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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Holzwurm & Co. So bekämpfen Sie die Schädlinge erfolgreich
Sie befallen sowohl Möbel als auch Fußböden oder Dachstühle: Holzwurm und Hausbockkäfer. Werden sie zu spät entdeckt, richten sie viel Schaden an. Daran erkennen Sie die Käfer – und werden sie schnell wieder los.
Vom Dachbalken bröselt Sägemehl, die Holzdecke zieren Löcher, und im massiven Tisch wandern die Insekten durch ihre verzweigten Fraßgänge: Holzschädlinge hinterlassen nicht nur optische Schäden am Holz. Sie können sogar ein ganzes Gebäude zum Einsturz bringen.
Der Grund: Da vor allem viele Fertighäuser wie Gartenhäuser in Holzbauweise errichtet werden, wächst auch die Gefahr, die von den gefräßigen Insekten ausgeht. Doch auch Massivhäuser sind nicht völlig sicher. Denn hier besteht immerhin der Dachstuhl zum größten Teil aus Holz.
Hausbockkäfer und Holzwurm
Holz ist einer der wichtigsten Baustoffe im gesamten Haus. Möbel, Wandverkleidungen oder Bodenbeläge sind häufig aus Holz gefertigt. An anderen Stellen wie dem Dachstuhl ist Holz sogar gänzlich unverzichtbar.
Das Problem: Der Naturbaustoff ist auch bei zahlreichen Insekten sehr beliebt. In unseren Breiten sind es vor allem der Hausbockkäfer (Hylotrupes bajulus) und der besser als Holzwurm bekannte Gemeine oder Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum). Beide treiben in Hölzern ihr Unwesen – und zwar manchmal mit verheerenden Folgen.
Welches Holz befällt der Holzwurm?
Laut des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbandes (DSV) frisst der Holzwurm Laub- und Nadelholz gleichermaßen. Er ist vorrangig in Holzverkleidungen oder Möbeln im Keller, in Dielen, Treppen und Scheunen zu finden.
Ekkehard Flohr, Fachgebietsleiter für Holzschutz beim Deutschen Holz- und Bautenschutzverband, erklärt die Hintergründe: "Der Nagekäfer liebt Plätze mit etwas höherer Luftfeuchtigkeit." Anders als beim Hausbockkäfer stehen beim Holzwurm auch harte Kernhölzer auf dem Speiseplan.
Wie erkennt man, ob der Holzwurm drin ist?
Viele kleine, etwa ein bis zwei Millimeter große Löcher, aus denen Holzmehl quillt, sind Anzeichen dafür, dass das Holz von Larven des Nagekäfers befallen ist. Sind Sie unsicher, ob die Löcher 'frisch' sind, legen Sie Papier unter die betroffene Stelle. Zeigt sich darauf nach wenigen Tagen helles Holzmehl, ist der Befall 'aktiv', wie Experten sagen.
Wie bekämpft man den Holzwurm?
Das Umweltbundesamt (UBA) rät, befallene Bauteile auszuwechseln. Handelt es sich um Holzkonstruktionen, die der Stabilität dienen, sollte ein Bausachverständiger kontaktiert werden. Er klärt ab, ob der Befall auch die Statik berührt. Befallene Hölzer können zudem mit Heißluft (55 Grad Celsius über 60 Minuten) oder chemischen Holzschutzmitteln (Biozide) behandelt werden. Beides ist von Fachfirmen zu übernehmen.
Holzwürmer mit Wärme und Hitze bekämpfen
Die gute Nachricht: Holzgegenstände, wie Möbelstücke oder Holzspielzeug, lassen sich bei geringem Befall auch alternativ gut behandeln. Hat der Holzwurm Tisch oder Stuhl befallen, sind diese für längere Zeit warm und trocken zu lagern, zum Beispiel in einem zentral beheizten Wohnraum. Im Sommer können Sie die Möbelstücke auch für längere Zeit in die pralle Sonne stellen.
Der Effekt: Die Larven sterben ab, weil das Holz zunehmend trockener wird. Anschließend können Sie die Löcher mit Holzkitt oder farbigem Wachs verschließen.
Bei welcher Temperatur sterben Holzwürmer?
Laut UBA können kleinere Holzgegenstände für etwa eine Stunde in den Backofen gelegt werden. Eine Temperatur von 55 Grad Celsius ist ausreichend, dann sterben die Larven des Holzwurms.
Info
Während der Hitze können sich aber Risse im Holz bilden. Deshalb sollten Sie bei wertvollen Gegenständen besser eine Fachfirma für Wärmebehandlung kontaktieren.
Holzwürmer mit Hausmittel bekämpfen
Neben der Backofen-Methode gibt es noch andere Hausmittel, die bei geringem Holzwurmbefall empfohlen werden. Ob diese auch den gewünschten Erfolg bringen, ist aber umstritten.
- Eicheln
Die Früchte der Eiche, vor allem ihr Geruch, soll Holzwurmlarven magisch anlocken. Werden Eicheln neben Wurmlöcher gelegt, verlassen die Schädlinge sie und bohren sich in die Früchte. Danach werden die Eicheln im Restmüll entsorgt. - Essigessenz
Es ist ein wahres Wundermittel – und soll auch gegen Holzwurmlarven helfen: Essigessenz. Einfach ein wenig davon in die Fraßlöcher spritzen. Und warten, ob es wirkt. - Borsalz
Das Insekten- und Pilzschutzmittel – hier mit Wasser angerührt und in die Fraßlöcher gespritzt – kommt auch in Holzlasuren vor. "Öko-Test" rät aber davon ab, weil Borsalz im Verdacht steht, fortpflanzungsgefährdend zu sein. - Isopropanol
Der Alkohol ist auch Bestandteil von Händedesinfektionsmitteln. In Reinform (erhältlich in Apotheke oder Baumarkt) soll Isopropanol auch Holzwürmer vertreiben beziehungsweise Larven töten. Dafür ist der Gegenstand einzupinseln, danach in Folie einzuwickeln und etwa drei Tage zu lagern.
