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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Seltene Nebenwirkung Diese Symptome deuten auf eine Hirnvenenthrombose hin
Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca wird wegen Thrombosefällen nur noch eingeschränkt verimpft. Wie äußern sich Hirnvenenthrombosen und wie gefährlich sind sie?
Der in Deutschland und anderen Ländern vorläufig gestoppte Einsatz des Astrazeneca-Impfstoffs Mitte März wurde mit Einzelfällen von Thrombosen der Hirnvenen begründet. Deshalb wird der Corona-Impfstoff jetzt nur noch für bestimmte Altersgruppen empfohlen.
Es handelt sich bei den sehr seltenen Nebenwirkungen um sogenannte Sinusvenenthrombosen – das sind Blutgerinnsel im Gehirn. Ein Überblick über die Erkrankung.
Was ist eine Thrombose?
Grundsätzlich steht das griechische "thrombos" für Klumpen oder auch Pfropf. Im medizinischen Sinne bedeutet eine Thrombose, dass ein Blutgerinnsel ein Gefäß, insbesondere eine Vene, verstopft. Meist geschieht dies in den tiefen Bein- oder Beckenvenen. Im Falle der Hirnvenenthrombose allerdings in den Venen im Gehirn."
Auch Thrombosen in den Beinen können gefährlich werden, wenn sich ein Teil des Gerinnsels löst und mit dem Blutstrom in die Lunge fließt. Dort kann es Adern verschließen, die für die Atmung lebenswichtig sind und zu einer Lungenembolie und so sogar zum Tod führen.
Was sind Symptome einer Thrombose?
Je nachdem, in welcher Vene sich das Blutgerinnsel bildet, können die Symptome einer Thrombose ganz unterschiedlich sein. Am häufigsten treten Thrombosen in den Beinvenen auf. Häufige Symptome sind dann:
- Schwellung des Beins
- Spannungsgefühle und Schmerzen
- bläulich verfärbte, glänzende Haut
- Haut ist wärmer als am anderen Bein
- sichtbar dickere Venen
- leichtes Fieber
- beschleunigter Puls
Viele Betroffene haben jedoch zunächst gar keine Beschwerden und die Thrombose wird erst bei Folgeerscheinungen wie der Lungenembolie erkannt. Deshalb sollten die Symptome immer ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden.
Sehr viel seltener als die Beinvenenthrombose tritt die Armvenenthrombose auf. Die Beschwerden sind ähnlich, häufig aber stärker ausgeprägt als in den Beinen.
Was ist die Besonderheit der Hirnvenenthrombose?
Verstopfen Venen im Gehirn, sprechen Mediziner von einer Hirnvenenthrombose oder auch der Sinusvenenthrombose. Vom Gehirn aus transportieren große venöse Blutgefäße, die Sinusvenen, sauerstoffarmes Blut in Richtung Herz. Entsteht hier ein Blutgerinnsel, kann dieses Blut nicht mehr abfließen, es kommt zu einer Schwellung und der Hirndruck steigt, was zu Langzeitfolgen oder dem Tod führen kann.
Was sind die Symptome einer Hirnvenenthrombose?
Bei dieser Form der Thrombose entsteht in den Venen des Gehirns eine Abflussstörung, was der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zufolge zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Krampfanfällen, Bewusstseinsstörungen, epileptischen Anfällen, Sprach- und Sehstörungen, Hirnnervenausfällen und Lähmungen sowie letztlich auch zum Tod führen kann.
Ein Mangel an Blutplättchen wiederum führt zu einer erhöhten Blutungsneigung. Als Symptome treten zudem punktförmige Einblutungen in der Haut oder in den Schleimhäuten auf, gelegentlich auch starkes Nasenbluten.
Ein weiteres wichtiges körperliches Anzeichen dieser Impfkomplikation kann eine sogenannte Stauungspapille, eine Schwellung des Sehnervs, sein. Sie äußert sich durch ungewöhnlich lang andauernde Kopfschmerzen nach der Impfung. Viele Betroffene leiden zusätzlich unter Sehstörungen. Wenn Sie dies bemerken, sollten Sie einen Augenarzt aufsuchen und eine Untersuchung des Augenhintergrundes durchführen lassen. Dazu rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).
Was sind Risikofaktoren für eine Thrombose?
Eine Thrombose entsteht grundsätzlich durch Blutgerinnung. Eigentlich ist das ein Schutzmechanismus des Körpers: Nach einer Verletzung soll so verhindert werden, dass wir verbluten. Das Blut verklumpt und schließt die Wunde. In den Blutgefäßen allerdings soll das nicht geschehen, das Blut soll ungehindert fließen. Das Risiko für eine Thrombose wird größer, wenn die natürliche Gerinnungsfähigkeit des Blutes krankhaft ansteigt.
Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn das Blut in den Venen langsamer fließt, die Gefäßwände oder die Zusammensetzung des Bluts verändert sind. Dazu führen unter anderem längere körperliche Inaktivität wie langes Sitzen, Blutgerinnungsstörungen, Flüssigkeitsmangel oder Gefäßverletzungen.
Auch Tumore oder Knochenvorsprünge können die Venen abklemmen, gleiches gilt für zu enge Verbände, Bandagen oder Kleidungsstücke. Vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft kann zudem das Kind die Venen im Bauchraum einengen. Krampfadern steigern ebenfalls das Thromboserisiko. Unabhängig davon steigt das Thromboserisiko mit dem Alter und durch die Einnahme weiblicher Hormone und der meisten Mittel gegen Bluthochdruck.
Eine Ursache insbesondere für eine Venenthrombose im Gehirn kann eine genetische Veranlagung zur Blutgerinnungsstörung sein. Mögliche weitere auslösende Faktoren sind hormonelle Veränderungen etwa durch die Pille oder durch eine Schwangerschaft, Infektionen im Kopfbereich, etwa im Ohr, aber auch anderer Art, Blut- und Krebserkrankungen sowie medikamentöse Behandlungen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Gesellschaft für Angiologie, Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.: "Thrombose - Ein Verschluss mit Lebensgefahr".
- Deutsche Gesellschaft für Phlebologie e.V.: "Was ist eine Venenthrombose?"
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie: "Zerebrale Venen- und Sinusthrombose", Mai 2018.
- Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP