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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unauffällig bis drastisch Leistenbruch? Diese Symptome können darauf hinweisen
Von alleine geht ein Leistenbruch nie weg – die Symptome verstärken sich eher mit der Zeit. Welche das sind und wann es gefährlich wird, erfahren Sie hier.
Bei einem Leistenbruch (auch Leistenhernie genannt) hat die Bauchwand im Bereich der Leiste eine Schwachstelle, durch die sich Bauchfell nach außen stülpt. Verschiedene Bestandteile des Bauchraums können mit durch die Lücke treten – beispielsweise Fettgewebe und/oder Anteile des Darms.
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Fachleute bezeichnen die für einen Leistenbruch typische Lücke in der Bauchwand als Bruchpforte, die Ausstülpung des Bauchfells als Bruchsack und dessen Inhalt als Bruchinhalt.
Die Behandlung besteht für gewöhnlich in einer Operation. Manchmal lässt sich der OP-Termin hinauszögern. Doch unter bestimmten Umständen ist eine baldige oder gar sofortige OP nötig – etwa, wenn der Darm in der Bruchpforte eingeklemmt ist. Wie dringlich der Eingriff ist, zeigen meist bereits die mit dem Leistenbruch verbundenen Symptome.
Symptome für einen Leistenbruch beim Erwachsenen
Die meisten Leistenbrüche treten einseitig auf. Typisches Anzeichen für einen Leistenbruch ist eine Schwellung in der Leistengegend. In einigen Fällen reicht der Bruch auch bis in den Hodensack oder die große Schamlippe. Die Schwellung lässt sich meist gut ertasten und fühlt sich normalerweise weich an.
Schon gewusst?
Aus anatomischen Gründen bekommen deutlich mehr Männer als Frauen einen Leistenbruch. Welche Ursachen ein Leistenbruch im Einzelnen haben kann, erfahren Sie hier.
Äußerlich kann sich ein Leistenbruch als kleinere bis größere Beule zeigen. Die Symptome schwächen sich allerdings ab, wenn der Druck im Bauch gering ist (etwa in liegender Position), und verstärken sich, wenn der Druck im Bauch erhöht ist (etwa im aufrechten Stand oder beim Husten). Die Vorwölbung kann also mal mehr und mal weniger sichtbar sein oder vorübergehend ganz verschwinden.
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Ob beziehungsweise warum auch bei einem Leistenbruch ohne Schwellung eine OP ratsam ist und wann sich die OP womöglich verschieben lässt, können Sie hier nachlesen.
Oft macht sich ein Leistenbruch durch weitere Symptome bemerkbar. So verspüren viele Betroffene Schmerzen oder eine Art Brennen, Ziehen, Druck- oder Fremdkörpergefühl in der Leiste. Manche haben auch Schmerzen beim Wasserlassen oder beim Geschlechtsverkehr. Überdies ist eine regere Darmaktivität bis hin zu krampfartigem, schmerzhaftem Stuhldrang möglich.
Die Beschwerden können – ebenso wie die sichtbare Vorwölbung – zeitweilig ab- oder zunehmen: Im Liegen ist ein Leistenbruch häufig weniger zu spüren. Die Symptome verschlimmern sich jedoch für gewöhnlich, wenn die Betroffenen beispielsweise husten, niesen, pressen, sich bücken, einen schweren Gegenstand heben oder länger gehen oder stehen.
Mit der Zeit kann ein Leistenbruch größer werden und/oder zunehmend Beschwerden bereiten. Das Ausmaß der Beschwerden sagt aber nichts über die Größe des Bruchs aus. Es kommt sogar vor, dass spürbare Symptome bei einem Leistenbruch ganz ausbleiben.
Eingeklemmter Leistenbruch: Symptome sind immer Alarmsignale
Das Problem bei Leistenbrüchen – ebenso wie bei anderen Hernien – ist, dass der Bruchinhalt in der Bruchpforte stecken bleiben kann. Ein solcher eingeklemmter Leistenbruch verursacht deutliche Symptome und kann ohne schnelle Behandlung zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Dass der Leistenbruch eingeklemmt ist, können folgende Symptome zeigen:
- Der Leistenbruch ist plötzlich dauerhaft als Vorwölbung sichtbar.
- Der Leistenbruch lässt sich nicht in den Bauchraum zurückschieben.
- Die Vorwölbung fühlt sich nicht mehr weich, sondern deutlich fester an.
- Die Vorwölbung ist größer als vorher.
- Die Haut im Bereich des Leistenbruchs ist gerötet.
- Die betroffene Stelle ist plötzlich sehr schmerzhaft oder empfindlich.
