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Potenzstörungen können psychisch bedingt sein


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Wenn Mann nicht kann
Potenzprobleme können psychisch bedingt sein

  • Ann-Kathrin Landzettel
Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 21.02.2022Lesedauer: 5 Min.
Paar sitzt frustriert auf dem Bett: Stress in der Partnerschaft kann die Ursache dafür sein, dass es im Bett nicht mehr klappt.Vergrößern des Bildes
Stress in der Partnerschaft kann die Ursache dafür sein, dass es im Bett nicht mehr klappt. (Quelle: imtmphoto/getty-images-bilder)
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Wenn es im Bett nicht mehr klappt, kann das sehr belastend für die Beziehung sein. Potenzstörungen haben oft eine organische Ursache. Doch auch die Psyche beeinflusst die Erektionsfähigkeit.

Stress, Leistungsdruck, Versagensangst oder partnerschaftliche Konflikte können der Grund dafür sein, dass Männer eine Erektionsstörung entwickeln. Doch auch ernsthafte Krankheiten können zugrundeliegen. Daher ist es wichtig, dass betroffene Männer die Ursachen ihrer Potenzstörung von einem Arzt abklären lassen.

Was sind Erektionsstörungen?

Die erektile Dysfunktion (ED) ist definiert als die fortwährende Unfähigkeit, eine penile Erektion zu erreichen und aufrechtzuerhalten, die für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreicht. Umgangssprachlich ist auch von Impotenz die Rede. "Ein Mann ist keine Maschine. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn der Penis mal nicht steif genug wird oder früher erschlafft als gewohnt", erklärt Dr. Christian Leiber, Oberarzt der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Urogynäkologie am Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld.

"Die Diagnose erektile Dysfunktion stellt der Arzt dann, wenn die Erektionsstörungen für mindestens sechs Monate bestehen und in der Mehrzahl kein Geschlechtsverkehr möglich ist."

Welche Ursachen haben Erektionsstörungen?

Bis zu 90 Prozent aller Erektionsstörungen haben eine organische Ursache, etwa eine Gefäßerkrankung, einen Diabetes mellitus, eine Nervenerkrankung, Bluthochdruck, eine Verletzung oder eine Krebserkrankungen, die mit Operationen und Bestrahlungstherapie verbunden ist. Medikamente, etwa Antidepressiva, können ebenfalls die Erektionsfähigkeit herabsetzen. Manchmal sind es psychische Faktoren, welche die Sexualität einschränken. Während organische Ursachen mit zunehmendem Alter häufiger werden, wirken psychische Einflüsse verstärkt bei jüngeren Männern.

"Schätzungen zufolge haben in Deutschland mehrere Millionen Männer eine erektile Dysfunktion. So entwickeln 50 Prozent der von Diabetes mellitus betroffenen Männer Erektionsstörungen. Und auch die Behandlung von Prostataerkrankungen, etwa Prostatakrebs, schränken die Erektionsfähigkeit häufig ein" sagt Leiber. "Ein weiterer Risikofaktor ist das Alter. Bei den über 70-Jährigen hat jeder zweite Mann Erektionsprobleme."

Hinweise auf psychische Erektionsstörungen

Bis zu einem Alter von 40 Jahren sind es oft psychische Einflüsse, welche die Erektionsfähigkeit einschränken. Ab dem 40. Lebensjahr nehmen organische Ursachen zu. Nicht selten spielen beide Auslöser zusammen. Laut der Leitlinie "Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN) deuten folgende Faktoren auf eine psychische Ursache der erektilen Dysfunktion hin:

  • plötzlicher Beginn (ohne erkennbaren organischen Auslöser)
  • vorausgehende belastende Lebensereignisse
  • Fluktuationen und Situationsabhängigkeit der Störung (Partnerkontakt versus Masturbation)
  • keine körperlichen Risikofaktoren (etwa Potenz beeinflussende Erkrankungen, Medikamente, Alkohol, Drogen)
  • Alter unter 50 Jahren
  • Fortbestehen nächtlicher Spontanerektionen

"Sind psychische Faktoren der Auslöser für Erektionsprobleme, etwa Leistungsdruck oder Versagensängste, haben die betroffenen Männer meist die normalen nächtlichen und morgendlichen Erektionen. Auch die Selbstbefriedigung ist in der Regel kein Problem. Der Erektionsverlust tritt dann auf, wenn der Mann 'funktionieren' und Leistung bringen möchte", sagt der Androloge.

Versagensängste und sexuelle Hemmungen im Bett

Von Potenzstörungen mit psychischer Ursache sind vermehrt jüngere Männer betroffen. Vor allem die Sorge, nicht "gut genug" zu sein und der daraus resultierende Leistungsdruck kann die Erektionsfähigkeit hemmen. Es kann sich ein regelrechter Teufelskreis aus Leistungsdruck sowie Versagensängsten entwickeln. Bei vielen kreisen Fragen im Kopf wie:

  • Bin ich "gut genug" im Bett?
  • Findet mich mein Sexualpartner attraktiv?
  • Was, wenn ich keine Erektion bekomme?
  • Wird mein Penis steif genug sein?
  • Was, wenn ich zu früh komme?

