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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Entlastungseffekt Rückenschmerzen: Wie Stützgürtel Linderung bringen
Fast jeder hat im Laufe seines Lebens Rückenschmerzen. Meistens sind sie harmlos und auf Bewegungsmangel oder Fehlbelastungen zurückzuführen.
Kreuzschmerzen können sehr belastend sein. Neben Bewegungstherapie und der Einnahme von Schmerzmitteln gehören auch Rückenstützgürtel zu möglichen Behandlungsoptionen. Was sie bei Rückenschmerzen leisten können und wie sich Bandagen von Orthesen unterscheiden.
Chronische Rückenschmerzen: ein Volksleiden
Vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule klagen Rückenschmerz-Betroffene häufig über Beschwerden. Kein Wunder: Die Lendenwirbelsäule trägt das gesamte Gewicht des Rumpfes – und hat im Vergleich zu den anderen Wirbelsäulenabschnitten zugleich aber eher kleine Wirbelkörper.
Das macht den Lendenwirbelsäulenbereich anfällig für Schmerzen. Im Rahmen einer durch das Robert Koch-Institut (RKI) begleiteten Querschnittbefragung unter Erwachsenen in Deutschland 2019/2020 gaben über 60 Prozent der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten Rückenschmerzen gehabt zu haben. Über 15 Prozent berichteten von chronischen Rückenbeschwerden.
"Bewegungsmangel, Fehlhaltungen und Fehlbelastungen zählen zu den häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen", sagt Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. "Eine geschwächte, belastete und verhärtete Rückenmuskulatur stört die natürliche Funktion des Bewegungsapparates und Schmerzen entstehen."
Therapieoptionen bei Rückenschmerzen
Liegt dem Rückenschmerz keine ernsthafte Ursache zugrunde, können mit Bewegungstherapie gute Erfolge erzielt werden. Durch regelmäßige Bewegung werden Sehnen und Bänder gedehnt, die stützende Muskulatur gestärkt und die Versorgung der Bandscheiben unterstützt.
Ergänzend kann die Einnahme eines Schmerzmittels, etwa mit dem Wirkstoff Ibuprofen, helfen, den Schmerz zu lindern und so Bewegung wieder möglich machen. Auch Wärmeanwendungen mit Wärmflasche und Wärmepflaster haben sich in Studien bewährt.
"Gehen Sie mit anhaltenden Rückenschmerzen zum Arzt und lassen Sie die Ursache klären. Sind Bewegungsmangel, Fehlhaltungen und Fehlbelastungen die Ursache, können Sie mit speziellen Rückenkursen – wenn notwendig auch mit Krankengymnastik – und ergänzend rückenschonenden Sportarten wie Walken, Wandern, Schwimmen und Radfahren Ihren Rücken kräftigen und die Beweglichkeit fördern", rät Froböse. "Verzichten Sie außerdem auf schweres Heben und seien Sie beim Bücken vorsichtig."
Rückenstützgürtel entlasten die Wirbelsäule
Nicht immer sind es Bewegungsmangel und Schreibtischarbeit, die zu Schmerzen im Rücken führen. Oftmals sind Berufsgruppen vom Kreuzschmerz betroffen, die sich sehr viel bewegen und körperlich starken Belastungen ausgesetzt sind, etwa Pflegende, handwerklich tätige Personen oder Menschen, die in der Industrie arbeiten. Auch Menschen, die lange stehen müssen, etwa im Verkauf oder der Gastronomie, klagen oft über Rückenbeschwerden.
Dann kann möglicherweise ein Rückenstützgürtel, auch Rückengurt oder Rückenbandage genannt, helfen, den Rücken zu stabilisieren, Bewegungen zu unterstützen und Belastungen abzufedern. Der orthopädische Gürtel wird wie ein Korsett um den Bereich der Lendenwirbelsäule gelegt und unter der Kleidung getragen.
"Eine orthopädische Rückenstütze ist beispielsweise für Menschen geeignet, die unter chronischen Rückenschmerzen leiden, sich von einen Bandscheibenvorfall erholen, einen akuten Hexenschuss haben oder Osteoporose-bedingt ein erhöhtes Verletzungsrisiko und Rückenbeschwerden mitbringen", erklärt Froböse. "Bei Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, nimmt die Stabilität der Knochen beschleunigt ab. Dadurch steigt das Risiko für Knochenrisse und Knochenbrüche – auch im Bereich der Wirbelsäule. Ein Rückenstützgürtel kann helfen, das Verletzungsrisiko zu senken und Fehlhaltungen entgegenwirken."
