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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Empfindliche Lendenwirbel Woher Schmerzen im unteren Rücken kommen und was hilft
Rückenschmerzen treten häufig im unteren Abschnitt der Wirbelsäule auf. Oft sind sie die Folge von Fehlhaltungen. Manchmal stecken aber auch Krankheiten dahinter.
Die Lendenwirbelsäule ist ein sensibler Körperbereich, da sie das komplette Gewicht des Rumpfes trägt. Anhaltende Belastungen und Fehlhalten können das komplexe Zusammenspiel von Wirbelkörpern, Bandscheiben und Muskeln stören.
Die Folge sind schmerzhafte Blockaden und Bewegungseinschränkungen. Aber auch orthopädische Krankheiten oder Osteoporose können Beschwerden im Lendenwirbelbereich auslösen.
Was ist die Lendenwirbelsäule?
Die Lendenwirbelsäule, kurz LWS, setzt sich aus fünf Lendenwirbeln zusammen, welche im oberen Bereich an die Brustwirbelsäule anschließen und im unteren Bereich am Kreuzbein enden. Aufgrund des aufrechten Gangs ist die Lendenwirbelsäule der am meisten belastete Bereich der Wirbelsäule. Zudem trägt die LWS das gesamte Gewicht des Rumpfes und des Kopfes. Zwischen den Lendenwirbeln befinden sich Bandscheiben und Bänder. Gestützt wird die Lendenwirbelsäule durch Muskeln.
Die Lendenwirbelsäule macht Bewegungen der Wirbelsäule, etwa seitliches Drehen und nach vorne Beugen, erst möglich. Im Bereich der Lendenwirbelsäule finden zudem auch die Bewegungen statt, die vom Rumpf in die Beine übergehen und durch Muskelzüge wie den Hüftbeuger und die sogenannten Adduktoren (Anziehmuskeln) unterstützt werden.
"Nicht nur die Wirbelgelenke der Lendenwirbelsäule sowie die Muskeln und Muskelzüge sind anfällig für Störungen und altersbedingte Veränderungen, sondern auch die Bandscheiben, die als Puffer und Federung dienen", erklärt Privatdozent Dr. David Kubosch, leitender Orthopäde und Wirbelsäulenchirurg der Gelenk-Klinik Gundelfingen. "Eine schwache, verkürzte oder verspannte Muskulatur erhöht die Druckbelastung auf die Wirbelkörper und die Bandscheiben. Das Risiko für Schmerzen steigt."
Was sind häufige Ursachen für Schmerzen im Lendenwirbelbereich?
Die Lendenwirbelsäule ist nicht nur durch den aufrechten Gang, das Gewicht von Rumpf und Kopf sowie durch altersbedingte Degenerationsprozesse belastet. Bewegungsmangel setzt dem Lendenwirbelbereich ebenfalls zu, da die stützende Muskulatur zunehmend schwächer wird. Fehlhaltungen und Fehlbelastungen verursachen Verspannungen und Blockaden. Auch Übergewicht gilt als Risikofaktor für Schmerzen im Lendenwirbelbereich.
"Besonders bei Männern sind Schmerzen im Lendenwirbelbereich häufig. Dies liegt sicherlich auch daran, dass Männer des Öfteren in 'Knochenjobs' arbeiten, die körperlich anstrengend sind. Frauen wiederum klagen besonders oft über Schmerzen im oberen Rückenbereich sowie in den Nacken- und Schultergelenken. Oftmals ist langes Sitzen ursächlich", sagt Kubosch.
Fehlhaltungen und Fehlbelastungen – für die Lendenwirbel ein Risiko
Laut dem Orthopäden sind Fehlhaltungen wie langes Sitzen, aber auch Fehlbelastungen, wie sie beispielsweise durch schweres Heben oder intensiven Sport entstehen, eine häufige Ursache für selbstverursachte Haltungsschäden und Muskelverspannungen im Bereich der Lendenwirbelsäule.
