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Fuß-Orgasmus-Syndrom: Das steckt dahinter


Fuß-Orgasmus-Syndrom
Ein seltenes Leiden stellt Mediziner vor Rätsel


04.09.2024Lesedauer: 2 Min.
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Seltener Fall: Eine Niederländerin erlebte unkontrollierbare Orgasmen durch ihren Fuß.Vergrößern des Bildes
Seltener Fall: Eine Niederländerin erlebte unkontrollierbare Orgasmen durch ihren Fuß. (Quelle: PeopleImages/getty-images-bilder)

Ein Kribbeln im Fuß löst mehrmals am Tag einen Höhepunkt aus: Was kurios klingt, bedeutet für eine Betroffene tägliche Qual. Diese Krankheit steckt dahinter.

Manche Krankheiten stellen Mediziner vor besondere Herausforderungen, weil sie so selten auftreten und deswegen kaum erforscht sind. Das sogenannte Fuß-Orgasmus-Syndrom ist eine davon. Wie sich die Erkrankung bemerkbar macht und was ihr zugrunde liegt, erfahren Sie hier.

Fuß-Orgasmus-Syndrom: bislang nur ein Fall beschrieben

Im Jahr 2013 wurde ein wohl bisher einzigartiger Fall bekannt: Eine Frau aus den Niederlanden hatte aufgrund einer Nervenstörung fünf bis sechs unfreiwillige Orgasmen am Tag. Alles begann mit einem unangenehmen Kribbeln im linken Fuß. Dieses Gefühl kletterte ihr Bein hinauf bis in den Intimbereich und führte dort zu unkontrollierten Höhepunkten – und das ohne jegliche sexuelle Gedanken oder Stimulation.

Die Orgasmen würden sich genauso anfühlen wie während des Sex, beschrieb die Frau, für die diese Empfindungen anfangs "peinlich" und "beängstigend" waren, berichtete Studienautor und Neuropsychiater Marcel D. Waldinger. Er hatte die Patientin behandelt und ihren Fall in der Fachzeitschrift "Journal of Sexual Medicine" veröffentlicht. Nach umfassenden Untersuchungen konstatierte er die seltene Krankheit Fuß-Orgasmus-Syndrom – kurz FOS.

Zur Vorgeschichte der Patientin

Ihre Symptome (Fußkribbeln) traten erstmals auf, nachdem die Niederländerin aus einem Koma erwacht war. Die Ärzte führten dies auf eine Form der Nervenschädigung zurück, die als Dysästhesie bezeichnet wird, und verabreichten ihr täglich eine Dosis Antidepressiva, um die unangenehmen Symptome zu lindern. Nur wenige Tage nach der Einnahme von Paroxetin verstärkte sich das Fußkribbeln und sie begann, "spontan auftretende orgasmische Empfindungen in ihrem linken Fuß" zu spüren.

Wie kommt es zu den unfreiwilligen Höhepunkten?

Die Ursache dieses Phänomens ist bis heute nicht abschließend geklärt. Der behandelnde Arzt Waldinger untersuchte den Fuß der Betroffenen, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Nach einer Reihe verschiedener Scans und Tests stellte er die Hypothese auf, das Problem könne vom Nervensystem und einer Informationsverwechslung im Gehirn herrühren: Die Nerven, die dem Gehirn Reize aus dem Fuß melden, trafen demnach mit denjenigen, die Empfindungen aus dem Vaginalbereich sendeten, im Rückenmark an einem Ort zusammen. So konnte das Gehirn der Frau zwischen Fuß und Vagina nicht mehr unterscheiden.

Waldinger erklärte dazu in der Studie: "Stimuliert man ihren linken Fuß mit elektrischem Strom, ruft dies einen spontanen Orgasmus hervor." Dies deute darauf hin, dass sensorische Informationen vom Fuß im Gehirn fälschlicherweise als Signale aus der Vagina interpretiert wurden.

Wie kann FOS behandelt werden?

Der Patientin konnte mit einer gezielten Behandlung geholfen werden: einer Injektion in den Spinalnerv (auch Rückenmarksnerv genannt), welcher sensorische Informationen vom Fuß empfängt. Dies beendete die ungewollten Orgasmen vollständig. Die Frau konnte seither ohne die unfreiwilligen sexuellen Empfindungen leben. Wie es ihr heute geht, ist allerdings nicht bekannt.

Ihr Arzt betonte jedoch, dass der Fall möglicherweise kein Einzelfall sei. Er glaube, dass es mehr Betroffene geben könnte, die jedoch zu "peinlich berührt" seien, um über ihr Leiden zu sprechen. Und er machte zugleich Hoffnung: "Wir können dieses Phänomen behandeln", so Waldinger in der Studie.

Fazit

Das Fuß-Orgasmus-Syndrom ist eine extrem seltene, vermutlich neurologische Erkrankung. Betroffene erleben mehrmals täglich unfreiwillige Orgasmen, die offenbar durch eine fehlgeleitete Reizübertragung im Gehirn ausgelöst werden. Bisher ist nur ein FOS-Fall in der Literatur beschrieben. Mediziner gehen aber davon aus, dass weitere Menschen betroffen sein könnten. Eine Besserung der Symptome ist durch die Betäubung des Rückenmarknervs möglich.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • deutsch.medscape.com: "Fall: Diese 55-Jährige entwickelt nach der Stimulation eines Fußes Orgasmus-Attacken – haben Sie eine Erklärung?"
  • coliquio.de: "Fuß-Orgasmus-Syndrom bei 55-Jähriger"
  • iflscience.com: "Foot Orgasm Syndrome: Genitals And Feet Can Have A Curious Link In Brains" (englisch)
  • flexikon.doccheck.com: "Dysästhesie"
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