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Lässt sich ein eingeklemmter Leistenbruch nicht in den Bauchraum zurückschieben, bezeichnen Ärztinnen und Ärzte ihn als irreponibel. Der medizinische Fachbegriff für Einklemmung lautet Inkarzeration.
Zu den möglichen Komplikationen einer Einklemmung zählt der Darmverschluss (Ileus). Dazu kann es kommen, wenn bei einem Leistenbruch der Darm mit eingeklemmt ist. Symptome hierfür sind beispielsweise:
- starke Bauchschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- aufgeblähter Bauch
- Unfähigkeit, Stuhl auszuscheiden und Gas abzulassen
Weitere schwerwiegende Symptome entstehen, wenn bei einem Leistenbruch Blutgefäße abgeklemmt sind, die das eingeklemmte Gewebe normalerweise mit Blut versorgen. Das betroffene Gewebe erhält dann auch keinen Sauerstoff mehr und stirbt ab.
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Ist ein Leistenbruch so eingeklemmt, dass die Blutzufuhr zum Bruchinhalt unterbrochen ist, sprechen Fachleute von einer Strangulation. Der Fachbegriff für das Absterben von Gewebe lautet Nekrose.
Stirbt bei einem Leistenbruch wegen mangelnder Durchblutung beispielsweise ein Stück Darm ab, kann dessen Inhalt (einschließlich Bakterien) schließlich die Darmwand durchdringen und so in die Bauchhöhle gelangen. In der Folge entwickelt sich eine Bauchfellentzündung und/oder Sepsis. Die Betroffenen bekommen typischerweise Fieber nebst
- einem brettharten Bauch und/oder
- Herzrasen sowie
- niedrigem Blutdruck.
Anzeichen für einen Leistenbruch beim Baby und Kind
Bei Kindern sind Leistenbrüche meist angeboren, wobei Frühgeborene besonders häufig betroffen sind. Wie bei Erwachsenen kann als sichtbares Anzeichen für den Leistenbruch eine Schwellung entstehen. Für gewöhnlich bildet diese sich in der Leiste, mitunter im Hodensack beziehungsweise in der großen Schamlippe.
Bei manchen Kindern tritt die Schwellung nur vorübergehend deutlich zutage, während die Bauchdecke angespannt ist (etwa beim Schreien oder Pressen). Zudem können gerade bei Babys und Kleinkindern begleitende schmerzhafte Symptome für einen Leistenbruch fehlen, sodass die Diagnose oft nur zufällig erfolgt.
Hingegen verursacht ein eingeklemmter Leistenbruch immer heftige Schmerzen. Weitere Symptome für eine Einklemmung sind zum Beispiel eine fester werdende und/oder sich verfärbende Schwellung sowie Übelkeit und Erbrechen. Betroffene Babys können sich auch durch Reizbarkeit, Unruhe, ständiges Weinen und Probleme beim Füttern bemerkbar machen.
Wichtiger Hinweis
Jede Einklemmung – bei Kindern und Erwachsenen – ist ein chirurgischer Notfall. Das heißt: Es ist eine schnelle Operation nötig, um Komplikationen zu verhindern beziehungsweise bereits bestehende Komplikationen zu behandeln. Darum gilt bei Anzeichen für einen eingeklemmten Leistenbruch: Sofort ab ins Krankenhaus (bzw. Hilfe über die Notrufnummer 112 anfordern).
Fazit: Das Wichtigste in Kürze
Bei Erwachsenen und Kindern kann eine Schwellung in der Leiste Anzeichen für einen Leistenbruch sein. Als begleitende Symptome kommen womöglich Schmerzen oder ein Druckgefühl in der Leiste hinzu. Solange der Leistenbruch nicht eingeklemmt ist, können die Symptome aber ebenso unauffällig sein oder gänzlich fehlen. Eine Einklemmung ist jedoch immer ein medizinischer Notfall, da sie unbehandelt schnell zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Darmverschluss, Bauchfellentzündung und/oder Sepsis führen kann.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Leistenhernie (Hernia inguinalis)". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 3.11.2023)
- "Hernien". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 31.10.2023)
- "Leistenhernie". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 20.9.2023)
- "Inguinal Hernia in Infants & Children". Online-Informationen der American Academy of Pediatrics: www.healthychildren.org (Stand: 6.5.2023)
- "Bauchwandhernien". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: April 2023)
- "Leistenhernie". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: November 2022)
- "Inguinal hernia". Online-Informationen der Mayo Clinic: www.mayoclinic.org (Stand: 24.4.2021)
- "Inguinal Hernia". Online-Informationen des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK): www.niddk.nih.gov (Stand: September 2019)