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Corona-Pandemie: So groß sind die Unterschiede in Europa bei der Impfquote


Corona-Pandemie
Impfquote in Europa: Diese Länder liegen vorn

Von dpa
Aktualisiert am 30.11.2021Lesedauer: 7 Min.
Corona-Test: Manche Länder nutzen die Tests mehr, andere weniger.Vergrößern des Bildes
Corona-Test: Manche Länder nutzen die Tests mehr, andere weniger. (Quelle: Markku Ulander/Lehtikuva/dpa)
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Das Coronavirus bestimmt in Deutschland auch den Winter 2021/2022. Wie sieht die Lage in anderen europäischen Ländern aus? Wo ist die Impfquote besonders hoch, wo die Inzidenzen besonders niedrig?

Fast in allen europäischen Ländern steigen die Zahlen wieder in dramatische Höhen, werden Regeln verschärft und Ungeimpfte immer deutlicher dazu aufgefordert, sich im Sinne der eigenen Gesundheit und einer besseren Zukunft für die Gesellschaft immunisieren zu lassen. Nach den niedrigen Infektionszahlen im Sommer sind jetzt nur noch wenige Oasen in Europa übrig geblieben. Ein Überblick:

Belgien: 14-Tage-Inzidenz über 2.000, Impfquote rund 75 Prozent

Die Infektionszahlen in dem Land mit 11,5 Millionen Einwohnern schießen trotz strengeren Corona-Maßnahmen wie einer Homeoffice-Pflicht immer weiter in die Höhe. Zuletzt wurden mehr als 25.000 neue Infektionen an einem Tag gemeldet – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Mehr als 300 Corona-Patienten werden pro Tag ins Krankenhaus eingewiesen.

Die Situation sei schlimmer als alle Szenarien, die Experten vorgerechnet hätten, sagte Premierminister Alexander De Croo kürzlich. Auch die Omikron-Variante wurde in Belgien bereits nachgewiesen.

Dänemark: Sieben-Tage-Inzidenz rund 570, Impfquote über 75 Prozent

Seit dem Spätsommer galten in Dänemark länger keinerlei Beschränkungen mehr. Mittlerweile müssen die Menschen aber wieder vielerorts zeigen, dass sie geimpft, genesen oder negativ getestet sind. Seit Montag gilt wieder eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen. Die neue Variante Omikron ist auch beim nördlichsten deutschen Nachbarn nachgewiesen worden.

Die dänischen Impfzahlen sind im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hoch. Mehr als 13 Prozent der Menschen haben bereits eine Auffrischungsdosis erhalten.

Frankreich: Sieben-Tage-Inzidenz über 200, Impfquote 76 Prozent

Steigende Infektionszahlen machen auch den Menschen in Frankreich Sorge. Bei einer Impfquote von rund 76 Prozent ist die Regierung aber zuversichtlich, die nach der Zählung des Landes fünfte Welle ohne drastische Einschränkungen zu bewältigen. Massiv wird derzeit für die Auffrischungsimpfungen geworben, Millionen von Franzosen haben bereits einen Termin oder die Impfung schon erhalten.

Die Booster-Impfung wird quasi zur Pflicht, weil sonst der Corona-Pass (3G-Nachweis) ungültig wird. Der ist aber vielfach auf der Arbeit Pflicht und wird zudem für den Besuch von Veranstaltungen, Cafés oder für Bahn- und Flugreisen benötigt.

Griechenland: Sieben-Tage-Inzidenz über 460, Impfquote 62 Prozent

In Griechenland sind die Intensivstationen fast voll belegt, die Lage ist angespannt. Immerhin: Zuletzt fiel die Zahl der täglichen Neuinfektionen leicht, während die Zahl der Erstimpfungen stark anstieg. Das liegt wohl daran, dass die Maßnahmen für Ungeimpfte schon vor Wochen massiv verschärft wurden. Im Freizeitbereich gilt die 2G-Regel, ansonsten ist die 3G-Regel in Kraft – faktisch dürfen Ungeimpfte ohne negativen Test nur noch in den Supermarkt und zur Apotheke.

