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Hyperhydrose: Wie man krankhaftes Schwitzen stoppt


Hyperhydrose
Wie Sie krankhaftes Schwitzen bekämpfen

t-online, Larissa Koch

Aktualisiert am 06.08.2018Lesedauer: 4 Min.
Lästig: übermäßiges Schwitzen ist eine BelastungVergrößern des Bildes
Lästig: übermäßiges Schwitzen ist eine Belastung (Quelle: Koldunov/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Schwitzen ist normal, schwitzen ist gesund, schwitzen ist überlebensnotwendig. Aber wenns zu viel wird, nervts. Nicht wenige leiden massiv unter Schwitzattacken mit nassen Achseln und manchmal üblem Geruch. Der Fachbegriff für den starken Schweißfluss heißt Hyperhidrosis axillaris. Was hilft dagegen?

Über die Schweißdrüsen regulieren wir unseren Wärmehaushalt, sie bauen den Säureschutzmantel der Haut mit auf und helfen bei der Entgiftung. Ohne sie ginge gar nichts. Wer jedoch übermäßig schwitzt, hat eine Hyperhidrose. Das ist dann der Fall, wenn der Körper mehr Schweiß produziert, als zur Wärmeregulation nötig ist. Dann liegt eine Fehlfunktion des Schwitzens vor. Bei Hyperhidrose-Patienten sind die Schweißdrüsen weder vermehrt noch vergrößert, sondern lediglich überstimuliert. Betroffene leiden unter sozialen und beruflichen Einschränkungen, mithin einer Verschlechterung der Lebensqualität.

Zunächst andere Erkrankungen ausschließen

Starkes Schwitzen kann viele Ursachen haben. Sie sollten daher mit ihrem Hausarzt Grunderkrankungen ausschließen. Denn starke Schweißproduktion kann auftreten bei Infektionskrankheiten, hormonellen Erkrankungen, etwa einer Schilddrüsenüberfunktion oder neurologischen Erkrankungen. Starkes Übergewicht kann ebenfalls Auslöser für vermehrtes Schwitzen sein. Bei Frauen sind manchmal auch die Wechseljahre verantwortlich für eine erhöhte Schweißproduktion.

Wer Medikamente nimmt, sollte prüfen, ob Schwitzen als Nebenwirkung aufgeführt wird. Und Menschen die hohen psychischen Belastungen ausgesetzt sind, reagieren häufig ebenfalls mit Schwitzattacken.

Therapien gegen Achselschweiß

Wer Grunderkrankungen ausschließen kann und eine diagnostizierte Hyperhidrose hat, oder das Schwitzen aus ästhetischen Gründen ausschalten will, der hat folgende Möglichkeiten, welche von der Deutschen Dermatologischen Fachgesellschaft aufgeführt werden, wenn Deodorants nicht mehr ausreichend helfen.

Botox

Das Nervengift Botulinumtoxin A wird in die Achselhöhle gespritzt und führt zu einer Unterbrechung der Reizübertragung der Nervenzellen. Das Schwitzten wird gestoppt, allerdings nur rund sechs Monate. Dann muss erneut gespritzt werden. Das geht auf Dauer mächtig ins Geld. Dermatologen, die diese Behandlungsmethode anbieten, müssen eine teuere Haftpflichtversicherung abschließen, denn es ist nicht auszuschließen, dass der Eingriff schief geht und der Patient hinterher nicht nur lahmgelegte Schweißdrüsen hat, sondern weitere Bereiche betroffen sind. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Behandlung häufig, sofern ein ärztliches Attest über eine Hyperhidrose vorliegt.

Operation

Die Schweißdrüsen in den Achseln können auch operativ entfernt werden. Über kleine Hautschnitte führt der Operateur Kanülen ein und saugt das Gewebe inklusive der Schweißdrüsen mit einer Vakuumpumpe ab. Der Eingriff dauert etwa eine Stunde und kostet zwischen 1000 und 2000 Euro. Je nach Ausbreitung muss der Arzt in mehreren Schritten die Schweißdrüsen entfernen. Nach etwa zwei bis drei Monaten sollten Sie eine Verbesserung wahrnehmen. Bei einer diagnostizierten Hyperhidrose mit psychischer Beeinträchtigung wird die OP teilweise von den Krankenkassen erstattet.

