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Schmerzen im großen Zeh: Symptome und Hausmittel bei Gicht


Zu viel Harnsäure im Blut
Gicht: Symptome, Ursachen und Behandlung der Stoffwechselstörung

t-online, ade, fsc

Aktualisiert am 14.01.2022Lesedauer: 5 Min.
Gicht führt zu Gelenkentzündungen an Händen oder Füßen.Vergrößern des Bildes
Gicht führt zu Gelenkentzündungen an Händen oder Füßen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Gicht äußert sich durch schmerzhafte, geschwollene und heiße Gelenke. Besonders häufig trifft es Männer über 40 Jahre. Wir klären auf, was die Ursachen der Krankheit sind und wie sie sich behandeln lässt.

Überblick: Was ist Gicht?

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich zu viel Harnsäure im Blut ansammelt. Harnsäure ist ein Abbauprodukt des Stoffwechsels und entsteht, wenn der Körper so genannte Purine, die mit der Nahrung aufgenommen werden, abbaut. Purine sind in allen Körperzellen und Lebensmitteln enthalten und für den Aufbau neuer Zellen notwendig.

Die Ausscheidung der Harnsäure erfolgt über die Niere. Fällt sie jedoch in zu großen Mengen an, steigt die Harnsäurekonzentration im Blut. Dabei spricht man von Hyperurikämie. Es bilden sich Harnsäurekristalle, die sich an verschiedenen Stellen im Körper, wie Gelenke, Organe, Sehnen oder Schleimbeutel, ablagern und dort zu schmerzhaften Entzündungen führen. Ein akuter Gichtanfall droht.

Je nachdem, wo sich die Kristalle primär ablagern, unterscheidet man drei Arten von Gicht:

  • Gelenk-Gicht: Besonders häufig betroffen sind Gelenke an Hand und Fuß sowie das Knie- und Ellenbogengelenk. Die betroffenen Stellen sind gerötet, geschwollen und überempfindlich. Unbehandelt können die Gelenkentzündungen zu dauerhaften Gelenkschäden (Arthritis) führen.
  • Weichteil-Gicht: Dabei lagern sich Kristalle unter der Haut ab und bilden kleine Knötchen. (z. B. Ohrknorpel, Sehnen, Schleimbeutel)
  • Nieren-Gicht: Die Harnsäure-Kristalle lagern sich in den Nieren ab und können Nierensteine oder sogar völliges Nierenversagen verursachen.

Achtung: Nicht immer steckt hinter Gelenkschmerzen Gicht. Schwellungen und Schmerzen in großen Gelenken, wie Knie oder Schulter, können auch Symptome einer Pseudogicht sein. Sie sind zwar ähnlich, haben aber völlig andere Ursachen.

Ursachen: Wie entsteht die Erkrankung?

Die Hauptursache für Gicht ist in den häufigsten Fällen eine angeborene Stoffwechselstörung. Dahinter steckt meist eine Fehlfunktion der Niere, die nicht genug Harnsäure ausscheidet. Hierbei spricht man von primärer Gicht.

Daneben können auch andere Krankheiten oder Stoffwechselstörungen Ursachen einer Hyperurikämie sein. Eine sekundäre Gicht entsteht, wenn in Folge dessen entweder der Abbau der Harnsäure gehemmt ist oder zu viel Harnsäure produziert wird. Beispielweise kann eine Erkrankung der Niere oder Diabetes eine verminderte Harnsäureausscheidung bedingen. Ebenfalls gefährdet sind Leukämie-Patienten sowie Menschen, die fasten oder sich einer Radikaldiät unterziehen, denn bei ihnen zerfallen körpereigene Zellen besonders schnell, wodurch vermehrt Purine freigesetzt werden und der Harnsäurewert rasch ansteigt.