"Etwa 80 Prozent der Menschen leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Schmerzen im unteren Rücken. Wir sprechen dann von LWS-Syndrom. Typische Beschwerden sind tiefliegende Schmerzen im Rücken, die gürtelförmig ausstrahlen sowie Knieschmerzen", erklärt Kubosch. "Und noch ein Risiko bergen anhaltende Fehlhaltungen und Fehlbelastungen: Oftmals zeigt die Wirbelsäule Knochen-Veränderungen und verformt sich mit der Zeit. Ein Rund- oder Hohlrücken ist die sichtbare Folge."
Schmerzdiagnose beim Arzt: Woher kommt der Schmerz im unteren Rücken?
Es gibt verschiedene Schmerz-Ursachen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Nicht nur Fehlhaltungen und Fehlbelastungen können den Rückenschmerz im unteren Rücken auslösen. Auch ein Bandscheibenvorfall, ein Hexenschuss, Fehlstellungen der Wirbelsäule, rheumatisch-entzündliche Erkrankungen, Osteoporose, Arthrose und Knochenbrüche können den Lendenwirbelbereich schmerzen lassen.
Oft stecken neben orthopädischen Ursachen auch psychische Ursachen wie etwa Ängste, Depressionen oder eine ständige Überforderung am Arbeitsplatz hinter den Schmerzen, da unter Stress und Druck die Muskeln verspannen, verkrampfen und blockieren. Hinweise auf den Schmerzauslöser erhält der Orthopäde im Rahmen des Anamnesegesprächs und mit Hilfe erster Untersuchungen.
"Ist beispielsweise der untere Rücken auf beiden Seiten betroffen, sind meist verspannte Muskeln die Ursache. Sie entstehen vor allem durch Bewegungsmangel und werden begünstigt durch eine einseitige, überwiegend sitzende Lebensweise, Fehlhaltungen oder auch schwere körperliche Arbeit. Einseitige Kreuzschmerzen entstehen oft aufgrund von Problemen an der Lendenwirbelsäule. Durch Arthrose oder verschlissene Bandscheiben kann ein Teil der LWS nach einer Seite abkippen und dadurch zu einseitigen Schmerzen im unteren Rücken führen", sagt Kubosch.
Was der Zeitpunkt des Schmerzes über den Rücken verrät
Der Zeitpunkt der Schmerzen gibt dem Experten zufolge ebenfalls wichtige Hinweise auf mögliche Ursachen. Beim ISG-Syndrom beispielsweise, also einer Blockade des Iliosakralgelenks, komme es sehr oft beim Aufstehen nach langem Sitzen zu Schmerzen. Rückenschmerzen im Liegen, die nach dem Aufstehen durch Bewegung besser würden, könnten durch einen Morbus Bechterew, eine rheumatisch-entzündliche Erkrankung, verursacht sein. Ein Hexenschuss mache sich oft durch Schmerzen beim Bücken bemerkbar.
Privatdozent Dr. David Kubosch ist leitender Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Der von der Deutschen Wirbelsäulen Gesellschaft zertifizierte Wirbelsäulenchirurg ist zudem Dozent an der Uniklinik Freiburg. Seine Behandlungsschwerpunkte sind Wirbelsäulenchirurgie, Bandscheibenoperationen und -prothesen.
Welche Rolle spielt Osteoporose bei Schmerzen im Lendenwirbelbereich?
Ebenso ist Osteoporose eine häufige Ursache für Schmerzen im unteren Rücken. Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, ist durch einen beschleunigten Knochenabbau gekennzeichnet. Die Knochendichte nimmt ab. Dadurch verlieren die Knochen an Stabilität und sind weniger belastbar. Das Risiko für Knochenbrüche steigt. Schätzungen zufolge stehen etwa 30 Prozent der Brüche an Hüfte, Wirbelkörpern oder Handgelenken mit einer stark verringerten Knochendichte in Zusammenhang.
