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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Risiko genitaler Infektionen Wie Lippenherpes sexuell übertragbar ist – und was schützt
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Lippenherpes zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Hier erfahren Sie, wann das Ansteckungsrisiko am höchsten ist und wie es sich senken lässt.
Lippenherpes – fachsprachlich Herpes labialis genannt – ist eine Infektion mit bestimmten sexuell übertragbaren Herpesviren: dem Herpes-simplex-Virus (HSV) Typ 1 oder 2. Beide Virustypen können grundsätzlich an jeder Körperstelle die Haut oder Schleimhäute infizieren. HSV-1 befällt jedoch vorwiegend den Mundbereich, während HSV-2-Infektionen hauptsächlich im Genitalbereich auftreten.
Nach der ersten Infektion bleiben Herpes-simplex-Viren lebenslang im Körper, wobei sie die meiste Zeit inaktiv sind. Sie können jedoch jederzeit erneut aktiv werden und an der ursprünglichen Infektionsstelle – etwa an der Lippe – zu einem Ausbruch von Herpes führen: Dann bilden sich dort die typischen Herpesbläschen, die bald verkrusten und normalerweise nach spätestens zwei Wochen wieder weg sind.
- Mehr erfahren: Wie Lippenherpes entsteht und woran Sie ihn erkennen
Wer Lippenherpes hat, kann ihn leicht weitergeben: durch direkten Kontakt (also durch Berührungen und Küssen) oder durch indirekten Kontakt (also über gemeinsam genutzte Gegenstände). Die Erreger finden sich vor allem in den Herpesbläschen und im Speichel infizierter Menschen. Somit ist Lippenherpes auch sexuell übertragbar – besonders durch Oralverkehr oder Petting – und kann auf diese Weise zu Genitalherpes führen.
Was passiert nach einer sexuellen Übertragung von Lippenherpes?
Kommt es durch sexuelle Handlungen zur Übertragung von Lippenherpes auf den Genitalbereich, können dort etwa eine Woche später Symptome einer Herpesinfektion auftreten – einschließlich der typischen Bläschen. Viele Betroffene entwickeln ein allgemeines Krankheitsgefühl, einige auch weitere Beschwerden wie einen glasigen Ausfluss, schmerzhaft geschwollene Lymphknoten in der Leiste, Gelenkschmerzen oder Schmerzen beim Wasserlassen.
Ist der Genitalherpes abgeheilt, können die Erreger – wie beim Lippenherpes – nach längerer Phase der Inaktivität wieder aktiv werden. Manche Betroffenen scheiden das Herpes-simplex-Virus dann unbemerkt über die Genitalschleimhaut aus und können es so unwissentlich beim Sex übertragen. Bei anderen bricht erneut ein Genitalherpes aus.
Solche Ausbrüche entstehen unabhängig von sexuellen Kontakten. Als mögliche Auslöser gelten etwa fieberhafte Infekte, Stress, UV-Strahlung, Verletzungen sowie Menstruation und Schwangerschaft. Genitalherpes kann auch wiederholt ausbrechen. Häufigkeit und Stärke der Ausbrüche nehmen allerdings mit der Zeit oft ab.
Die gute Nachricht: Genitale Infektionen, die durch sexuell übertragenen Lippenherpes entstanden sind, verlaufen meist unauffällig und kehren häufig nicht wieder. Gerade bei Frauen ist das Risiko für erneute Ausbrüche eher gering.
Wie hoch ist das Risiko der sexuellen Übertragung von Lippenherpes?
Lippenherpes tritt ganzjährig auf und ist weitverbreitet: In Deutschland trägt die Mehrheit der Bevölkerung seine Erreger in sich. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Infizierten: Bei Erwachsenen zwischen 40 und 50 Jahren beträgt er über 90 Prozent. Dass Lippenherpes sexuell übertragbar ist, sollten somit alle sexuell aktiven Menschen beachten.
Besonders hoch ist das Risiko der sexuellen Übertragung von Lippenherpes während eines Ausbruchs, weil der Inhalt der Herpesbläschen hochansteckend ist. Berührungen wie beim Petting und Oralsex oder auch die gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug können dann leicht zu einer genitalen Infektion führen.
- Mehr erfahren: Wann und wie lange ist Lippenherpes ansteckend?
Außerhalb eines Ausbruchs ist eine Übertragung von Lippenherpes eher unwahrscheinlich, aber nicht völlig auszuschließen. Denn selbst wer keinerlei sichtbare und spürbare Anzeichen einer Infektion zeigt, kann die Erreger ausscheiden und durch direkten oder indirekten Kontakt weitergeben.
Was senkt das Risiko der sexuellen Übertragung von Lippenherpes?
Das Risiko, Lippenherpes sexuell zu übertragen, lässt sich durch folgende Maßnahmen während eines Ausbruchs deutlich verringern:
- sich möglichst nicht an die Lippen fassen
- nach jeder Berührung der Lippen gründlich die Hände waschen
- niemanden küssen
- sexuelle Handlungen mit direktem oder indirektem Lippenkontakt vermeiden
Bei Anzeichen für Lippenherpes sollte Oralverkehr also ebenso wie Küssen tabu sein. Wichtig ist, die Schutzmaßnahmen nicht erst bei sichtbaren Herpesbläschen zu ergreifen, sondern sobald sich ein Ausbruch andeutet – und sie fortzuführen, bis alle Bläschen und Krusten vollständig abgeheilt sind. 100-prozentigen Schutz vor einer sexuellen Übertragung bietet jedoch nur sexuelle Abstinenz.
Zusätzlich können vorbeugende Maßnahmen gegen erneute Ausbrüche helfen, das Risiko der sexuellen Übertragung von Lippenherpes zu verringern. Wenn etwa bestimmte Faktoren (wie Sonnenstrahlung oder Stress) wiederholt zur Bildung von Herpesbläschen führen, ist es ratsam, diese Auslöser zu meiden oder sich entsprechend davor zu schützen.
Ansonsten sind in symptomfreien Zeiten keine besonderen Schutzmaßnahmen nötig, da dann bloß ein geringes Risiko besteht, dass die Erreger von Lippenherpes sexuell übertragbar sind. Um genitale Infektionen zu verhindern, kann es dennoch sinnvoll sein, beim Sex Kondome, Kondome für Frauen – sogenannte Femidome – oder Lecktücher zu verwenden. Sicher schützen solche Mittel jedoch nicht, da sie den Genitalbereich nur unvollständig bedecken.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 18.2.2025)
- "Herpes". Online-Informationen des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG): www.liebesleben.de (Abrufdatum: 18.2.2025)
- "Lippenherpes". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 8.1.2025)
- "Genitalherpes". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 8.1.2025)
- "Herpesvirus-Infektionen". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 6.12.2024)
- "Herpes-simplex-Virus-Infektionen". Online-Informationen von Altmeyers Enzyklopädie: www.altmeyers.org (Stand: 4.12.2024)
- "Herpes simplex". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Oktober 2024)
- "Herpes-simplex-Virusinfektionen (HSV)". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: Dezember 2023)