Die Regierung schließt einen erneuten landesweiten Lockdown kategorisch aus. Stattdessen sollen die Maßnahmen für Ungeimpfte notfalls noch weiter verschärft werden.

Großbritannien: Sieben-Tage-Inzidenz über 400, Impfquote 69 Prozent

Seit Monaten sind die Corona-Infektionszahlen hoch, in den vergangenen Wochen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz erneut an. Die Zahlen der Krankenhauseinweisungen und der Todesfälle gingen hingegen zuletzt zurück.

Die Impfquote liegt auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland, wobei schon gut ein Viertel der Britinnen und Briten Booster-Impfungen bekommen haben.

Die Omikron-Variante, von der bereits einige Fälle nachgewiesen wurden, führte im freiheitsliebenden Großbritannien erstmals seit Langem wieder dazu, dass Regeln nachgeschärft wurden: So müssen alle Einreisenden einen PCR-Test machen und bis zum Ergebnis in Quarantäne bleiben. Von härteren Maßnahmen ist man zumindest in England jedoch weit entfernt, nur die Maskenpflicht wurde teils wieder eingeführt.

Irland: 14-Tage-Inzidenz rund 1.270, Impfquote 90 Prozent

Auch in Irland steigen die Kurven der Corona-Zahlen derzeit steil an – das gilt sowohl für die Zahl der Neuinfektionen als auch jene der Todesfälle.

Mitte November schärfte die Regierung die Corona-Maßnahmen nach: So müssen Pubs, Restaurants und Klubs um Mitternacht schließen, außerdem sind dort ebenso wie in Kinos und Theatern Immunitätsnachweise (2G) erforderlich. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind aufgerufen, von zu Hause aus zu arbeiten.

Die Impfquote liegt bei 90 Prozent (Bevölkerung ohne Kinder unter zwölf Jahren).

Italien: Sieben-Tage-Inzidenz über 130, Impfquote rund 77 Prozent

Anders als Deutschland und Österreich scheint Italien die Pandemie derzeit im Griff zu haben. Die Fallzahlen halten sich in Grenzen, die Intensivstationen sind noch nicht voll.

Das liegt an der – außer in Südtirol – guten Impfquote und früh getroffenen Maßnahmen. 3G am Arbeitsplatz ist seit Mitte Oktober Pflicht, vom 6. Dezember an gilt in Restaurants, Bars und bei anderen Veranstaltungen die 2G-Regel. Manche Städte und Gegenden haben sicherheitshalber die Maskenpflicht im Freien wieder eingeführt und Menschenansammlungen beschränkt.

Die Politik drängt zur dritten Impfdosis – und erreicht damit die Leute: Impftermine sind teilweise über Wochen ausgebucht, zehn Prozent der Italiener haben sich bereits den Booster verabreichen lassen.

Niederlande: Sieben-Tage-Inzidenz über 900, Impfquote 73 Prozent

In den Niederlanden kam es in den vergangenen Wochen mehrfach zu gewalttätigen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Sicherheitskräfte und Mitarbeiter von Hilfsdiensten wurden mit Feuerwerkskörpern angegriffen, die Polizei nahm etliche Randalierer fest. Proteste gegen einen abendlichen Lockdown, der seit Sonntag gilt, hielten sich aber in Grenzen.

Zunächst drei Wochen lang müssen Geschäfte, Kulturstätten, Gaststätten und Sportklubs spätestens um 17 Uhr schließen. Ausgenommen sind Supermärkte.

Sorgen bereitet den Behörden, dass am Wochenende mindestens 13 Flugpassagiere aus Südafrika eingereist sind, bei denen eine Infektion mit der Omikron-Variante festgestellt wurde.

Österreich: Sieben-Tage-Inzidenz über 930, Impfquote 67 Prozent

Die diversen Maßnahmen wie die 2G-Regel und der Lockdown haben eine Stabilisierung der Corona-Situation bewirkt. Zuletzt ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen teils deutlich gesunken. In den Kliniken hat sich die Lage auf den Normal- und Intensivstationen aber noch nicht entspannt.

