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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Belastendes Symptom Was Schwindel im Alter auslöst
Schwindel im Alter wird oft als normale Alterserscheinung abgetan. Er kann jedoch zahlreiche Ursachen haben und sollte daher immer untersucht werden.
Schwindel kann in jedem Alter auftreten. Besonders oft kommt er aber bei Seniorinnen und Senioren vor: Etwa die Hälfte aller Menschen mit Schwindel ist älter als 70 Jahre. Schätzungen zufolge sind über 30 Prozent der über 70-Jährigen durch Schwindel in ihrem Alltag eingeschränkt.
Das Symptom hat nicht selten starke Auswirkungen auf die Lebensqualität. Betroffene Personen fühlen sich etwa unsicher beim Gehen, haben Angst vor Stürzen – oder stürzen tatsächlich. Schwindel gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für Stürze im Alter.
Hält Schwindel im Alter länger an und/oder ist er sehr stark, ist ein Arztbesuch zu empfehlen. Denn wenn die Ursache gefunden ist, lässt sich in vielen Fällen etwas dagegen tun.
Bestimmte Faktoren begünstigen Schwindel im Alter
Verschiedene Störungen oder Abbauprozesse nehmen im Alter zu. Sie können die Orientierung im Raum beeinträchtigen und Schwindel begünstigen, zum Beispiel durch:
- nachlassende Sehschärfe
- Hörstörungen
- Nachlassen der Gleichgewichtsregulation und der Körperwahrnehmung
- muskuläre Schwäche in den Beinen, Verlust an Muskelmasse
- nachlassende Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems
- psychische Faktoren, etwa Angst vor Stürzen
Auch in leichter Ausprägung können mehrere dieser Faktoren in Kombination Schwindel auslösen. Die Beschwerden setzen schleichend ein. Betroffene Personen fühlen sich unsicher auf den Beinen. Oft machen sie beim Gehen kleine, tippelnde Schritte und beugen sich dabei nach vorn.
In diesem Fall ist ein Schwindel also auf mehrere Einflüsse zurückzuführen, welche im Zusammenspiel zu Beschwerden führen und im Alter häufiger vorkommen. Fachleute sprechen mitunter von einem komplexen Schwindel, weil ein Komplex aus mehreren leichten Störungen das Symptom auslöst. Durch Krankengymnastik und Gleichgewichtstraining kann ein solcher altersbedingter Schwindel in der Regel gut behandelt werden.
Wichtig zu wissen: Es gibt keine Untersuchungen, anhand derer sich ein Schwindel durch solche im Alter eher vorkommenden Prozesse eindeutig nachweisen lässt. Vielmehr handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass Ärztinnen und Ärzte erst andere Ursachen ausschließen müssen. Denn Schwindel kann durch diverse Krankheiten und Einflüsse ausgelöst werden (von denen einige eher im höheren Alter vorkommen).
Wichtiger Hinweis
Schwindel im Alter hat viele Auslöser. In diesem Artikel können nur einige davon näher ausgeführt werden.
Schwindel im Alter: Zahlreiche Ursachen möglich
Allgemein kann Schwindel ganz verschiedene Ursachen haben, etwa:
- gutartiger Lagerungsschwindel, der durch harmlose Ablagerungen im Innenohr entsteht
- plötzlicher Blutdruckabfall beim Aufstehen (orthostatischer Schwindel)
- Herzerkrankungen, bei denen der Blutfluss zum Herzen behindert ist, etwa eine koronare Herzerkrankung (KHK) oder eine Verengung der Hauptschlagader (Aortenstenose)
- Probleme mit der Halswirbelsäule (zervikogener Schwindel)
- Neuritis vestibularis, ein akuter Ausfall des Labyrinths im Innenohr, welches unter anderem für den Gleichgewichtssinn zuständig ist
- Polyneuropathie, eine Schädigung der peripheren Nerven, etwa an den Füßen
- Morbus Menière, ein anfallsartiger Drehschwindel durch zu viel Lymphflüssigkeit im Innenohr
- Migräne
- Stoffwechselstörungen
- Medikamente
- Vestibularisparoxysmie, eine seltene Erkrankung, die vermutlich entsteht, weil ein Blutgefäß auf den Gleichgewichtsnerv drückt
- Tumoren am Hör- oder Gleichgewichtsnerv
- psychische Ursachen
- Anpassung einer Brille
Auch Einflüsse wie Flüssigkeitsmangel oder große Hitze können Schwindel begünstigen.
Schwindel kann sich sehr unterschiedlich anfühlen. Zum Beispiel kann es so scheinen, als schwanke der Boden. Andere Erkrankte haben das Gefühl, alles um sie herum würde sich drehen, oder sie würden zur Seite kippen. Die Eigenschaften des Schwindels geben der Ärztin oder dem Arzt bereits erste Hinweise auf die mögliche Ursache.
Bilaterale Vestilopathie: Störung der Gleichgewichtsorgane
Im Alter tritt besonders häufig eine sogenannte bilaterale Vestilopathie auf. Bei diesem Syndrom sind die Gleichgewichtsorgane und/oder -nerven auf beiden Seiten in ihrer Funktion gestört. Die betroffene Person hat dann das Gefühl, zu schwanken (Schwankschwindel). Der Schwindel macht sich insbesondere beim Gehen auf einer unebenen Fläche oder im Dunkeln bemerkbar. Beim Fixieren von Gegenständen haben Patientinnen und Patienten den Eindruck, die Objekte würden schwanken oder zittern. Im Sitzen oder Liegen haben die Betroffenen hingegen keine Beschwerden.