Wie lange leben Holzwürmer und Hausbockkäfer?
Die Entwicklungszeit einer Holzwurmlarve dauert bei günstigen Bedingungen etwa ein Jahr, bei ungünstigen weitaus länger: bis zu acht Jahre. Danach schlüpft der Käfer und verlässt das Holz. Seine einzige Bestimmung ist es, sich innerhalb seiner kurzen Lebensdauer von drei Wochen fortzupflanzen. Danach ist der Holzwurm tot.
Ein Hausbockkäfer legt im Jahr etwa 100 bis 200 Eier in Spalten und Ritzen des Holzes ab. "Die Larven, die daraus im Sommer schlüpfen, bohren sich sofort in das Holz und leben dort etwa fünf bis sechs Jahre lang", erläutert Flohr. "In dieser Zeit durchziehen sie das Holz mit einem riesigen Netz aus Fraßgängen." Danach fliegt der Käfer aus der Puppenkammer. Er kommt wie der Holzwurm nur auf eine sehr kurze Lebensdauer von circa vier Wochen und pflanzt sich in dieser Zeit fort.
Welches Holz befällt der Hausbockkäfer?
Der Hausbock ist vor allem im Dachbereich zu finden. Das Gebälk ist vornehmlich aus Nadelholz gefertigt, und das ist die Leibspeise des nimmersatten Käfers. Gerade diese Eigenschaft macht die Schädlinge so gefährlich. "Sie verringern den Querschnitt des Holzes und mindern damit die Stabilität des Bauteils", warnt Corinna Merzyn, Hauptgeschäftsführerin Verband Privater Bauherren (VPB).
Im Extremfall könne das zum Einsturz führen. Dabei sind die Dachstühle von Neubauten gefährdeter als die von Altbauten. Das liegt zum einen daran, dass alte Hölzer für den Hausbock weniger attraktiv sind. Zum anderen ist dieser nur in weichem Splintholz, nicht jedoch in hartem Kernholz lebensfähig.
Genau dieses Splintholz kommt im modernen Hausbau immer häufiger zum Einsatz. "Heute wird Holz so schnell geerntet, dass ein Baum im Forst kaum Zeit hat, einen Kern auszubilden", erklärt Holzschutzexperte Flohr. Auch der Sparzwang beim Bau führe zu Problemen. "Anders als früher wird knallhart kalkuliert und der Querschnitt der Balken statisch so ausgereizt, dass es keinen Puffer gibt."
Hausbockkäfer: Wie erkennt man den Befall?
Grundsätzlich gilt wie beim Holzwurm: Je früher ein Befall erkannt wird, desto besser. Hausbewohner und Kaufinteressenten an einer Immobilie können auf einige verräterische Indizien achten: Dazu gehören zunächst helle, frische Bohrmehlhäufchen sowie die sichtbaren Fluglöcher, durch welche die erwachsenen Tiere aus dem Holz heraus kommen.
"Auf den Hausbock können Bewohner auch aufgrund seiner Fraßgeräusche aufmerksam werden", ergänzt VPB-Beraterin Merzyn. Außerdem könne man ihm durch einen einfachen Klopftest auf die Spur kommen. Über seine Fraßgänge lässt der Hausbock nämlich oft nur eine beinahe papierdünne Schicht Holz übrig, sodass beim Klopfen hohle Geräusche zu hören sind.
Wie bekämpft man den Hausbockkäfer?
Im Verdachtsfall sollte unbedingt eine Fachfirma hinzugezogen werden. "Das kann ein öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Holzschutz sein, ein versierter Schädlingsbekämpfer oder auch eine ausgebildete Fachkraft für Holzschutz", sagt Flohr. Der Experte wird zunächst ermitteln, ob ein Schädling aktiv ist und dann eine Befallsdiagnose samt Bekämpfungsempfehlung erstellen.
Der erste Schritt ist dann die mechanische Sanierung. "Wo möglich, werden marode Holzteile entfernt und ersetzt", erläutert Merzyn. Doch damit ist es häufig nicht getan. "Bewährt, aber sehr aufwendig ist auch hier eine thermische Behandlung: Das Gebäude wird eingehaust und der befallene Bereich mit mehr als 60 Grad heißer Luft behandelt, sodass die Insekten sterben."
Ist ein begrenzter Befall exakt lokalisierbar, dann kann auch die betroffene Stelle mit Mikrowellenstrahlen punktuell erwärmt werden. Es gibt auch die Möglichkeit einer chemischen Bekämpfung. "Bei geringerem Befall oder auch zusätzlich zu vorherigen Maßnahmen können die jeweiligen Stellen gründlich mit chemischen Mitteln gestrichen oder besprüht werden", erklärt Merzyn.
Dabei sollten Mittel eingesetzt werden, die sowohl die Insekten bekämpfen als auch einem weiteren Befall vorbeugen. Nach der Behandlung sollte der betroffene Raum regelmäßig inspiziert werden, um sicherzustellen, dass tatsächlich kein Befall mehr vorliegt.
- Nachrichtenagentur dpa-tmn
- Umweltbundesamt (UBA): "Gemeiner Nagekäfer (Holzwurm)", "Hausbockkäfer"
- Wohnglück: "Holzwurm bekämpfen"
- Eigene Recherche