Die Menschen hoffen, wie von der Regierung ursprünglich angekündigt, auf ein Ende des Lockdowns am 13. Dezember. Der Druck der Wirtschaft und des Handels, dieses Datum wegen des wichtigen Weihnachtsgeschäfts auch einzuhalten, ist enorm. Eine Entscheidung wird frühestens Ende der Woche erwartet.

Polen: Sieben-Tage-Inzidenz nicht ausgewiesen, Impfquote 54 Prozent

Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist zuletzt leicht gesunken, nach Angaben des Gesundheitsministeriums waren es zuletzt rund 19.000 Fälle binnen 24 Stunden, am Dienstag wurden 526 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Die Lage in den Kliniken ist angespannt.

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In Polen gibt es weder eine 2G- noch eine 3G-Regelung. Die Regierung hat zwar zum 1. Dezember die Restriktionen verschärft: In Hotels, Restaurants, Kinos und Theatern gilt dann eine Höchstgrenze von 50 Prozent Auslastung – bisher lag das Limit bei 75 Prozent. Geimpfte sollen weiterhin bei diesen Begrenzungen nicht mitgezählt werden.

Allerdings fehlt in Polen die Rechtsgrundlage dafür, dass Gäste und Besucher von Hotels, Restaurants oder Kultureinrichtungen verpflichtet werden können, ihren Impfnachweis vorzuzeigen. Insofern sind auch die neuen Regelungen vor allem Theorie.

Die Opposition und führende Virologen werfen der nationalkonservativen PiS-Regierung vor, im Kampf gegen die Pandemie zu wenig zu tun, um die Impfgegner unter ihren Wählern nicht zu verprellen.

Portugal: Sieben-Tage-Inzidenz 200, Impfquote 88 Prozent

Obwohl die Corona-Zahlen höher als im Nachbarland Spanien liegen, ist die Stimmung auch in Portugal noch relativ entspannt. Das liegt auch an der noch höheren Impfquote. Aber die Registrierung der ersten 13 Fälle der neuen Virusvariante Omikron am Montag beim Fußballverein Belenenses lassen auch in Lissabon die Alarmglocken schrillen.

Ein 3G-Nachweis muss beim Betreten der Innenräume von Gaststätten, von Hotels oder Fitnessstudios vorgelegt werden. Bei Festivals, Sportveranstaltungen, Discos und Bars ist auch für Geimpfte und Genesene ein aktueller Corona-Test vorgeschrieben. Masken sind ab Mittwoch wieder in allen öffentlichen Innenräumen Pflicht, sowie im Freien, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

Einreisende aus Deutschland über zwölf Jahren müssen geimpft, genesen oder negativ getestet sein.

Russland: Inzidenz nicht ausgewiesen, Impfquote rund 40 Prozent

In Russland zählten die Behörden am Montag 33.860 Neuinfektionen und 1.209 Tote binnen 24 Stunden. Experten gehen davon aus, dass die Zahlen in Wirklichkeit deutlich höher sind. Im flächenmäßig größten Land der Erde ist vor allem die verhältnismäßig niedrige Impfquote ein großes Problem.

Um die Lage in den Griff zu bekommen, haben mehrere Regionen eine 2G-Regel in weiten Teilen des öffentlichen Lebens und im Nahverkehr eingeführt. Vielerorts kam es daraufhin zu Protesten. In Tscheljabinsk am Ural kam es am Eingang des Stadtparlaments zu einer Schlägerei zwischen wütenden Bürgern und Sicherheitskräften.

Schweden: Sieben-Tage-Inzidenz über 60, Impfquote 82 Prozent

Schweden hatte seit Pandemiebeginn auf einen Sonderweg mit vergleichsweise lockeren Corona-Maßnahmen gesetzt. In dem Zuge hatte das Land im Vergleich zum Rest Skandinaviens und auch zu Deutschland mit sehr hohen Corona-Zahlen zu kämpfen.