Eine bilaterale Vestilopathie kann durch verschiedene Ursachen entstehen, etwa durch Medikamente, Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder einem beidseitigen Morbus Menière. Nicht selten ist jedoch kein Auslöser feststellbar.
Gutartiger Lagerungsschwindel: Im Alter wahrscheinlicher
2 von 100 Personen haben irgendwann im Leben mit gutartigem Lagerungsschwindel zu tun. Betroffen sind vor allem Personen zwischen 40 und 70 Jahren.
Der Schwindel wird bei bestimmten Bewegungen ausgelöst – etwa beim Drehen des Kopfes, beim Umdrehen im Bett, beim Aufstehen im Liegen oder beim Hinlegen. Betroffene haben dann für Sekunden oder Minuten das Gefühl, dass sich alles dreht, ähnlich wie auf einem Karussell.
Ursache sind wahrscheinlich winzige steinchenartige Ablagerungen, die sich in den sogenannten Bogengängen des Innenohrs angesammelt haben. In den Bogengängen befinden sich Sinneszellen, welche wahrnehmen, in welche Richtung sich der Kopf bewegt, und diese Informationen an das Hirn weiterleiten. Bei einer Positionsänderung können sich die Steinchen in den Bogengängen bewegen und die Sinneszellen irritieren, was zu einem Schwindelgefühl führt.
Welche Übungen bei einem gutartigen Lagerungsschwindel helfen können, lesen Sie hier.
Orthostatischer Schwindel durch Blutdruckabfall
Vor allem im höheren Alter kann es passieren, dass der Blutdruck beim Aufstehen stark abfällt. Denn mit der Zeit reagieren die Rezeptoren, die den Blutdruck steuern, nicht mehr so gut wie in jungen Jahren.
Fachleute sprechen dann von einer orthostatischen Hypotonie. Typisch bei dieser Form von Schwindel ist, dass sie Sekunden bis Minuten nach dem Aufstehen auftritt – insbesondere, wenn die Person vorher längere Zeit gelegen oder gesessen ist. Auch Beschwerden wie Benommenheit, verschwommenes Sehen, Verwirrtheit oder Ohnmacht kommen vor. Setzt oder liegt sich die Person wieder hin, verschwinden die Symptome sofort.
Ausführliche Informationen zum orthostatischen Schwindel lesen Sie hier.
Wenn Medikamente Schwindel auslösen
Im Alter steigt in der Regel die Medikamenteneinnahme – und Medikamente können Schwindel auslösen. Fachleute sprechen dann von einem arzneimittelinduzierten, also durch Arzneimittel ausgelösten Schwindel.
Nicht selten tritt Schwindel zum Beispiel bei der Einnahme von Blutdrucksenkern wie Betablockern und Sartanen auf – welche vor allem im höheren Alter häufiger zum Einsatz kommen. Insbesondere zu Beginn der Behandlung leiden manche Patientinnen und Patienten unter Schwindel.
Die Liste der Arzneimittel, die Schwindel auslösen können, ist lang. Dazu zählen neben Blutdrucksenkern zum Beispiel Mittel zur Behandlung von Epilepsie (Antikonvulsiva), Psychopharmaka, Antibiotika, Antiallergika oder Schmerzmittel. Ausführliche Informationen dazu, welche Medikamente Schwindel verursachen können, erhalten Sie hier.
Dem Schwindel auf die Spur kommen
Um herauszufinden, was den Schwindel im Alter verursacht, kann sich die betroffene Person zunächst an die hausärztliche Praxis wenden. Die Ärztin oder der Arzt wird zum Beispiel wissen wollen,
- wie lange der Schwindel schon auftritt,
- wie lange er jeweils anhält (etwa wenige Sekunden, Minuten, Stunden, Tage oder länger),
- ob der Schwindel in bestimmten Situationen auftritt, etwa beim Aufstehen oder beim Bewegen des Kopfs,
- wie sich der Schwindel anfühlt, etwa, ob er als schwankend oder drehend empfunden wird oder ob eher eine Benommenheit oder Gangunsicherheit besteht,
- ob die Person weitere Beschwerden hat, etwa Übelkeit, Erbrechen, Hörprobleme, Schmerzen, Gefühlsstörungen in den Beinen, Veränderungen des Herzschlags oder psychische Veränderungen und/oder
- ob die Person bestimmte Medikamente einnimmt.
Je nachdem, welche Ursache die Hausärztin oder der Hausarzt vermutet, wird sie oder er die Person an eine Fachärztin oder einen Facharzt überweisen – etwa an eine HNO-Praxis oder eine neurologische Praxis.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum. 14.8.2024)
- "Morbus Menière (Anfallartiger Drehschwindel)". Online-Informationen des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V.: www.hno-aerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 14.8.2024)
- "Gutartiger Lagerungsschwindel". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 4.10.2023)
- "Schwindel im Alter". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Stand: 27.7.2021)
- "Schwindel oder Benommenheit beim Aufstehen". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: September 2022)
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): "Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 053/018 (Stand: April 2018)
- Battegay, E.: "Differenzialdiagnose Innerer Krankheiten". Thieme, Stuttgart 2017
- Jahn, K., et al.: "Schwindel und Gangunsicherheit im Alter". Deutsches Ärzteblatt, Jg. 12, Heft 23, S. 378-393 (2015)