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Kurzdarmsyndrom: Wie sich die Ernährung gestaltet


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Normale Kost reicht meist nicht
Kurzdarmsyndrom – so gestaltet sich die Ernährung


08.04.2024Lesedauer: 4 Min.
Eine Ärztin spricht mit einem Patienten und dessen Frau.Vergrößern des Bildes
Welche Ernährung beim Kurzdarmsyndrom geeignet ist, hängt in erster Linie davon ab, wie lang der verbliebene Teil des Darms ist und wie gut er funktioniert. Das kann nur eine Ärztin oder ein Arzt einschätzen. (Quelle: SeventyFour/getty-images-bilder)
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Beim Kurzdarmsyndrom kann der Darm normale Nahrung nicht mehr richtig verwerten. Darum benötigen Betroffene eine spezielle Ernährung.

Das Kurzdarmsyndrom kann sich entwickeln, wenn ein größerer Abschnitt des Dünndarms chirurgisch entfernt wurde. Solch eine Operation kann bei verschiedenen Erkrankungen, die den Dünndarm betreffen, notwendig werden – zum Beispiel bei Morbus Crohn.

Der Dünndarm spielt eine entscheidende Rolle bei der Verdauung: Er verwertet die Nahrung, nimmt also lebenswichtige Stoffe wie Kohlenhydrate, Aminosäuren, Fette, Vitamine und Mineralstoffe aus ihr in den Körper auf. Zudem ist der letzte Teil des Dünndarms dafür zuständig, dem Verdauungsbrei Wasser zu entziehen, um es dem Körper wieder verfügbar zu machen.

Beim Kurzdarmsyndrom funktioniert all das nicht mehr richtig. Nach der OP kommt es daher meist zu heftigen Verdauungsproblemen wie Durchfall. Darüber hinaus können Mangelerscheinungen auftreten, die auf Dauer gefährliche Ausmaße erreichen können. Um das zu verhindern, ist eine Ernährungstherapie notwendig.

Ernährung beim Kurzdarmsyndrom – welche Möglichkeiten gibt es?

Beim Kurzdarmsyndrom ist die Ernährung über eine gewöhnliche Kost unmöglich – zumindest zu Beginn noch nicht. Dem stark verkürzten Dünndarm gelingt es zunächst nicht, die Nahrung vollständig zu verwerten und ausreichend Flüssigkeit aus ihr aufzunehmen.

Unmittelbar nach der Operation sind die Erkrankten darum üblicherweise auf eine künstliche Ernährung angewiesen. Konkret bedeutet das: Sie bekommen die Flüssigkeit und die Nährstoffe, die ihr Körper braucht, mithilfe eines Katheters über eine Vene ins Blut verabreicht. "Parenteral" heißt diese Form der Ernährung in der Fachsprache.

Welche Nährstoffe die Infusionen liefern müssen, hängt davon ab, welcher Teil des Dünndarms entfernt wurde: Jeder Abschnitt des Dünndarms übernimmt bei der Verwertung der Nahrung andere Aufgaben, ist also jeweils für die Aufnahme bestimmter Stoffe zuständig. Ärztinnen und Ärzte müssen die Zusammensetzung der Infusionen daher individuell auf die Bedürfnisse der Erkrankten abstimmen.

Erhalten diese zu viel oder zu wenig von gewissen Nährstoffen, kann das ihrer Gesundheit erheblich und nachhaltig schaden. Darum finden engmaschig Kontrolluntersuchungen statt, um zu überprüfen, ob der Körper ausreichend mit allem versorgt ist, was er braucht. Wann immer sich der Bedarf verändert, wird die Zusammensetzung der parenteralen Kost daran angepasst.

Anfangs bekommen Patientinnen und Patienten die Infusionen im Krankenhaus zugeführt. Besteht die Notwendigkeit zu einer langfristigen parenteralen Ernährung, können sich Erkrankte diese meist selbst zu Hause verabreichen. (Mehr dazu erfahren Sie im übernächsten Kapitel.)

Übergang zu normaler Ernährung sollte möglichst früh beginnen

Im besten Fall ist die parenterale Ernährung nur in den ersten Monaten nach dem chirurgischen Eingriff erforderlich. Denn oft beginnt der Darm mit der Zeit, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen und die Nahrung trotz der verminderten Kapazitäten immer besser zu verwerten. Die Durchfälle lassen dann allmählich nach. Das dauert aber: Die sogenannte Adaptationsphase beginnt für gewöhnlich mehrere Wochen nach dem Eingriff und kann ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen.

Wie sich gezeigt hat, lassen sich die Anpassungsvorgänge des Darms durch einen frühzeitigen Kostaufbau anregen. Meist streben Ärztinnen und Ärzte daher an, Erkrankte wieder an die Nahrungsaufnahme heranzuführen, sobald es ihr Zustand zulässt.

