Foodwatch Foodwatch behauptet: Hipp vertreibt Zuckertee für Kinder unter anderem Namen
Viel zu viel Zucker in Kindertee - nach massiver Verbraucherkritik, bei der die Organisation Foodwatch federführend war, hatte die Firma Hipp 2012 einen Instant-Früchtetee für Kleinkinder vom Markt genommen. Aber Foodwatch behauptet, dass der Kindernahrungshersteller weiterhin einen vergleichbaren Zuckertee verkaufe - bloß unter anderem Namen. Jetzt steht der "Kinder-Früchtetee" der Hipp-Tochterfirma Bebivita in der Kritik.
"Für Bebivita, eine 100-prozentige Tochterfirma, hat Hipp offenbar die eigenen Maßstäbe außer Kraft gesetzt: Der Instant-'Kinder-Früchtetee' widerspricht allen gängigen Ernährungsempfehlungen und ist auch noch mit einem Zusatzstoff versehen, den Hipp selbst als 'zahnschädlich' bezeichnet", heißt es in der Pressemitteilung der Verbraucherschützer.
Verbraucherschützer kritisieren unnötigen Zuckerzusatz
Unter der Marke Bebivita vertreibt Hipp für Kinder ab zwölf Monaten Früchtetees aus Granulat, das nach Angaben von Foodwatch zu 94 Prozent aus Zucker besteht. Damit ist der Zuckeranteil fast so hoch, wie bei den 2012 beanstandeten Hipp-Tees. Außerdem enthalten die Bebivita-Tees das Säuerungsmittel Zitronensäure (E 330), das bei der Marke Hipp unter Verweis auf gesundheitliche Gründe nicht eingesetzt wird. Das Unternehmen rühme sich damit, dass Hipp-Produkte "keinerlei zahnschädliche Zitronensäure" enthielten. Bei Bebivita gelten diese Bedenken offensichtlich nicht, bemängelt Foodwatch. Das widerspreche dem nach außen vertretenen Anspruch, "kindgerechte" und "gesunde" Produkte für Kinder anzubieten.
Foodwatch: "Dafür will Claus Hipp nicht mit seinem Namen stehen"
Auf den Etiketten der Tochterfirma gebe es keinen Hinweis, dass die Produkte tatsächlich von Hipp hergestellt und vertrieben werden. "Es gibt Produkte, für die Claus Hipp nicht mit seinem Namen stehen will - die verkauft er dann eben einfach unter dem Namen Bebivita", meint Oliver Huizinga, Experte für Lebensmittelwerbung bei Foodwatch. "Klar ist: Tee braucht gar keinen Zucker - da hilft es auch nicht, wenn sich Hipp mit Apfelschorle oder Limonade vergleicht."
Zucker hat in Tee für Kinder nichts zu suchen
Ernährungsexperten empfehlen als Durstlöscher für Kinder vor allem Wasser. Tees sollen Kinder nur ungesüßt bekommen, und Säfte wegen des hohen Fruchtzuckergehalts stark verdünnt als Schorle.
"Mild gesüßt" - aber häufiger Konsum kann schaden
Bebivita selbst warnt auf den Etiketten seines Tees in einem Hinweis für Zahngesundheit vor den Folgen übermäßigen Konsums für Kinder. "Dieses Getränk enthält Kohlenhydrate, die durch häufiges oder andauerndes Nuckeln aus der Flasche schwere Zahnschäden (Karies) verursachen können", heißt es dort. Allerdings steht auf der Packung vorn auch der deutlich sichtbare Werbeaufdruck "mild gesüßt".
Laut Zutatenverzeichnis enthält ein nach Vorgabe gemischter Früchtetee je 100 Milliliter in etwa zwei Gramm Zucker. Zum Vergleich: Reiner Apfelsaft bringt es auf etwa zehn Gramm je 100 Milliliter. Der Wert für eine selbst gemixte Apfelschorle liegt bei etwa drei Gramm, bei fertig gekaufter ist er meist höher. 100 Milliliter Cola enthalten rund 10,5 Gramm Zucker.
Stellungnahme des Herstellers
In einer Stellungnahme gegenüber "Spiegel Online" teilte der Hersteller mit, Bebivita reduziere jedes Jahr den Zuckerzusatz, um die Empfehlungen der Ernährungswissenschaft umzusetzen. Man habe "die empfohlene Dosierung" der Bebivita-Tees halbiert. Auf der Packung werde jetzt empfohlen, weniger Pulver ins Wasser zu mischen. Dann enthielten 100 Milliliter Tee nur noch 1,9 Prozent Zucker, was auch deutlich auf dem Etikett zu lesen sei.
"Goldener Windbeutel 2012" für zuckerhaltigen Kindertee
Im vergangenen Jahr hatten Verbraucher den zuckerhaltigen Granulat-Tees "Früchte", "Waldfrüchte" und "Apfel-Melisse" von Hipp per Online-Abstimmung den Foodwatch-Negativpreis "Goldener Windbeutel" verliehen. Die Verbraucherorganisation hatte kritisiert, dass die Instant-Tees als geeignete Getränke für Kleinkinder ab dem zwölften Monat beworben wurden, obwohl sie umgerechnet zweieinhalb Stück Würfelzucker pro 200-Milliliter-Tasse enthielten. Hipp nahm die Produkte daraufhin vom Markt.