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Invasive Tierarten: So gefährden eingeschleppte Arten die Umwelt


Invasive Arten
Wussten Sie, dass diese Tiere nicht nach Deutschland gehören?

Ob über Tierparks, Transporte oder in Frachtcontainern: Tiere, die eigentlich nie in Deutschland gelebt haben, werden eingeschleppt und breiten sich aus. Das sorgt für Probleme.

Aktualisiert am 12.06.2023|Lesedauer: 4 Min.
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Hirtenstar, Waschbär und Kalikokrebs sind nur drei von mittlerweile etwa 260 nicht-heimischen Tierarten (Neozoen) in Deutschland. Sie wurden eingeschleppt und haben sich fest etabliert. Davon gehen Wissenschaftler dann aus, wenn sich ein Tier über rund 100 Jahre im geografisch neuen Lebensraum aufhält.

Waschbär: Mittlerweile zählen Waschbären zu den am meisten verbreiteten Raubtieren in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Waschbär: Mittlerweile zählen Waschbären zu den am meisten verbreiteten Raubtieren in Deutschland. (Quelle: Martin Wagner/imago-images-bilder)

Auch, wenn das die Artenvielfalt erhöhen kann, haben Neozoen häufig eher negative Auswirkungen, schaden der Umwelt und der heimischen Tierwelt – und letztlich auch dem Menschen. Deshalb gelten sie als invasiv.

Dazu führt die EU eine Liste mit invasiven Tierarten – also solchen, die gebietsfremd und schädlich für die örtliche Umwelt sind. In Deutschland sind ihr zufolge mindestens 46 Tierarten bekannt, deren Verbreitung hierzulande negative Auswirkungen hat. In der gesamten EU sind es demnach sogar rund 12.000 Arten, von denen etwa 15 Prozent als invasiv eingestuft sind.

Sie verursachen beispielsweise Schäden in der Land- und Forstwirtschaft, stellen aber auch eine Gefahr für die heimische Artenvielfalt dar. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn sie als Fressfeinde beheimatete Arten gefährden, oder aber zu ihnen in Konkurrenz um Lebensraum oder Ressourcen stehen. Zusätzlich bringen sie Krankheiten und Parasiten mit, die die heimische Fauna befallen können und haben bei uns kaum natürliche Feinde. Ein Überblick über die bekanntesten invasiven Arten:

Marderhund

Der Marderhund gehört zu den Raubtieren und zur Familie der Hunde. Ursprünglich war er in Asien von Sibirien bis Vietnam und Japan zu Hause. In Russland wurden die Tiere schließlich wegen ihres schönen Pelzes gezüchtet und später ausgewildert, sodass sie sich gen Westen ausgebreitet haben.

1961 wurde er zum ersten Mal in Ostdeutschland nachgewiesen. Er wird hauptsächlich deshalb als invasiv eingestuft, weil er die gleichen Parasiten wie der Fuchs hat und somit den Fuchsbandwurm übertragen kann. In Deutschland hat er abgesehen von seltenen Raubtieren wie Luchs, Wolf und Braunbär kaum natürliche Feinde. Seit 1996 darf er geschossen werden.

Hirtenmaina/Hirtenstar

Weil sie in der Lage sind, Insektenpopulationen zu reduzieren, wurden Hirtenstare (Hirtenmaina) überall auf der Welt eingeführt. Ursprünglich stammen sie aus Indien und wurden von dort aus dorthin exportiert, wo Landwirtschaft betrieben wurde.

Mittlerweile bedrohen Hirtenstare die heimische Umwelt, weil sie einheimische Vögel aus ihren Territorien vertreiben oder Insektenpopulationen nicht mehr nur reduzieren, sondern diese ernsthaft bedrohen.

Kalikokrebs

Rund um den Mississippi in Nordamerika lebt der Kalikokrebs. Doch seit Anfang der 1990er-Jahre findet man ihn auch immer häufiger in Deutschland. Es wird vermutet, dass die Krebse aus einem Aquarium in die Natur ausgesetzt wurden, wo sie sich seitdem ausbreiten. Mittlerweile reicht ihr Verbreitungsgebiet von Straßburg bis Mannheim entlang der Rheinauen.

Da er ein Allesfresser ist, schafft er es bei einer hohen Population, ein Gewässer "leer" zu fressen – und bringt es so aus seinem ökologischen Gleichgewicht. Zusätzlich ist er ein Überträger der Krebspest und so auch eine Gefahr für die einheimischen Flusskrebse.

