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Leistenbruch ohne Schwellung: Ist eine OP dennoch nötig?


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Unauffällig bis schmerzhaft
Leistenbruch ohne Schwellung – ist eine OP dennoch nötig?


Aktualisiert am 06.04.2024Lesedauer: 4 Min.
Ein Mann in Jeans hält eine Hand über seiner rechten LeisteVergrößern des Bildes
Ein Mann in Jeans hält eine Hand über seiner rechten Leiste: Ein Leistenbruch ohne sichtbare Schwellung kann dennoch Beschwerden bereiten. (Quelle: puhimec/getty-images-bilder)

Wer einen Leistenbruch ohne Schwellung und Schmerzen hat, lehnt eine ärztlich empfohlene OP womöglich ab. Lesen Sie hier, warum das gefährlich werden kann.

Bei einem Leistenbruch (Fachbegriff: Leistenhernie) hat die Bauchwand in der Leistengegend eine Lücke, durch die sich Bauchfell – mit oder ohne weitere Bauchraumbestandteile – sackartig vorwölben kann. Von außen ist dann meist eine Schwellung zu erkennen. Diese kann aber auch zumindest zeitweise fehlen.

Doch egal, ob ein Leistenbruch mit oder ohne sichtbare Schwellung einhergeht: Von selbst geht er nie wieder weg – im Gegenteil: Ohne Behandlung kann der Bruch mit der Zeit größer werden und zunehmend Beschwerden verursachen. Eine Heilung ist nur durch eine Operation möglich.

Lesen Sie, welche Symptome auf einen Leistenbruch ohne Schwellung hinweisen können, wer ruhig mit der OP warten (und manchmal sogar ganz darauf verzichten) kann und wann die OP dringend zu empfehlen ist.

Leistenbruch-Symptome: Auch ohne Schwellung teils deutlich

Leistenbrüche führen typischerweise zu einer Schwellung im Bereich der Leiste. Die betroffene Stelle wölbt sich dann oft deutlich hervor – wie eine Beule. Doch ein Leistenbruch kann auch ohne äußerlich erkennbare Schwellung auftreten.

Denn die Vorwölbung erscheint manchmal nur dann, wenn der Druck im Bauch erhöht ist – wie beispielsweise im Stehen sowie beim Husten, Niesen oder Pressen. In entspanntem Zustand oder im Liegen geht die Schwellung normalerweise zurück – teils so weit, dass der Leistenbruch gar nicht mehr zu sehen, sondern nur noch zu ertasten ist.

Gut zu wissen

Daher kann gerade ein angeborener Leistenbruch länger unbemerkt bleiben: Nicht selten vergehen Wochen bis Monate, bevor erstmals eine Schwellung in der Leiste auffällt, während das Baby schreit oder presst.

Häufig verursacht ein Leistenbruch weitere Symptome, die selbst ohne sichtbare Schwellung auf ein Problem hinweisen. So verspüren viele Betroffene ein Fremdkörpergefühl bis hin zu Schmerzen in der Leiste oder im Genitalbereich. Manche bemerken zudem

  • Schmerzen beim Wasserlassen,
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr,
  • gesteigerte Darmbewegungen und/oder
  • einen schmerzhaften Stuhldrang.

Für gewöhnlich nehmen diese Symptome ebenso wie die Vorwölbung in der Leiste je nach Belastung zu und wieder ab. Das Ausmaß der Beschwerden ist aber nichts davon abhängig, wie groß der Leistenbruch ist: Auch ohne deutliche Schwellung kann der Bruch starke Schmerzen bereiten – und umgekehrt.

Gut zu wissen

Es gibt noch andere gesundheitliche Probleme außer einem Leistenbruch, die ohne Schwellung verlaufen, aber Schmerzen in der Leistengegend verursachen können. Dazu zählen die Sportlerleiste (Leistenschmerzen durch sportliche Aktivität), eine Zerrung der inneren Oberschenkelmuskeln (Oberschenkeladduktoren), Hüftarthrose und Endometriose (eine Unterleibserkrankungen bei Frauen).

Solange ein Leistenbruch ohne sichtbare Schwellung und starke Schmerzen verläuft, besteht in der Regel keine akute Gefahr. Das kann sich jedoch schnell ändern. Denn der vorgewölbte Bruchsack kann jederzeit mitsamt Inhalt (wie etwa Darm) stecken bleiben. Eine solche Einklemmung gilt als lebensbedrohlicher Notfall und erfordert eine sofortige Operation. Typische Symptome für einen eingeklemmten Leistenbruch sind

  • eine dauerhafte, nicht zurückschiebbare Schwellung,
  • sehr starke Schmerzen sowie
  • Fieber, Übelkeit und/oder Erbrechen.

Bei Anzeichen für einen eingeklemmten Leistenbruch gilt: sofort den Rettungsdienst (112) alarmieren oder sich in ein Krankenhaus fahren lassen. Was hingegen bei einem Leistenbruch ohne dauerhaft sichtbare Schwellung zu tun ist, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.

