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Zum journalistischen Leitbild von t-online.RKI warnte bereits 2020 Zahl der Legionellenfälle steigt auffällig
In Baden-Württemberg nehmen die Legionellenfälle zu. Was hat die Corona-Pandemie damit zu tun? Und könnte das Problem bald auch die anderen Bundesländer betreffen?
Die Zahl der Legionellenfälle in Baden-Württemberg ist nach Auskunft des Landesgesundheitsamtes (LGA) in Stuttgart zuletzt deutlich gestiegen. Von etwa Mitte Juni bis zum 6. August seien 97 Fälle mit Erkrankungsbeginn ab dem 1. Juni registriert worden. Darunter seien sieben Todesfälle. Das sei die höchste Anzahl an Erkrankungen im Vergleich zu den gleichen Zeiträumen der Jahre 2001 bis 2020.
Legionellen durch monatelange Schließungen?
Ein Grund dafür sei noch nicht auszumachen, sagt Jens Fleischer, Labor- und Sachgebietsleiter Wasserhygiene im LGA. Ob der monatelange Stillstand in manchen Einrichtungen dazu geführt habe, dass sich Legionellen ausbreiten konnten, sei noch unklar. "Wir vermuten, dass Rückkühlwerke oder Kühltürme von Industrieanlagen oder Warmwasserinstallationen in Gebäuden nicht so gewartet wurden, wie sie sollten. Dies wäre eine mögliche Erklärung."
Die Fälle traten querbeet durch Baden-Württemberg auf. Man könne aber nicht von einem Ausbruch sprechen, sondern von einer Häufung von Erkrankungen, die im gleichen Zeitraum stattfanden. Es bestehe auch die Möglichkeit mittels eines bundesweiten Katasters, die technischen Anlagen mit den Fällen geografisch abzugleichen, um festzustellen, ob sie im Umkreis dieser Anlagen aufgetreten seien, sagt Fleischer.
"Sollte dies der Fall sein, wird man sich die Anlagen genauer anschauen." Er wies darauf hin, dass Legionellen nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden können. "Insofern hat es immer einen technischen Hintergrund." In seltenen Fällen gelinge es, eine Quelle festzustellen.
RKI warnte schon 2020 vor dem Risiko
Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte bereits im vergangenen Jahr vor einem möglichen Legionellen-Risiko gewarnt, infolge wochenlanger Schließungen von Hotels, Sportanlagen und Schwimmbädern. Bei unsachgemäßer oder fehlender Wartung könne es nach der Corona-Pause zu einem erhöhten Wachstum dieser Bakterien in Trinkwasseranlagen gekommen sein, schrieb das RKI im "Epidemiologischen Bulletin". Betreiber sollten vor einer Wiedereröffnung ihrer Trinkwasseranlagen deshalb einen einwandfreien Betrieb sicherstellen.
Auch schreibt das RKI in seinem Jahrbuch 2019, es müsse davon ausgegangen werden, dass die erfassten Erkrankungen – trotz der kontinuierlich weiter steigenden Fallzahlen – nur einen Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen repräsentieren. Es sei anzunehmen, dass in der Praxis zu selten eine Legionellen-Diagnostik veranlasst werde und daher viele Erkrankungen nicht als solche erkannt würden. Das deutsche Kompetenznetzwerk für ambulant erworbene Pneumonien (CAPNETZ) schätzt die jährliche Zahl der Legionärskrankheit auf etwa 15.000 bis 30.000 Fälle.
Wie wirken Legionellen auf den Menschen?
Legionellen können bei Menschen Krankheiten auslösen – von grippeartigen Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen. Die Erreger werden häufig durch zerstäubtes Wasser übertragen, etwa in Duschen, Whirlpools, durch Luftbefeuchter oder über Wasserhähne. Ideale Wachstumsbedingungen finden Legionellen bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad. Bei Wassertemperaturen über 55 Grad wird das Wachstum der Keime nach RKI-Angaben gehemmt. Bei mehr als 60 Grad komme es zum Absterben der Keime.
- Nachrichtenagentur dpa