, wie Rauer erklärt. Diese Lebensmittel enthalten in der Regel weder Zuckerzusätze noch künstliche Aromen und sind oft deutlich günstiger.
- Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Hamburg