Leistenbruch ohne Schwellung beim Mann: OP manchmal verschiebbar

Für gewöhnlich raten Ärztinnen und Ärzte bei jedem Leistenbruch – ob mit oder ohne Schwellung – zu einer OP. Eine Ausnahme hiervon gilt für Männer, die keine Beschwerden haben und deren Bruch sich nicht vergrößert: Bei ihnen lässt sich die OP hinauszögern, solange ihr Zustand unverändert bleibt.

Sinnvoll ist ein solches beobachtendes Abwarten (engl.: Watchful Waiting) vor allem für Männer in höherem Alter oder mit schweren Vorerkrankungen. Dass diese Vorgehensweise überhaupt infrage kommt, liegt daran, dass ein Leistenbruch ohne OP beim Mann selten zu Komplikationen führt: Pro Jahr erleben nur rund fünf von 1.000 Männern, deren Leistenbrüche unbehandelt bleiben, eine Einklemmung.

Sobald der Leistenbruch einen fortschreitenden Verlauf zeigt, kann allerdings doch noch eine OP notwendig sein. Darum ist es ratsam, neue oder sich verändernde Symptome zeitnah ärztlich abklären zu lassen. Die meisten Männer lassen sich nach einiger Zeit des Abwartens operieren – oft wegen zunehmender Beschwerden.

Leistenbruch ohne Schwellung bei der Frau: OP (fast) immer ratsam

Laut ärztlichen Empfehlungen sollten Frauen einen Leistenbruch auch ohne Schwellung oder Beschwerden normalerweise möglichst bald operieren lassen. Das hat mehrere Gründe:

  • Zum einen bedeutet ein Leistenbruch ohne OP für Frauen ein höheres Einklemmungsrisiko als für Männer.
  • Zum anderen kann sich vor allem bei Frauen über 65 Jahren hinter einem Leistenbruch ein Schenkelbruch verbergen, der ohne OP noch häufiger zur Einklemmung führt.

Mehr wissen

Typische Anzeichen für einen Schenkelbruch (Fachbegriff: Schenkelhernie) sind Schmerzen und eine Vorwölbung in der Leiste. Anfangs kann ein Schenkelbruch jedoch – ebenso wie ein Leistenbruch – ohne sichtbare Schwellung auftreten. Rund jede zweite Frau mit unerkanntem Schenkelbruch entwickelt Komplikationen, die eine schnelle Not-OP erfordern. Lesen Sie hierzu auch: "Leistenbruch bei der Frau ohne Schwellung – was tun?"

Bekommt eine Schwangere einen Leistenbruch (was sehr selten passiert), ist es allerdings ratsam, die Operation bis nach der Geburt zu verschieben. Nur wenn sich der Bruch einklemmt, ist während der Schwangerschaft eine schnelle OP nötig.

Leistenbruch ohne Schwellung beim Kind: OP dringend geboten

Anders als bei Erwachsenen raten Ärztinnen und Ärzte bei Kindern immer dazu, einen Leistenbruch zu operieren – auch wenn er ohne Schwellung auftritt. Denn ohne OP besteht ein hohes Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen: Bei rund 10 bis 30 Prozent aller unbehandelten Leistenbrüche im Kindesalter kommt es zu einer Einklemmung – meist bereits im Babyalter. Dann ist eine sofortige Not-OP nötig.

Wie dringend die OP bei einem Leistenbruch ohne Einklemmung ist, hängt vom Alter des Kindes und vom Ausmaß des Bruchs ab. Bei offensichtlichen Beschwerden raten Ärztinnen und Ärzte mitunter dazu, den Bruch noch am selben oder folgenden Tag zu beheben. Aber auch bei einem Leistenbruch ohne Schwellung oder sonstige Symptome ist es ratsam, möglichst bald – innerhalb weniger Wochen nach der Diagnose – zu operieren.

Fazit: Das Wichtigste über Leistenbrüche ohne Schwellung in Kürze

Leistenbrüche lassen sich nur operativ beheben. Unbehandelt können daraus jederzeit Probleme bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen entstehen – selbst dann, wenn ein Leistenbruch zunächst ohne Schwellung, Schmerzen oder sonstige Symptome verläuft. Darum raten Ärztinnen und Ärzte grundsätzlich zur OP. Nur bei Männern sowie bei Schwangeren lässt sich der Eingriff hinauszögern, solange der Bruch sich nicht vergrößert und keine Beschwerden bereitet.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Hernien". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 31.10.2023)
  • "Leistenhernie". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 20.9.2023)
  • "Inguinal Hernia in Infants & Children". Online-Informationen der American Academy of Pediatrics: www.healthychildren.org (Stand: 6.5.2023)
  • "Leistenhernie". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: November 2022)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie e. V. (DGKCH): "Leistenhernie, Hydrozele" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 006/042 (Stand: 30.10.2020)
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