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Stimmungsschwankungen – was dahinter steckt und was dagegen hilft


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Gut gelaunt, dann plötzlich frustriert
Stimmungsschwankungen – was dahinter steckt und was hilft


Aktualisiert am 05.07.2021Lesedauer: 4 Min.
Eine Frau sitzt nachdenklich am Küchentisch: Häufige Stimmungswechsel können körperliche und psychische Ursachen haben.Vergrößern des Bildes
Eine Frau sitzt nachdenklich am Küchentisch: Häufige Stimmungswechsel können körperliche und psychische Ursachen haben. (Quelle: Westend61/getty-images-bilder)
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Es gibt wohl kaum jemanden, dessen Gemütslage immer konstant und ausgeglichen ist. Stimmungsschwankungen sind daher völlig normal, zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Wenn Stimmungstiefs jedoch zum Dauerzustand werden oder die Laune bereits bei geringem Anlass kippt, ist das ein Warnzeichen.

Häufig sind Stimmungsschwankungen ein Ausdruck von Stress und Überforderung, doch auch psychische Erkrankungen, ein Nährstoffmangel oder bestimmte Medikamente können dahinter stecken.

Glücklich, traurig, motiviert, frustriert, wütend, liebevoll: Jeden Tag erleben wir eine Vielzahl verschiedener Gefühlslagen. Stimmungsschwankungen können akut mit enormer Intensität auftreten, etwa, wenn man von seiner Kündigung erfährt oder ein geliebter Mensch unerwartet stirbt. Fühlte man sich eben noch gut, bricht plötzlich die Welt zusammen.

Stimmungsschwankungen wann nicht mehr normal?

Viel häufiger sind Stimmungsschwankungen, die von alltäglichen Erlebnissen abhängen: Die Freude über gutes Wetter oder einen netten Kontakt – oder der Frust, im Stau zu stehen oder beim Arzt lange warten zu müssen.

Dr. med. Christa Roth-Sackenheim ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP).

Diese alltäglichen Stimmungsschwankungen kennt jeder und sie sind völlig normal. Sie sind Ausdruck unseres bunten und vielfältigen Lebens.

"Aufmerksam werden sollte man, wenn sich Stimmungsschwankungen nicht mehr gut ausgleichen lassen. Oder wenn Stimmungsschwankungen plötzlich sehr stark ausgeprägt sind oder in einer Intensität auftreten, die man so noch nicht kennt" sagt Dr. Christa Roth-Sackenheim, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP). "Dann können psychische Erkrankungen wie eine Depression der Auslöser sein oder körperliche Krankheiten wie eine Schilddrüsenerkrankung. Auch Medikamente gehören zu den Ursachen von Stimmungsschwankungen."

Stimmungsschwankungen durch Stress

Ursache von Stimmungsschwankungen sind in den meisten Fällen Stress und Überforderung. Das Gefühl, bestimmte Situationen nicht mehr wie gewohnt stemmen zu können, kann Gefühle wie Verzweiflung, Frust, Traurigkeit, Wut und Aggression hervorrufen. „Gerade in der Corona-Pandemie stoßen Menschen in ihrem Alltag häufig an ihre Grenzen. Zugleich spüren sie Ängste und Unsicherheiten. Und oft fehlt der Ausgleich, um wieder Kraft zu tanken und Hoffnung zu schöpfen. Stimmungsschwankungen sind eine natürliche Folge dieser Überlastungssituation“, weiß Roth-Sackenheim.

Körperliche Ursachen für Stimmungsschwankungen

Dass Stimmungsschwankungen auch somatische Ursachen haben können, wissen Frauen besonders gut. Viele spüren die zyklusbedingten hormonellen Veränderungen. Die Schwankungen, etwa im Östrogenhaushalt, lösen bei vielen Stimmungsschwankungen aus.

Plötzlich ist Frau an bestimmten Tagen im Zyklus sensibler und dünnhäutiger als gewohnt. Oft ist das kurz vor der Periode und um den Eisprung der Fall. "Östrogen wirkt wie ein leichtes Antidepressivum. Schwankungen im Hormonhaushalt führen daher oft zu Schwankungen der Stimmungslage. Das Nervensystem wird empfindlicher", erklärt die Psychiaterin.

Stimmungsschwankungen durch kranke Schilddrüse

Auch eine kranke Schilddrüse kann Stimmungsschwankungen verursachen. Das ist beispielsweise bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto (Autoimmunthyreoiditis) der Fall. Dabei attackiert das Immunsystem fälschlicherweise Schilddrüsengewebe.

Angaben der Schilddrüsen-Liga Deutschland e. V. zufolge führt die Entzündung zu einem Untergang von Schilddrüsenzellen, sodass die Schilddrüse immer kleiner. Zu Beginn der Erkrankung könne in einigen Fällen eine milde Schilddrüsen-Überfunktion vorliegen, die durch die Freisetzung von Schilddrüsenhormon aus untergehendem Schilddrüsengewebe zu erklären sei. Im weiteren Verlauf komme es typischerweise zu einer Unterfunktion der Schilddrüse, wenn nicht mehr genügend Schilddrüsenhormon-bildende Zellen erhalten sind.