Auch wenn eine vollständige Entfernung des Krebses wohl nicht mehr möglich ist, versuchen Naturschützer, zumindest zu verhindern, dass er in andere Gewässer eindringt. Auf der offiziellen Liste der invasiven Arten in Deutschland fehlt er allerdings noch.

Nilgans

Wie ihr Name schon sagt, stammt die Nilgans eigentlich aus Afrika – südlich der Sahara und Ägypten entlang des Nils. Im 20. Jahrhundert wurden die Gänse vor allem in Großbritannien und den Niederlanden ausgesetzt oder gefangen gehalten.

Bei der Nilgans sind sich Naturschützer und Wissenschaftler nicht einig, ob sie wirklich schädlich und als invasive Art einzustufen ist. Viele vermuten, sie könnte andere Wasservogelarten verdrängen, da sie vor allem in Nestnähe besonders aggressiv ist. Deshalb steht sie auf der Unionsliste der invasiven Arten.

Amerikanischer Ochsenfrosch

Das östliche Nordamerika von Kanada bis Mexiko ist die eigentliche Heimat des Amerikanischen Ochsenfrosches. Von dort wurde er jedoch in die ganze Welt gebracht und aktiv angesiedelt. Ein Ziel seiner Ansiedlung war die Produktion von Froschschenkeln.

In Deutschland wurde er bisher vor allem in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gesichtet. Besonders in den Rheinauen von Karlsruhe wird versucht, seinen Bestand zu verkleinern.

Waschbär

Auch der Waschbär steht auf der EU-Liste der invasiven Arten. Er ist in Deutschland bereits "eingebürgert" und darf nur zwischen dem 1. September und dem 28. Februar gejagt werden. Jungwaschbären dürfen ganzjährig bejagt werden. Zusätzlich sollen andere Maßnahmen ergriffen werden, um die Population einzudämmen. Der Tierschutzbund empfiehlt beispielsweise die Kastration der Tiere.

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Eigentlich stammt der so niedlich aussehende Kleinbär aus Nord- und Mittelamerika. 1934 wurde der erste Waschbär in Nordhessen angesiedelt, mittlerweile hat er sich großflächig verbreitet. Mehr als eine Million Waschbären gibt es in Deutschland – damit ist er eines der häufigsten wild lebenden Raubtiere und eine Gefahr für kleine Wirbeltiere.

Blaubandbärbling

1960 wurde der Blaubandbärbling zusammen mit Graskarpfen von seiner Heimat in Ostrussland (sowie Japan, Korea und Südchina) nach Rumänien gebracht. Von dort hat sich der Kleinfisch über Ungarn und Österreich ab 1984 auch nach Deutschland ausgebreitet.

Der Blaubandbärbling gilt als potenzieller Laichräuber und sorgt für Einbußen bei der Karpfenteichwirtschaft. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, wird die Population des Blaubandbärblings beobachtet und es wird darauf geachtet, dass nicht noch mehr der Kleinfische unbeabsichtigt eingeführt werden.

Grauhörnchen

Das Grauhörnchen stammt eigentlich aus Nordamerika und ist eng verwandt mit unserem rotbraunen Eichhörnchen. Und genau diesen machen sie jetzt Konkurrenz. In Großbritannien haben die Grauhörnchen die heimischen Eichhörnchen bereits weitgehend verdrängt. In Deutschland ist die Population noch klein, könnte sich aber schnell ausbreiten.

Grauhörnchen zählen deshalb zu den invasiven Arten, weil sie den europäischen Eichhörnchen überlegen sind: Sie sind größer, stärker, anpassungsfähiger und bekommen mehr Nachwuchs. Zusätzlich übertragen sie das Squirrelpox-Virus, ein Pockenvirus, gegen das sie selbst immun sind, an unsere heimischen Eichhörnchen.

Nutria

Eigentlich kommt das Nutria, oder auch die Biberratte, aus Südamerika. Mittlerweile hat sie sich aber auch in Mitteleuropa und somit in Deutschland ausgebreitet. Ursprünglich sind die Tiere aus Pelztierfarmen entlaufen und haben sich schließlich vermehrt.

Die größten Populationen gibt es heute am Niederrhein sowie an der Spree und der Saale im Osten Deutschlands, insbesondere im Spreewald. Sie gelten als invasiv, weil sie unter anderem erhebliche Schäden an Wasserbauanlagen anrichten können und Uferröhrichte schädigen.

Verwendete Quellen
  • tierschutzbund.de: "Invasive Arten"
  • nabu.de: "Die EU-Liste invasiver gebietsfremder Tier- und Pflanzenarten"
  • bfn.de: "Gebietsfremde und invasive Arten"
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