Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nicht nur Krebs riskant Diese Erkrankungen zerstören den Darm
Der Darm ist vor chronischen Erkrankungen nicht gefeit. Während er eine akute Magen-Darm-Verstimmung meist schnell wieder in den Griff bekommt, setzen ihm andere Leiden ordentlich zu. Neben Darmkrebs greifen auch Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Zöliakie den Darm an und führen unbehandelt zu Schäden.
Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen. 2016 werden laut Schätzungen des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert-Koch-Instituts etwa 33.400 Männer und 27.600 Frauen neu an Darmkrebs erkranken. Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen ab 50 Jahren gehören zu den wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen die Erkrankung. Krebsvorstufen (Polypen) und mögliche bösartige Tumoren können so frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Darmkrebs wächst in vier Stufen
Bleibt Darmkrebs allerdings unentdeckt, breitet er sich immer weiter aus. Die bösartigen Zellen fressen sich dann in die Darmwand hinein und im weiteren Verlauf auch durch sie hindurch. Entzündungen, eine vermehrte Schleimbildung und Blutungen im Darm sind unter anderem die Folge. Je nachdem, wie weit der Krebs bereits fortgeschritten ist, wird er einem von fünf Stadien zugeordnet. Die Internationale Vereinigung gegen Krebs (UICC) unterscheidet zwischen:
- UICC-Stadium 0: In Stadium null werden Frühformen von Darmkrebs eingeordnet, die sich auf der Oberfläche des Darms befinden.
- UICC-Stadium I: In Stadium eins ist der Tumor bereits in die Bindegewebsschicht unter der Schleimhautoberfläche oder sogar in die darunter liegende Muskelschicht eingewachsen.
- UICC-Stadium II: Tumore in Stadium zwei haben die äußere Schicht der Darmwand erreicht oder diese bereits durchbrochen und das Bauchfell beziehungsweise umliegende Organe oder Gewebe erreicht.
- UICC-Stadium III: In Stadium drei sind die umliegenden Lymphknoten befallen. Allerdings gibt es keine Anzeichen für Fernmetastasen.
- UICC-Stadium IV: In Stadium vier haben sich Fernmetastasen gebildet und andere Organe befallen.
Je weiter der Krebs fortgeschritten ist, desto mehr Darmgewebe muss im Zuge einer Operation entfernt werden. Bei manchen Betroffenen wird dauerhaft ein künstlicher Darmausgang gesetzt. Unbehandelt führt Darmkrebs zum Tod.
Colitis ulcerosa: Wenn der Dickdarm Schaden nimmt
Neben Krebs machen auch andere Erkrankungen dem Darm zu schaffen, darunter chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED). Die beiden häufigsten sind Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Bei Colitis ulcerosa handelt es sich um eine in Schüben verlaufende Erkrankung des Dickdarms. Es bilden sich Geschwüre in der oberen Schleimhautschicht heraus, die sich immer weiter ausbreiten können und den Darm schädigen. Des Weiteren kommt es zu Entzündungen, die die natürliche Darmfunktion zusätzlich behindern und die Darmflora angreifen. Zu den Folgen gehören schlimme, teils blutige Durchfälle, Blähungen, ständiger Stuhldrang, Schmerzen und Fieber.
In Deutschland sind nach Schätzungen der Deutschen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) etwa 168.000 Menschen betroffen. Meist tritt die Erkrankung im Alter zwischen 25 und 35 Jahren auf. Heilbar ist Colitis ulcerosa bislang nicht. Die Patienten können lediglich auf eine Verbesserung ihrer Beschwerden hoffen. Medikamente können die Erkrankung meist eindämmen. Doch immer wieder sind auch Operationen notwendig, bei denen das kranke Darmgewebe entfernt werden muss. Die genauen Ursachen des Leidens sind bislang nicht bekannt. Allerdings vermuten Forscher, dass das eigene Immunsystem überreagiert und die Darmschleimhaut grundlos attackiert.
Morbus Crohn kann den ganzen Verdauungstrakt angreifen
Bei Morbus Crohn handelt es sich, ebenso wie bei Colitis ulcerosa, um eine schubweise verlaufende, chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Im Gegensatz zu Colitis ulcerosa können die geschwürigen Entzündungen jedoch den gesamten Darm – von der Mundhöhle bis zum After – befallen. Zudem können alle Schichten der Darmschleimhaut betroffen sein, auch die tiefer liegenden. Zu den typischen Symptomen zählen ebenfalls Durchfälle, Bauchschmerzen, Fieber und Gewichtsverlust, aber auch Darmverengungen (Stenosen) sowie entzündliche Gangbildungen (Fisteln) – meist im Bereich des Afters.
Auch bei Morbus Crohn wird von einer Überreaktion des Immunsystems ausgegangen. Jedoch tritt Morbus Crohn bei Rauchern häufiger auf als bei Nichtrauchern und der Verlauf ist schwerer. Medikamente helfen, die Beschwerden zu lindern. Etwa zwei von drei Morbus Crohn-Patienten werden im Laufe ihres Lebens operiert. Dabei werden narbiges Gewebe entfernt, Engstellen geweitet und Fisteln behandelt. Manchmal müssen ganze Darmteile entfernt werden.
Chronische Darmentzündungen erhöhen das Darmkrebsrisiko
Da sowohl bei Colitis ulcerosa als auch bei Morbus Crohn die Darmschleimhaut dauerhaft entzündet und die natürliche Abwehrfunktion gestört ist, tragen Patienten mit diesen Darmerkrankungen ein erhöhtes Darmkrebsrisiko. Daher ist es für sie sinnvoll, nicht erst ab 50 Jahren Früherkennungsuntersuchungen in Anspruch zu nehmen, sondern bereits früher. So empfiehlt die aktuelle Leitlinie zum Thema Darmkrebs Patienten mit Colitis ulcerosa spätestens acht Jahre nach Beginn der Erkrankung eine Darmspiegelung.
Zöliakie: Wenn Getreide dem Darm zu schaffen macht
Auch bei Zöliakie, also der Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, handelt es sich um eine chronische Erkrankung des Darms, genauer gesagt des Dünndarms. Gluten ist in Getreidearten wie beispielsweise Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer enthalten. Gelangt das Eiweiß in den Darm, reagiert dieser mit Entzündungen. In Folge der Erkrankung werden die Darmzotten, die für die Nährstoffaufnahme zuständig sind, angegriffen. Sie bilden sich zurück. Der Darm kann wichtige Nährstoffe nur noch unzureichend aufnehmen. Viele Betroffene leiden daher unter Nährstoffmängeln.
Doch auch Durchfälle, Verstopfungen, Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schwäche begleiten die Zöliakie. Schätzungen zufolge ist einer von 100 Deutschen von der Unverträglichkeit betroffen. Heilbar ist Zöliakie nicht. Das Beschwerdebild kann nur durch den Verzicht von Gluten verbessert werden. Die genauen Ursachen sind auch hier nicht abschließend geklärt. Bekannt ist allerdings, dass erbliche Faktoren genauso eine Rolle spielen wie das Immunsystem.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.