Mit der Schädigung der Schilddrüse sind die Schilddrüsenhormone nicht mehr im Gleichgewicht. Stimmungsschwankungen sind neben anderen Beschwerden ein häufiges Symptom.

"Die Schilddrüse als Ursache für wiederkehrende und belastende Stimmungsschwankungen wird oft übersehen. Es ist empfehlenswert, bei plötzlich auftretenden Stimmungsschwankungen mit einem Blutbild nach bestimmten Antikörpern im Blut zu schauen", sagt Roth-Sackenheim.

Stimmungsschwankungen bei psychischen Erkrankungen

Auslöser für Stimmungsschwankungen können auch psychische Erkrankungen sein. Dazu gehört beispielsweise die Depression. Die gedrückte Stimmung einer Depression kann verheerende Folgen haben:

Wie die Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz mitteilen, hegt die Mehrheit der Betroffenen früher oder später Suizidgedanken. 10 bis 15 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit wiederkehrenden schwer ausgeprägten depressiven Phasen sterben durch Suizid.

"Bei der Depression zeigen sich schnell anhaltende Stimmungstiefs. Je ausgeprägter das Krankheitsbild ist, desto weniger ‚gute Phasen‘ hat der Betroffene", sagt Roth-Sackenheim. Dauern die Symptome wie eine anhaltend gedrückte Stimmung, intensive Traurigkeit, fehlender Antrieb und Erschöpfung länger als zwei Wochen am Stück an, liegt laut Klassifikationssystem ICD-10 eine Depression vor.

"Kommen Sie aus Ihrem Stimmungstief nicht alleine mehr heraus, sollten Sie sich psychologische Unterstützung holen", rät die Expertin.

Diese Medikamente begünstigen Stimmungsschwankungen

Auch bestimmte Medikamente können Stimmungsschwankungen verursachen. Bekannt ist etwa die Antibabypille. "Hormonelle Verhütung ist bekannt dafür, dass sie depressive Verstimmungen verursachen kann. Eine Patientin kam zu mir und klagte über eine plötzlich auftretende Depression. Nach Ursachenforschung und Absetzen der Hormonspirale ging es ihr wieder gut", erinnert sich die Psychiaterin.

Laut der Expertin sollte man auch bei Medikamenten wie Antibiotika und Beta-Blockern aufmerksam sein. Medikamente, die zur Krebsbehandlung eingesetzt werden, beispielsweise Zytostatika, können ebenfalls Stimmungsschwankungen verursachen.

Nährstoffmangel: Auf diese Vitamine kommt es an

Ein Nährstoffmangel kann die Emotionen ebenfalls beeinflussen. Dazu gehört der Expertin zufolge häufig ein Mangel an Vitamin D, Zink, Selen sowie ein Mangel an B-Vitaminen – besonders B12. Fehlt dem Körper Eisen, sind ebenfalls Erschöpfung und Stimmungsschwankungen möglich.

Besonders wer Magensäureblocker nehme, müsse achtsam sein, da diese die Nährstoffaufnahme stark beeinträchtigen könnten, so Roth-Sackenheim. Ein Nährstoffmangel kann oft über eine angepasste Ernährung oder mit vom Arzt verschriebenen Ergänzungen ausgeglichen werden.

Behandlung richtet sich nach Ursachen

Wer plötzlich unter ausgeprägten Stimmungsschwankungen oder Depressionen leidet, sollte mit seinem Arzt sprechen. Laut der Psychiaterin ist es generell wichtig, bei plötzlich auftretenden, intensiven Stimmungsschwankungen auf Ursachenforschung zu gehen. Ist man nicht im Gleichgewicht, ist das eine starke Belastung. Eine an die Ursache angepasste Behandlung kann eine große Erleichterung darstellen.

Bei starkem Stress im Alltag können Entspannungs- und Atemtechniken helfen, aber auch Sport. Wichtig ist, von den Dingen, die einem gut tun, mehr in den Alltag zu integrieren und Krafträuber möglichst zu reduzieren. Ruhezeiten und Pausen zwischendurch helfen, das innere Gleichgewicht zu stärken. Ist eine Erkrankung die Ursache, helfen Medikamente, die Symptome zu lindern.

Bei diagnostiziertem Hashimoto etwa ist die Einnahme von Schilddrüsenhormonen hilfreich, bei Depressionen unterstützt die Kombination aus Psychotherapie und Antidepressiva die Heilung. Sind Medikamente der Auslöser, kann möglicherweise eine Anpassung der Dosierung oder ein Wechsel auf ein anderes Präparat helfen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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