Überschreitet der Harnsäurespiegel einen bestimmten Wert, kommt es zu einem akuten Gichtanfall. Dabei wirken bestimmte Faktoren begünstigend:

  • übermäßiger Verzehr purinhaltiger Lebensmittel, wie Fleisch und Hülsenfrüchte
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • Übergewicht
  • hoher Gewichtsverlust, z. B. durch Fasten
  • Stress und starke körperliche Anstrengung

80 Prozent der Gichtpatienten sich Männer zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Frauen erkranken meist erst im Rentenalter. Forscher vermuten daher, dass Frauen bis zu ihren Wechseljahren durch das weibliche Hormon Östrogen geschützt sind.

Symptome: Anzeichen und Verlauf der Erkrankung

Ein akuter Gichtanfall reißt die Betroffenen förmlich aus dem Schlaf. Typischerweise beginnen die Schmerzen in der Nacht und am großen Zeh (etwa 60 Prozent der Fälle). Bei etwa 10 Prozent der Fälle entzündet sich zuerst das Knie. Seltener sind die Gelenke der Hand, vor allem das Daumengrundgelenk (etwa 5 Prozent der Fälle), betroffen. Ein so genannter Gichtfinger wird in erster Linie durch eine Vorschädigung des Fingergelenks, z. B. in Folge einer Arthritis, begünstigt.

Das betroffene Gelenk fühlt sich geschwollen, gerötet und heiß an. Auffallend ist eine extreme Berührungsempflindlichkeit. Der Anfall wird häufig auch von Fieber begleitet und kann sich unbehandelt über Stunden oder gar Tage hinziehen. Auslöser der Schmerzattacke ist nicht selten üppiges Essen oder reichlicher Alkoholgenuss am Abend zuvor.

Die häufigsten Symptome eines akuten Gichtanfalls sind:

  • plötzlich auftretende, heftige Schmerzen (meist nachts)
  • gerötetes oder bläulich verfärbtes Gelenk
  • Schwellungen
  • Haut fühlt sich heiß an
  • extrem berührungs- und bewegungsempfindlich
  • Fieber

Nach dem ersten Gichtanfall dauert es oft Monate oder sogar Jahre, bis ein erneuter Anfall auftritt. Dennoch sollte man die Beschwerden nicht auf die leichte Schulter nehmen. Bleibt der Harnsäurespiegel dauerhaft hoch und erfolgt keine adäquate Behandlung, kann sich eine chronische Gicht entwickeln. Dauerhafte Verformungen und damit einhergehende Funktionseinschränkungen der Gelenke sind die Folge.

Unter der Haut – vor allem an Ellenbogen, Händen und Füßen – können sich Knoten, sogenannte Gicht-Tophi, bilden. Dabei handelt es sich um Einlagerungen der Harnsäurekristalle. In ihrer gefährlichsten Form entstehen die Knoten in der Niere, wo sie zur Beeinträchtigungen der Funktion bis hin zu Nierenversagen führen können. Eine solch negative Krankheitsentwicklung wird noch begünstigt durch eine zu späte Diagnose oder unzureichende Behandlung.

Mehr zum Thema: Gichtanfall

Behandlung: Therapie bei akuter und chronischer Gicht

Während eines akuten Gichtanfalls gibt es verschiedene Maßnahmen zur Linderung des Schmerzes. Gängige Hausmittel sind:

  • Trinken: Gichtpatienten sollten mindestens 2-3 Liter Flüssigkeit am Tag trinken. Durch die Flüssigkeit wird die Ausscheidung der Harnsäure über den Urin gefördert. Besonders geeignet ist Brennnesseltee, der stoffwechselanregend und entzündungshemmend wirkt.

Unser Tipp: Tränken Sie ein Tuch in dem frisch gebrühten Brennnesseltee, wringen es aus und wickeln Sie es für circa eine Stunde am das betroffene Gelenk.