Jetzt finden sich die Schweden plötzlich ganz woanders wieder: Laut den Zahlen der EU-Gesundheitsbehörde weist das Land die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum aus, auch die Impfquote kann sich sehen lassen: 82 Prozent der Menschen über 16 sind geimpft.

Schweiz: Sieben-Tage-Inzidenz rund 500, Impfquote rund 65 Prozent

Wie auch in anderen Ländern Europas steigen die Infektionszahlen auch in der Schweiz. Die Impfquote ist eine der niedrigsten in Westeuropa. In verschiedenen Kantonen wurde in den vergangenen Tagen und Wochen die Maskenpflicht ausgeweitet.

Die Regierung in Bern setzt vorerst weiterhin vor allem auf die landesweite 3G-Regel in Restaurants, Freizeiteinrichtungen und bei Veranstaltungen. Rückendeckung erhielt sie dabei am Sonntag in einer Volksabstimmung. Eine klare Mehrheit unterstützte das Covid-Zertifikat.

Spanien: Sieben-Tage-Inzidenz über 110, Impfquote über 79 Prozent

Die Corona-Lage ist in Spanien wegen der relativ hohen Impfbereitschaft noch entspannter als in zentraleuropäischen Ländern. Aber auch in dem beliebten Urlaubsland steigen die Corona-Zahlen wieder an – auch die Omikron-Variante wurde schon nachgewiesen.

Die Behörden der verschiedenen Regionen des Landes verschärfen deshalb wieder die Corona-Maßnahmen. Landesweit gilt weiterhin Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen sowie in Bussen und Bahnen. Im Freien gilt sie nur, wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann.

In immer mehr Regionen müssen Besucher der Innenräume von Gaststätten sowie von Kinos oder Theatern geimpft, genesen oder getestet sein. Dies gilt auch für die Einreise aus Deutschland für alle über zwölf Jahre. Alle bereits Geimpften über 60 Jahre sollen eine Drittimpfung erhalten, sobald ihre Erstimpfung sechs Monate zurückliegt.

Tschechien: Sieben-Tage-Inzidenz über 1.200, Impfquote 59 Prozent

Die vierte Corona-Welle hat das deutsche Nachbarland mit voller Wucht getroffen. Die Armee hilft in überlasteten Krankenhäusern aus. Vereinzelt mussten bereits Intensivpatienten innerhalb des Landes verlegt werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass Tschechien derzeit die Regierung austauscht. Das scheidende Kabinett hat den Notstand ausgerufen und in vielen Bereichen wie Gaststätten und Hotels die 2G-Regel (geimpft oder genesen) eingeführt. Doch nicht immer werden die strengen Auflagen auch eingehalten.

Es gibt eine große Gruppe von Impfgegnern, die aus unterschiedlichen Gründen gegen die Spritze sind – von Gerüchten über angebliche Nebenwirkungen bis zu grundsätzlicher Auflehnung gegen die Obrigkeit.

Ungarn: Sieben-Tage-Inzidenz über 700, Impfquote über 60 Prozent

Die Sterblichkeit in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Land ist hoch: Mit oder an Corona starben bislang fast 34.000 Menschen, derzeit sind es durchschnittlich 150 am Tag.

Trotzdem sind die Maßnahmen auch in der vierten Welle milde. Es gilt Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Krankenhäusern, Amtsgebäuden und Geschäften. Für die Gastronomie und Veranstaltungen gibt es keine Einschränkungen, ausgenommen sind lediglich Events mit mehr als 500 Teilnehmern, für die eine Impf- oder Genesenenbescheinigung erforderlich ist.

Die Land- und Flussgrenzen sind für Reisende ohne Einschränkungen offen. Lediglich für Reisende aus dem südlichen Afrika gilt seit dem Wochenende ein Einreiseverbot, wenn sie ihren Wohnsitz nicht in Ungarn haben.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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