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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ursachen und hilfreiche Maßnahmen Nächtlicher Harndrang bei Männern – was jetzt zu tun ist
Nächtlicher Harndrang stört den Schlaf und kann der Gesundheit langfristig schaden. Welche Ursachen bei Männern dahinterstecken können und was helfen kann.
Kaum eingeschlafen, schon meldet sich die Blase – womöglich sogar mehrmals in der Nacht: Viele Menschen sind das gewohnt und denken sich nichts dabei. Wer nachts allzu häufig von Harndrang aus dem Schlaf gerissen wird, sollte das Problem aber ernst nehmen und ärztlich abklären lassen. Denn auf Dauer kann der Schlaf und somit das gesamte Befinden darunter leiden. Gerade bei älteren Personen bergen die nächtlichen Toilettengänge zudem das Risiko für Stürze. Und noch etwas spricht dafür, den Ursachen des Symptoms auf den Grund zu gehen: Nächtlicher Harndrang (fachsprachlich Nykturie genannt) kann auf eine Erkrankung hinweisen.
Nächtlicher Harndrang bei Männern – wie oft ist zu oft?
Ein gesunder Mann uriniert für gewöhnlich vier- bis fünfmal pro Tag. Nachts steht er im Normalfall nicht oder nicht mehr als einmal auf, um Wasser zu lassen – zumindest bis zu einem gewissen Lebensalter: Bei älteren Männern und Frauen ist häufiger nächtlicher Harndrang recht verbreitet und nicht unbedingt krankhaft. Das hat hauptsächlich etwas mit hormonellen Veränderungen im Alter zu tun, insbesondere mit dem antidiuretischen Hormon (ADH). Dieser Botenstoff ist an der Regulation des Wasserhaushaltes beteiligt: Er sorgt dafür, dass der Körper nicht zu viel Flüssigkeit verliert.
Nachts produziert das Gehirn größere Mengen davon, damit die Nieren weniger Harn bilden, die Blase nicht so schnell voll wird und der Schlaf möglichst selten durch Harndrang unterbrochen wird. Bei älteren Menschen wird nachts weniger ADH freigesetzt.
Hinweis: Bei älteren Männern sind Probleme beim Wasserlassen oft Hinweis auf eine vergrößerte Prostata. Dieser Test verrät, ob Sie auch betroffen sein könnten.
Nächtlicher Harndrang bei Männern – Ursachen im Überblick
Nächtlicher Harndrang bei Männern lässt sich oftmals auf eine oder mehrere der folgenden Ursachen zurückführen:
- ein ungünstiges Trinkverhalten (zu große Flüssigkeitsmengen oder koffeinhaltige und/oder alkoholische Getränke vor dem Zubettgehen)
- Schlafstörungen, etwa aufgrund einer Schlafapnoe, also Atemaussetzern während des Schlafs (weil die betroffene Person den Harndrang dann eher bemerkt)
- eine Prostataerkrankung, etwa eine gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie, kurz BPE): Wegen der vergrößerten Prostata kann sich die Harnblase beim Urinieren nicht vollständig entleeren, weshalb die Betroffenen eher und häufiger Harndrang verspüren als gesunde.
- Blasenentzündung (etwa aufgrund eines Harnwegsinfekts)
- Blasensteine
- eine Herzschwäche: Wenn der Blutkreislauf nicht mehr richtig funktioniert, lagert sich Wasser im Körper ab, insbesondere in den Füßen und Beinen. Nachts im Liegen kann die Flüssigkeit aufgrund der Schwerkraft leichter wieder in die Nieren transportiert werden.
- Diabetes mellitus: Ist zu viel Zucker im Blut, scheidet der Körper diesen zum Teil mit dem Urin aus, wobei auch vermehrt Flüssigkeit verloren geht, weil der Zucker diese gewissermaßen mit sich "zieht".