  • Hochlagern: Ist der Zeh betroffen, wird das Hochlagern des Fußes häufig als angenehm empfunden.
  • Kühlende Umschläge: Besonders zu empfehlen bei einem Gichtanfall sind Quarkwickel, denn Quark hat kühlende und entzündungshemmende Eigenschaften. Streichen Sie dafür gekühlten Quark zentimeterdick auf ein Bauchwolltuch, legen Sie dieses auf das Gelenk und umwickeln Sie es mit einem weiteren Tuch. Lassen Sie den Umschlag 60 bis 90 Minuten einwirken.
  • Salzsocken: Ist der Zeh betroffen, kann eine Salzsocke akute entzündliche Beschwerden lindern. Lösen Sie 30 g Kochsalz in 1 Liter warmem Wasser auf. Tauchen Sie daraufhin eine Baumwollsocke hinein, wringen Sie diese aus und streifen sie über den betroffenen Fuß. Ziehen Sie eine Wollsocke darüber und lassen Sie die Anwendung circa eine Stunde einwirken.

Keinesfalls zu empfehlen ist die Eigentherapie mit Schmerzmitteln. Vor allem von Aspirin ist abzuraten, da dieses Medikament den schmerzhemmenden Wirkstoff Acetylsalicylsäure enthält, welches den Harnsäurespiegel erhöhen kann. Wenden Sie sich stattdessen an einen Arzt, der Ihnen Medikamente, wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Colchicin oder Cortison, verschreibt.

Nach einem akuten Anfall sollte die Therapie dringend fortgesetzt werden. Durch eine purinarme Ernährung, einen gesunden Lebenstil und den Verzicht auf Alkohol kann der Harnsäurewert wieder normalisiert und bestenfalls dauerhaft stabilisiert werden, um so weitere Anfälle und eine chronische Gicht zu vermeiden. Ihren Harnsäurewert können Sie beim Arzt bestimmen lassen. Lässt sich der Harnsäurewert nicht auf natürliche Weise senken, kann der Arzt auch entsprechende Medikamente verordnen. Als besonders hilfreich haben sich die Wirkstoffe Allopurinol oder Febuxostat erwiesen. Sie vermindern die Konzentration der Harnsäure im Blut und stellen den Normalzustand wieder her.

Vorbeugung: mit purinarmer Ernährung gegen Gicht

Ein erhöhter Harnsäurewert im Blut lässt sich häufig auf eine einseitige Ernährungsweise zurückführen. So gelten fettes Fleisch, Hülsenfrüchte und Alkohol als klassische Harnsäure-Bomben. Nahrungsgewohnheiten, die typisch für hochindustrialisierte Staaten sind – nicht umsonst wird die Gicht auch als „Wohlstandskrankheit“ bezeichnet.

Wer Probleme mit Gicht hat oder einem Gichtanfall vorbeugen will, sollte Lebensmittel mit hohem Puringehalt meiden. Fleisch, Innereien, bestimmte Fischsorten, wie Lachs und Hering, oder Meerestiere, wie Miesmuscheln, aber auch Hülsenfrüchte enthalten viel Purin und sollten deshalb nur in Maßen verzehrt werden. Experten raten, nicht jeden Tag Fleisch zu essen. Insgesamt sollte der Verzehr unter 600 Gramm Fleisch pro Woche liegen, so die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Purinarme Lebensmittel sind zum Beispiel Kaffee, Milch, Reis, frisches Obst und Gemüse sowie Getreideprodukte. Auch Vitamin C dient zur Vorbeuge von Gicht. Es hemmt Entzündungen und die Bildung von Harnsäure im Körper. Die tägliche Einnahme von 1500 Milligramm verringert das Gichtrisiko um 45 Prozent.

Zudem sollten Sie auf Alkohol verzichten. Insbesondere Bier und Schnaps verstärken das Gicht-Leiden. Studien ergaben zudem, dass Softdrinks und Säfte durch ihren hohen Gehalt an Fruchtzucker das Gichtrisiko ebenfalls steigern. Stattdessen ist es sinnvoll, viel Wasser oder Tee zu trinken. Mindestens zwei Liter sollten es pro Tag sein. Regelmäßige Bewegung und ein normales Körpergewicht wirken der Gicht ebenfalls entgegen.

Mehr zum Thema: Ernährung bei Gicht

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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