Der erste Schritt dorthin ist für gewöhnlich eine sogenannte enterale Ernährung über eine Sonde. Später kann Trinknahrung zum Einsatz kommen. Schließlich können sich viele Erkrankte wenigstens zum Teil wieder auf natürliche Weise ernähren. Welche Ernährungsweise dann am bestem geeignet ist, hängt vom individuellen gesundheitlichen Zustand ab. Bei der Gestaltung des Speiseplans kann eine Ernährungsberatung helfen.

In vielen Fällen erhalten Betroffene dabei auch gewisse allgemeine Empfehlungen zur Ernährung, die beim Kurzdarmsyndrom als sinnvoll gelten. Etwa:

  • Essen und Trinken voneinander trennen
  • wenig Zucker essen
  • isotonische Getränke bevorzugen (zum Beispiel Schorlen aus Wasser und Obst- oder Gemüsesäften im Verhältnis 1:2 oder 1:3)
  • langfaseriges Gemüse wie Spargel oder Sauerkraut meiden
  • auf blähendes Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und schwer aufzuschlüsselnde Nahrungsmittel wie Produkte aus Hartweizen (etwa Nudeln) verzichten
  • Rohkost meiden, Gemüse lieber gekocht essen und Obst als Mus oder Kompott bevorzugen
  • oxalatreiche Nahrungsmittel wie Walnüsse, Spinat und Schokolade nur in geringen Mengen verzehren

Oftmals sind allerdings auch diejenigen Patientinnen und Patienten, die wieder gewöhnliche Kost essen können, weiterhin zumindest teilweise auf eine künstliche Ernährung beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel angewiesen.

Wann ist eine lebenslange parenterale Ernährung auf Dauer nötig?

Manchmal ist beim Kurzdarmsyndrom eine lebenslange parenterale Ernährung notwendig. Das ist häufig der Fall, wenn der verbleibende Dünndarm weniger als einen Meter lang ist. Beträgt die Länge des restlichen Darms weniger als 60 Zentimeter und wurde der betroffenen Person zudem der Dickdarm entfernt, ist eine dauerhafte parenterale Kost in der Regel unumgänglich.

Die Erkrankten bekommen dann einen Dauerkatheter, dessen Ausgang meist im Brustbereich liegt und über den sie sich die Infusionen selbstständig verabreichen – üblicherweise über Nacht. Um das Blut nicht mit Nährstoffen zu überladen, darf die Nährlösung nicht zu schnell verabreicht werden, sondern über einen möglichst langen Zeitraum von vielen Stunden.

Gut zu wissen: Für einige Erkrankte kommt eine Ernährung über mobile Infusionspumpen infrage, die sich in einem Rucksack transportieren lassen.

In der Anfangszeit erhalten Patientinnen und Patienten Unterstützung durch geschulte Pflegekräfte. Diese bringen den Betroffenen bei, wie sie die parenterale Ernährung auf sichere Weise eigenständig durchführen können.

Das ist unter anderem deshalb von entscheidender Bedeutung, weil Fehler bei der Handhabung des Katheters gefährliche Konsequenzen haben können. Insbesondere müssen Betroffene konsequent auf einen hygienischen Umgang mit dem Katheterausgang achten, um Krankheitserreger davon fernzuhalten. Sonst drohen Infektionen, die schlimmstenfalls in eine Sepsis ("Blutvergiftung") münden können.

Neben Katheterinfektionen kann eine parenterale Kost noch weitere Komplikationen nach sich ziehen, zum Beispiel Leberschäden. Um das Risiko dafür so gering wie möglich zu halten, müssen Erkrankte auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. In den ersten Monaten finden diese für gewöhnlich wöchentlich statt, später mindestens alle drei Monate.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 8.4.2024)
  • Online-Informationen von MSD Manual: www.msdmanuals.com (Abrufdatum: 8.4.2024)
  • "Kurzdarmsyndrom". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: November 2022)
  • Plauth, M.: "Ernährungsmedizin in der Gastroenterologie". De Gruyter, Berlin/Boston 2021
  • Berger, S., et al.: "Ernährungsmedizinische Aspekte beim Kurzdarmsyndrom". Aktuelle Ernährungsmedizin, Vol. 45, Iss. 6, pp. 430-434 (Dezember 2020)
  • Zech, U.: "Parenterale Ernährung". Arzneiverordnung in der Praxis, Ausgabe 3/2019
  • Meißner, C.: "Ernährung in den operativen Disziplinen". De Gruyter, Berlin/Boston 2017
  • "Kurzdarmsyndrom". Online-Informationen von SpringerMedizin: www.springermedizin.de (Stand: 27.4.2015)
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