"Oftmals reichen durch die verminderte Tragfähigkeit der Knochen bereits Bagatellereignisse, wie das Heben eines mittelschweren Gegenstandes, um einen Bruch eines Wirbels zu verursachen", weiß Kubosch. "Dieser wird von einem plötzlich auftretenden, heftigen Rückenschmerz begleitet, der häufig in Brustkorb, Flanken oder Gesäß ausstrahlt. In seltenen Fällen sind neurologische Ausfälle möglich, wenn es zu einer Quetschung des Rückenmarks oder der Nerven kommt. Hier ist eine zeitnahe Vorstellung beim Arzt angebracht."
Schmerzen im Lendenwirbelbereich behandeln: Diese Therapie hilft
Sind die Schmerzen im Lendenwirbelbereich durch Fehlhaltungen oder verspannte Muskeln ausgelöst, können Schmerzmittel helfen, die Akutphase zu überstehen und machen Krankengymnastik und Physiotherapie oft erst möglich. Auch Wärmeanwendungen haben sich bei Verspannungen vielfach bewährt. Sind orthopädische Erkrankungen die Ursache, richtet sich die Therapie nach der Diagnose.
"Stecken beispielsweise Ischiasbeschwerden dahinter, so lassen sich diese in den meisten Fällen durch Massagen, Krankengymnastik, Wärme- oder Kältebehandlungen gut therapieren. Bei einem Hexenschuss können meist spezielle physiotherapeutische Übungen kombiniert mit Wärmepflastern und leichten Schmerzmitteln helfen. Bei einem Bandscheibenvorfall, der in neun von zehn Fällen im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule auftritt, hilft in der Regel eine Kombination aus medikamentöser Schmerztherapie, Physiotherapie sowie thermischen Anwendungen. Bei gravierenden Bandscheiben-Beschwerden kann eine Operation eine Option sein", sagt Kubosch.
Wie lassen sich Schmerzen im Lendenwirbelbereich vorbeugen?
Um Beschwerden im Lendenwirbelbereich vorzubeugen, ist laut dem Orthopäden Bewegung das A und O. Bewegung stärkt die stützende Muskulatur in Rücken und Bauch, dehnt Muskeln, Sehnen und Bänder und fördert die Beweglichkeit. Sportarten wie Radfahren, Schwimmen, Rückenkurse, Yoga, Pilates und Wandern sind gut geeignet, aber auch Spaziergänge sowie moderate Dehnungsübungen. Zwischendurch sollte man sich immer wieder mal Recken und Strecken und die Position verändern, damit der Rücken in Bewegung bleibt.
Als gute Dehnübung für den Rücken empfiehlt Kubosch den "Katzenbuckel": "Ausgangsposition dabei ist der Vierfüßlerstand. Der Blick ist nach unten gerichtet, die Wirbelsäule nach oben gedrückt. Atmen Sie ein und machen Sie bitte den Rücken so rund wie möglich, dabei lassen Sie den Kopf locker hängen. Langsam ausatmen und dabei ins Hohlkreuz zurückgehen. Wiederholen Sie diese Übung bitte zehn Mal. Achten Sie darauf, dass Sie dabei nicht zu viel Kraft aufwenden und die Bewegungen gleichmäßig durchgeführt werden."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- gelenk-klinik.de: "LWS-Syndrom: Schmerzen im unteren Rücken". Online-Information der Orthopädischen Gelenk-Klinik Gundelfingen. (Stand: Aufgerufen am 25. April 2023)
- rki.de: "Rückenschmerzen". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: Aufgerufen am 19. April 2023)
- awmf.org: "Nicht-Spezifischer Kreuzschmerz". Langfassung der Nationalen Versorgungsleitlinie der Bundesärztekammer (BÄK), Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sowie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), AWMF-Registernummer nvl-007. (Stand: 2017)
- gesundheitsinformation.de: "Osteoporose und Knochenbrüche". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 5. Oktober 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Rücken- und Kreuzschmerzen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 16. November 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Wirbelsäule?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 11. März 2020)