Gel, Salbe, Puder

Sogenannte Antihidrotika gibts zum Auftragen auf die Haut in der Apotheke. Mit Gelen, Salben oder Puder können die Achseln lokal gegen das Schwitzen behandelt werden.

Sehr wirksam ist hochdosiertes Aluminiumsalz. Es verschließt die Schweißdrüsen. Man kann sich in der Apotheke ein Deodorant anmischen lassen, das mit dem Salz hochdosiert angereichert wird. Es enthält weit mehr von dem Aluminiumsalz als handelsübliche Deodorants. Allerdings muss hiervor gewarnt werden, weil die Studienlage den Schluss nahelegt, dass durch das Leichtmetall Brustkrebs ausgelöst werden kann. Aluminium kann sich zudem im Körper anreichern. In einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung aus dem Jahr 2014 kam die Behörde zu dem Schluss, dass Aluminiumsalze aus aluminiumhaltigen Deodorants und Kosmetikartikeln durch die Haut aufgenommen werden können. Die regelmäßige Benutzung über Jahrzehnte kann demnach möglicherweise zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen beitragen.

Neue Therapie gegen das Schwitzen

Eine noch wenig bekannte Methode, die erst seit wenigen Jahren auf dem deutschen Markt ist, hat sich als sehr wirksam erwiesen. Bei dem Verfahren, welches unter dem Namen "miraDry" patentiert ist, werden Mikrowellen in die Haut geleitet. Die Hitze zerstört die Schweißdrüsen, die Schweißproduktion wird dauerhaft stark reduziert oder versiegt komplett.

Die Methode ist nichtinvasiv, denn sie kommt ohne Schnitte aus und wird in eineinhalb Stunden ambulant durchgeführt. Dabei werden zunächst die Achselhöhlen lokal betäubt. Anschließend wird elektromagnetische Energie gezielt zu den Schweißdrüsen gelenkt, die so absterben. Für rund zwei Wochen kommt es zu Schwellungen und die Haut ist schmerzempfindlicher. Die Schweißproduktion ist sofort stark verringert. Der Hersteller verspricht eine dauerhafte Schweißreduktion von 82 Prozent.

Angeboten wird das Verfahren unter anderem am Deutschen Hyperhydrose Zentrum München, in der Estetica Clinic in Hamburg und in der Park-Klinik Birkenwerder bei Berlin. Dr. Klaus Ueberreiter, Chefarzt der Park-Klinik sowie Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie sagte t-online.de: "In aller Regel genügt eine Sitzung, um einen deutlichen Effekt zu erzielen. Nur in wenigen Fällen ist eine weitere nötig."

Die Wärmeregulation des Körpers bleibt erhalten

Da die Anzahl der Schweißdrüsen in den Achselhöhlen nur rund zwei Prozent der gesamten Schweißdrüsenanzahl ausmacht, brauchen sich Patienten keine Sorgen machen, dass ihre Wärmeregulation gestört ist. Viele fragen sich, ob der Schweiß, der nun nicht mehr aus den Achseln austreten kann, nun woanders fließt – man spricht dabei von kompensatorischem Schwitzen. Dazu sagte Ueberreiter: "Das kompensatorisches Schwitzen tritt nur bei Behandlungen auf, bei denen die Nerven bearbeitet werden. Deshalb ist bei keiner miraDry-Behandlung ein kompensatorisches Schwitzen aufgetreten."

Die Kosten für eine Sitzung liegen meist zwischen 2100 und 2300 Euro. Die Park-Klinik Birkenwerder bietet das Verfahren für 1700 Euro an. Erstattet wird die neue Therapie von den Krankenkassen für Hyperhidrose-Patienten noch nicht.

Hausmittel als Alternative

Für wen weder Mikrowellen, Aluminium, eine Operation, noch das Nervengift Botox in Frage kommen, der kann es mit pflanzlichen Mitteln versuchen. Als schweißhemmend gilt hochdosiertes Salbei etwa in Form von Tee. Auch Entspannungstechniken wie Yoga und Autogenes Training können helfen, um an den psychischen Ursachen des Schwitzens anzusetzen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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