"Je mehr sich Männer unter Druck setzen, desto schwieriger wird eine entspannte Sexualität", sagt Leiber. "Der Körper muss nicht auf Knopfdruck funktionieren. Ist häufiger kein Geschlechtsverkehr möglich, sollten Betroffene zum Arzt gehen.

Es sollte abgeklärt werden, ob eine bislang unerkannte Gefäß-, Nerven- oder Stoffwechselerkrankung hinter den Potenzproblemen steckt. Der Penis ist aufgrund seiner feinen Gefäße ein wichtiges Frühwarnsystem. Zudem kann der Urologe oder Androloge zu möglichen Therapieoptionen beraten."

(Quelle: Privat)


Dr. med. Christian Leiber ist Medienbeauftragter des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Andrologie (DGA) und Oberarzt der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Urogynäkologie am Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld, dem Lehrkrankenhaus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Der Androloge ist seit vielen Jahren im Bereich der Erektilen Dysfunktion tätig.

Potenzstörungen: Darum ist Stress so gefährlich

Anhaltender Stress, im beruflichen wie im privaten oder partnerschaftlichen Umfeld, ist laut dem Andrologen ein echter Potenz-Killer. Unter Stress schüttet der Körper Stresshormone aus, unter anderem Adrenalin und Noradrenalin. Der Körper bereitet sich auf Kampf oder Flucht vor – ein Überlebensmechanismus aus früherer Zeit. Die Gefäße ziehen sich zusammen und die für eine Erektion notwendige Durchblutung ist verringert.

"Zudem hemmt Stress das Lustzentrum im Gehirn. Bei Erregung sendet das Gehirn normalerweise ein Signal an die Nerven im Penis. In Folge wird Stickoxid freigesetzt. Die Gefäße entspannen und Blut fließt hinein", erklärt Leiber. "Stress schmälert also nicht nur die Lust, sondern blockiert zudem körperliche Reaktionen, die für die Versteifung des Penis wichtig sind."

Konflikte in der Partnerschaft killen die Lust

Partnerschaftliche Konflikte gehören ebenfalls zu den psychischen Belastungssituationen, die die Sexualität negativ beeinflussen können. Das Paar interagiert anders. Die Belastung nimmt zu und die Lust auf Sexualität ab. Auf der anderen Seite können Erektionsprobleme partnerschaftliche Konflikte auslösen. Ist plötzlich die Sexualität nicht mehr so möglich wie gewohnt, führt das in der Regel auf beiden Seiten zu Frust – und kann Leistungsdruck und Versagensängste fördern.

"Bei Erektionsstörungen ist Kommunikation das Wichtigste – egal ob sie psychisch oder organisch bedingt sind. Zieht er sich aufgrund der Störung zurück und spricht nicht mit seiner Partnerin oder seinem Partner darüber, sorgt das für Unsicherheit und Frust. Das kann für die Beziehung eine echte Belastungsprobe werden", warnt Leiber. "Wenn das Paar Unterstützung sucht, können speziell ausgebildete Sexualtherapeuten helfen. Ebenso hilfreich – auch mit Blick auf Behandlungsmöglichkeiten – ist die Kommunikation mit einem Arzt. Das kann ein Urologe, Androloge oder ein Sexualmediziner sein."

Depressionen schwächen die Libido

Erektionsstörungen können auch mit Depressionen in Zusammenhang stehen. Beide stehen in enger Beziehung zueinander und können sich beidseitig bedingen, aufrechterhalten oder verstärken. So ist das Krankheitsbild einer Depression mit weniger Lust und einem geringeren Lustempfinden verknüpft, was Erektionsstörungen begünstigt. Zugleich können Potenzstörungen die Psyche stark belasten und haben das Potenzial, psychische Störungen wie eine Depression zu verstärken. "Hinzu kommt, dass die meisten Psychopharmaka die Sexualität negativ beeinflussen", ergänzt Leiber.

Erektionsstörungen: Diese Ärzte helfen

Möchte sich ein Mann Hilfe suchen, kann er sich an einen Andrologen oder einen Urologen wenden. Der Urologe befasst sich mit den harnbildenden und harnableitenden Organen, also mit der Niere, dem Harnleiter der Harnblase und der Harnröhre, aber auch mit Krankheiten der Geschlechtsorgane des Mannes, also der Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen, des Penis sowie der Prostata. Die Andrologie ist ein Teilgebiet der Urologie, welche sich insbesondere mit Störungen des männlichen Fortpflanzungssystems befasst, darunter neben erektiler Dysfunktion und vorzeitigem Samenerguss auch Infertilität. Auch ein Sexualmediziner kann ein Ansprechpartner sein.

"Die Behandlung kann bei psychischen Ursachen psychotherapeutisch von einem Sexualtherapeuten oder einem speziell geschultem Psychiater begleitet werden, wenn der Mann das wünscht", sagt Leiber. "Im Rahmen der Therapie können psychische Einflüsse eingeordnet und bearbeitet werden."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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