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Badezimmer
Barrierefreiheit im Badezimmer

Karin Henjes

23.05.2011Lesedauer: 4 Min.
Das Mehrgenerationen-Badezimmer: Krankenhaus-Look war gestern. (Vergrößern des Bildes
Das Mehrgenerationen-Badezimmer: Krankenhaus-Look war gestern. (Quelle: Toto))
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Studien zufolge wollen mehr als 80 Prozent aller Deutschen im Alter so lange wie möglich im eigenen Zuhause wohnen. Gerade die tägliche Körperhygiene ist etwas, das möglichst lange eigenverantwortlich und selbstbestimmt vollzogen werden soll. Dafür muss das Bad barrierefrei sein. Doch was heißt Barrierefreiheit im Badezimmer im Einzelnen? Und kann ein solches Bad auch schick aussehen?

Als Dieter Soth mit Anfang 20 einen Bandscheibenvorfall hatte, war erst einmal Schluss mit lustig. Das Aufstehen geriet zum täglichen Kampf, der Gang in die Dusche oder Badewanne zum schmerzhaften und oft rutschigen Abenteuer. Diese Erlebnisse haben den Krefelder Unternehmensberater und seine Einstellung zu Wohnkomfort geprägt. Vor zehn Jahren gründete er schließlich das Netzwerk "Leben ohne Barrieren" (L.o.B.), das mittlerweile bundesweit 200 Handwerker und 100 Architekten im Dienste des Komfort-Bades vereint.

Barrierefreiheit ohne Krankenhaus-Look

"Im intelligenten Bad muss heute kein Mensch mehr Angst haben, zu fallen und nicht mehr hochkommen zu können", freut sich Soth. "Vielmehr bieten die Sanitärhersteller gut durchdachte ästhetische Haltegriffe, Badewannen mit Aufstützmöglichkeiten sowie viele andere Raffinessen für das Mehrgenerationenbad. Und es gibt Handwerker und Architekten, die auf das Thema spezialisiert sind. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders", berichtet der heute 68-Jährige.

Die krankenhausartige Optik, die man noch bis zur Jahrtausendwende bei einem barrierefreien Bad in Kauf nehmen musste, ist inzwischen Geschichte. Weitsichtige Designer haben begriffen, dass alle Menschen - und nicht nur alte, kranke, gehbehinderte oder kleinwüchsige Personen - am besten in einem Umfeld leben, in dem körperliche Eigenheiten mit bedacht sind.

"Universal Design" - das Mehrgenerationen-Bad

Das Design für alle, das sogenannte "universal design", hat inzwischen auch eine hochkarätige internationale Lobby. In Deutschland gibt es ein gleichnamiges Projekt, in dem unter anderem Wissenschaftler der Bauhaus Universität aus der Designwiege Weimar engagiert sind. "'Universal design' bleibt eine Herausforderung der nächsten Jahre - hoffentlich nicht Jahrzehnte", postuliert Thomas Bade, Geschäftsführer des Projekts, anlässlich einer Konferenz. "Der 'universal design e.V.' und seine Mitglieder werden diese Aufgaben konsequent weiter bearbeiten.“

Was universelles Design in der Praxis konkret bedeutet, lässt sich schön am Beispiel Waschtisch veranschaulichen: Wenn Lukas in den Ferien bei Oma Elke zu Besuch ist, wäscht er sich vor dem Essen begeistert die Hände. Am höhenverstellbaren Waschtisch kann er das nämlich selbstständig tun - und das sogar mit Blick in den Spiegel. Der ist bis zum Becken hinuntergezogen, damit Oma sich sehen kann, wenn sie im Rollstuhl sitzend ihr Gesicht reinigt.

Der Rollstuhl ist auch der Grund, warum unter dem Becken Beinfreiheit herrscht. Da wäscht sich Mama dann auch gern auf dem Stuhl die Haare, wenn sie kurz vor einem Hexenschuss steht und sich nicht in die Wanne herabbeugen kann. Dass der gehbehinderte Opa Karl-Heinz stolpert, von innen hilflos gegen die Tür rumpelt und sich diese dann nicht öffnen lässt, passiert im neuen Bad der Großeltern glücklicherweise auch nicht mehr. Wie es sich gehört, geht die Tür nach außen hin auf. So kann im Bedarfsfall schnell jemand zu Hilfe eilen.

Die ebenerdige Dusche

Dank der Dusche hat sich das barrierefreie Mehrgenerationenbad inzwischen sogar schon fast zum Lifestyle-Thema entwickelt. "Irgendwann vor ein paar Jahren wurde es schick, eine ebenerdige Dusche im Bad zu haben", entsinnt sich Dieter Soth. "Das ist zum Schlüsselelement des Badumbaus in kleineren Wohnungen geworden."

Denn so lässt sich selbst ein beengtes Badezimmer mit WC heute rollstuhlgerecht gestalten. Dafür muss ein Drehradius von 1,50 Meter zur Verfügung stehen. Kann ein Rollstuhlfahrer die Dusche auf dem Weg zum WC-Sitz passieren, so lässt sich dieser Radius auch in beengten Verhältnissen realisieren. Als Duschabtrennung selbst kann dann beispielsweise eine zusammenklappbare Abtrennung oder ein beweglicher Vorhang gewählt werden.

Höhenverstellbare Toilette

Auch beim WC können Bauherren und Wohnungsinhaber Vorsorge für die Freiheit im Alter treffen. "Beim Klosett haben Sie den Vorteil, dass sich auch günstigere Modelle einfach höher setzen lassen", erklärt Dieter Soth. "Die komfortablere Lösung ist aber ein höhenverstellbares Klosett, das an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden kann. Für kleinere Bäder gibt es übrigens auch seitenverstellbare Ausführungen. Welche Alternative man wählt, hängt vom Budget ab."

Am besten von Anfang an barrierfrei bauen

Wenn es ums Budget geht, können einem allerdings schon die Tränen kommen. Denn wer sein Bad solide und nicht einmal besonders extravagant barrierefrei saniert, muss schnell mit Kosten von 7000 Euro rechnen. Geht es um das ganze Wohnumfeld, so sei man sogar mit 60.000 bis 120.000 Euro dabei, schätzt Soth.

Der Netzwerker und Rentner, der sein Unternehmen bald an Enkel Christian Seibt übergibt, rät deshalb auch jedem Bauherren von Anfang an auf Barrierefreiheit zu setzen. Die Gesamt-Baukosten für ein Objekt steigen dadurch lediglich um sieben Prozent, erklärt Soth. Betriebe und Hersteller, die Produkte im Dienste eines barrierefreien Zuhauses anbieten hat Soth auf der Internetseite lebenohnebarrieren.de zusammengestellt. Dort finden Interessierte und Bedürftige auch Checklisten, was beim Umbau zu beachten ist, damit am Ende tatsächlich ein Leben ohne Barrieren steht.

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