Professor Dr. Ingo Froböse ist Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. In seinem aktuellen Buch "Der Stoffwechselkompass" (ullstein-Verlag) erklärt der Experte den Zusammenhang zwischen Muskulatur, Gesundheit und Muskelmasse in der zweiten Lebenshälfte.
Wie finde ich die richtige Rückenbandage?
Rückenbandagen beziehungsweise Rückenstützgurte gibt es in verschiedenen Ausführungen und Größen. Nicht jede Bandage ist für alle Beschwerden gleichermaßen gut geeignet. Es ist daher ratsam, sich nach einer ärztlichen Untersuchung mit entsprechender Diagnose an ein Sanitätshaus zu wenden und sich dort beraten zu lassen. Nicht nur die Größe und der Sitz müssen stimmen.
Auch die Art der Rückenstütze ist bedeutsam: So gibt es beispielsweise bedeutende Unterschiede zwischen einer Rückenbandage und einer Rückenorthese. Eine Rückenbandage übernimmt keine reine Stützfunktion. Sie soll vielmehr dabei helfen, den Rücken soweit zu entlasten, sodass er in eine schmerzfreie Bewegung zurückfinden kann.
Rückenbandagen sind daher stabilisierend und doch flexibel gestaltet. Eine Rückenorthese hingegen ist aus festeren Materialien angefertigt und übernimmt eine stärkere Entlastungs-, Stütz- und Schutzfunktion. Durch die erhöhte Stabilität senken Orthesen zugleich auch das Risiko für Fehlbewegungen und Verletzungen.
"Es ist wichtig, dass eine Bandage zur Entlastung der Lendenwirbelsäule für das entsprechende Beschwerdebild ausgesucht wird beziehungsweise eine Orthese individuell an den Körper angepasst wird. Nur durch die richtige Größe, einen guten Sitz und entsprechende Stabilisierungselemente an den richtigen Stellen ist eine Schmerzlinderung zu erreichen", sagt Froböse.
Ist eine Rückenbandage verschreibungspflichtig?
Eine Rückenbandage ist nicht verschreibungspflichtig. Man kann sie im Sanitätshaus kaufen. Dann muss man allerdings den gesamten Betrag selbst zahlen. Hat hingegen der Arzt oder die Ärztin ein Rezept für das orthopädische Heil- und Hilfsmittel ausgestellt, zahlt man lediglich eine Zuzahlung. Den größten Teil der Kosten übernimmt die gesetzliche Krankenkasse.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- rki.de: "Rückenschmerzen". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: Aufgerufen am 19. April 2023)
- rki.de: "Journal of Health Monitoring. Prävalenz von Rücken- und Nackenschmerzen in Deutschland. Ergebnisse der Krankheitslast-Studie BURDEN 2020". Online-Berichterstattung (PDF) des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: März 2021)
- awmf.org: "Nicht-Spezifischer Kreuzschmerz". Langfassung der Nationalen Versorgungsleitlinie der Bundesärztekammer (BÄK), Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekammern Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sowie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), AWMF-Registernummer nvl-007. (Stand: 2017)
- gkv-spitzenverband.de: "Hilfsmittelverzeichnis". Online-Information des GKV-Spitzenverbands, der Spitzenverband Bund der Krankenkassen. (Stand: Aufgerufen am 19. April 2023)
- gkv-spitzenverband.de: "Hilfsmittelverzeichnis". Online-Auflistung des GKV-Spitzenverbands, der Spitzenverband Bund der Krankenkassen. (Stand: Aufgerufen am 19. April 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Rücken- und Kreuzschmerzen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 30. Januar 2019)
- gesundheitsinformation.de: "Osteoporose und Knochenbrüche". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 5. Oktober 2022)
- dgou.de: "Starke Knochen in jedem Alter". Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU). (Stand: 12. Oktober 2020)
- dgou.de: "Gesund in den Frühling: Spazieren gehen stärkt den Rücken". Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (DGOU). (Stand: 9. März 2023)