- eine überaktive Blase (deren Ursache nicht vollständig geklärt ist)
- Schäden an den Nervenbahnen, die das Wasserlassen steuern (etwa als Folge von Erkrankungen wie multipler Sklerose, Parkinson und/oder Diabetes)
- psychische Belastung oder eine psychische Störung
- ein Blasentumor
Nächtlicher Harndrang bei Männern – was tun?
Männer, die regelmäßig öfter von nächtlichem Harndrang geweckt werden, sollten zunächst überlegen, ob es an ihren Trinkgewohnheiten liegen könnte. Wenn nicht, ist es ratsam, das Problem mit der Hausärztin oder dem Hausarzt zu besprechen. Denn um ständigen nächtlichen Harndrang langfristig und bestmöglich in den Griff zu bekommen, muss zunächst dessen Ursache festgestellt und bestenfalls behandelt werden.
Im Gespräch wird die Hausärztin oder der Hausarzt zunächst versuchen, die infrage kommenden Auslöser der Beschwerden einzugrenzen. Je nach vermuteter Ursache kann sie oder er den Patienten dann an eine fachärztliche Praxis überweisen.
Tipp: Bei der Diagnostik kann es der Ärztin oder dem Arzt helfen, wenn der Patient ein sogenanntes Miktionstagebuch führt. Miktion ist der Fachbegriff für die Blasenentleerung. In dem Tagebuch hält der Betroffene täglich fest, wann er wie viel getrunken hat, wie oft er auf Toilette war und wie viel Urin er dabei abgegeben hat.
Nächtlicher Harndrang bei Männern – diese Maßnahmen können helfen
Zu große Flüssigkeitsmengen und die falschen Getränke am Abend zählen zu den harmlosen und vermeidbaren Ursachen häufigen nächtlichen Harndrangs. Oftmals lässt sich das Problem also bereits durch veränderte Trinkgewohnheiten beheben – oder wenigstens eine Besserung herbeiführen. Sinnvoll sind etwa folgende Maßnahmen:
- in den drei Stunden vor dem Zubettgehen nichts oder wenig trinken (und dafür über den Tag verteilt ausreichend)
- flüssigkeitsreiche Nahrungsmittel und allzu große Mahlzeiten vermeiden
- auf alkoholische und koffeinhaltige Getränke verzichten
Alkohol wirkt sich nachteilig auf den Schlaf aus und hemmt die Bildung des antidiuretischen Hormons (ADH). Dieses spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts und gewährleistet, dass der Körper nicht zu viel Flüssigkeit ausscheidet. Ist weniger dieses Hormons vorhanden, verliert der Körper vermehrt Wasser. Koffein kann ebenfalls harntreibend sein und ist wegen seiner anregenden Wirkung ohnehin nicht für abends geeignet.
Fazit
Nächtlicher Harndrang bei Männern kann viele unterschiedliche Ursachen haben, sowohl harmlose als auch krankhafte. Diese zeitnah abklären zu lassen, ist wichtig: Erstens, weil sonst auf Dauer der Schlaf leidet, was vielfältige ernstzunehmende gesundheitliche Probleme verursachen oder begünstigen kann. Zweitens, weil gerade ältere Menschen bei nächtlichen Toilettengängen stürzen und sich verletzen können. Und drittens, weil die krankhaften Ursachen nächtlichen Harndrangs eine gezielte medizinische Behandlung erfordern.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 16.10.2023)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 16.10.2023)
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 16.10.2023)
- Online-Informationen der European Association of Urology: patients.uroweb.org (Abrufdatum: 16.10.2023)
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 16.10.2023)
- Online-Informationen von MSD Manual: www.msdmanuals.com (Abrufdatum: 16.10.2023)
- Leslie, S. W., et al.: "Nocturia". StatPearls, Treasure Island (FL), StatPearls Publishing (März 2023)
- Bschleipfer, T., et al: "Nykturie – durch Behandlung die Lebensqualität steigern." Journal für Urologie und Urogynäkologie Österreich, Vol. 26, pp. 121-125 (September 2019)