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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Haarausfall bei Frauen Versteckte Haarausfall-Auslöser im Shampoo erkennen
Wird die Haarpracht immer dünner, sind Frauen besorgt. Die Ursachen können vielfältig sein. Unter Umständen trägt das falsche Shampoo zum Haarverlust bei.
Shampoos sollen die Haare reinigen und im besten Fall die Haarstruktur schützen und die Kopfhaut pflegen. Doch nicht alle Shampoos tun den Haaren gut. Manche können Haarbruch fördern und Entzündungen der Kopfhaut begünstigen. Bei welchen Inhaltsstoffen man vorsichtig sein sollte.
Shampoos – Strapaze fürs Haar oder Haarpflege?
Shampoos gibt es in allen möglichen Varianten: gegen fettige, trockene, glanzlose, strohige und brüchige Haare. Sogar an die Kopfhaut wird gedacht: Gegen Juckreiz, Spannungsgefühle und Schuppen findet sich eine breite Auswahl verschiedener Hersteller. Tägliches Haarewaschen als Wellnessprogramm? Nicht immer. Manche Inhaltsstoffe können nämlich den Haaren und der Kopfhaut zusetzen.
Wann habe ich Haarausfall?
Jeder Mensch verliert täglich Haare. Auch weiß jeder, wie viele Haare ungefähr in der Bürste, im Abfluss der Dusche oder auf dem Kopfkissen zu erwarten sind. Fallen plötzlich mehr Haare als gewöhnlich aus, kann das beunruhigen. Experten sprechen von Haarausfall, wenn mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen. Ein Haarverlust von 50 bis 100 Haaren pro Tag ist normal.
Die Ursachen von Haarausfall sind verschieden. Neben genetischen Faktoren – anlagebedingter Haarausfall ist ein häufiger Auslöser für zunehmenden Haarverlust – können Stress, ein geschwächtes Immunsystem, Eisenmangel, Hormonschwankungen, Erkrankungen oder bestimmte Substanzen (etwa in Shampoos) den Haaren zusetzen.
Silikone – viel diskutierter Shampoo-Inhaltsstoff
Viele Shampoos enthalten Silikone. Erkennbar sind sie an der Endung "-one" und "-ane", etwa Dimethicone und Polysiloxane. Die Kunststoffe umhüllen das Haar, erhöhen deren Glanz, erleichtern die Kämmbarkeit und verhindern fliegende Haare. Doch Silikone stehen immer wieder in der Kritik. Denn neben ihren Vorteilen bergen sie auch mögliche Risiken für Haare und Kopfhaut. Während manche Experten den Kunststoffen einen gewissen Schutz vor Haarbruch zuschreiben, sehen andere Silikone für das Haar kritisch.
Mögliche Risiken von Silikonen in Shampoos
Silikone sollen die Haare umschließen, sodass Feuchtigkeit nicht mehr ins Haar gelangt. Die Haare sollen in der Folge trocken und spröde werden – und schließlich leichter brechen. Der pflegende Effekt der Silikone sei daher oberflächlich. Unter der Kunststoffschicht sei das Haar strapaziert – sagen Silikon-Kritiker. Und nicht nur das: Bestimmte Silikone können sich auf der Kopfhaut ablagern und eine dünne Schicht bilden. Diese kann unter Umständen Juckreiz, Schuppen und Kopfhautreizungen begünstigen.
Bei einer gereizten und entzündeten Kopfhaut ist das Risiko für Haarausfall größer als bei gesunder Kopfhaut. Wer sich mit Silikonen unwohl fühlt, kann Produkte wählen, die frei von dem Kunststoff sind. Die Verbraucherzentrale NRW e. V. empfiehlt die ToxFox App vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), um zu prüfen, ob Kosmetik Mikroplastik oder Kunststoffe enthält.
Aggressive Tenside setzen empfindlichen Haaren zu
Auch aggressive Tenside können Haare und Kopfhaut schwächen. Je stärker ein Shampoo schäumt, desto intensiver sind die Tenside und die Reinigungswirkung. Tenside helfen, Fett und Schuppen von der Kopfhaut zu lösen und die Haare zu reinigen. Sind sie zu aggressiv, können sie Haare und Kopfhaut austrocknen.
Besonders Menschen mit einer empfindlichen, trockenen Kopfhaut reagieren häufig mit Reizungen, Juckreiz und trockenen Schuppen auf Tenside wie Sodium Laureth Sulfate (SLES) und Sodium Lauryl Sulfate (SLS). Sind die Haare trocken, steigt das Risiko für Haarbruch und Frizz. Die Haare verlieren an Glanz und Elastizität. Beim Bürsten brechen sie leichter ab.
Wer merkt, dass seine Haare oder die Kopfhaut mit Trockenheit auf das Shampoo reagieren, kann es mit einem milderen Shampoo versuchen. Bioprodukte beispielsweise arbeiten mit hautfreundlichen und milden Tensiden, etwa aus Zucker. Diese schäumen entsprechend etwas weniger, doch die Reinigungswirkung ist ebenfalls gut.
Angaben des Verbrauchermagazins Ökto-Test zufolge sind Namen wie Coco-Glucoside, Decyl Glucoside, Lauryl Glucoside oder Sodium Cocoyl Glutamate "eine gute Wahl im Shampoo oder Duschgel". Viele Naturkosmetik-Shampoos enthalten zudem haarpflegende natürliche Öle, welche die Haarstruktur glätten und einem Austrocknen vorbeugen sollen.
Parabene im Shampoo – nicht empfehlenswert
Parabene wie Propyl-, Methyl- oder Butylparaben sind Konservierungsstoffe, welche das Shampoo haltbarer machen und beispielsweise vor Schimmelpilzen schützen. Allerdings steht der Inhaltsstoff in der Kritik. Parabene ahmen dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) zufolge im menschlichen Körper die Wirkung von Hormonen wie Östrogen nach. Damit hätten sie das Potenzial, das Hormonsystem zu stören. Das könne die Fortpflanzung gefährden, zu einem verfrühten Einsetzen der Pubertät führen und das Risiko erhöhen, an Brustkrebs zu erkranken.
Hinzu kommt, dass manche Menschen allergisch auf Parabene reagieren können. Das kann zu Kopfhautreizungen führen, welche die Hautschutzbarriere und das Haarwachstum stören. In zertifizierter Naturkosmetik dürfen keine Parabene eingesetzt werden. Über die App Codecheck kann man den Barcode jedes Shampoos scannen und auf mögliche Schadstoffe prüfen.
Vorsicht bei diesen Duftstoffen in Shampoos
Auch viele Duftstoffe bergen ein Allergiepotenzial. Die als allergieauslösend geltenden Duftstoffe müssen im Shampoos deklariert werden. Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V. (DAAB) sind dabei nicht alle Stoffe gleichermaßen problematisch.
Zu den hochpotenten Allergieauslösern mit hohem Sensibilisierungspotential zählen:
- Evernia Prunastri Extract (Eichenmoosextrakt)
- Evernia Furfuracea Extract (Baummoosextrakt)
- Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyde (Lyral)
- Isoeugenol (Ylang-Ylang, Muskatnussöl)
Potente Allergieauslöser mit mittlerem Sensibilisierungspotential sind etwa:
- Cinnamal (Zimtaldehyd)
- Cinnamyl Alcohol (Zimtalkohol)
- Citral (Zitronenöl, Lemongras)
- Farnesol
- Hydroxycitronellal
Zu den wenig potenten Allergieauslösern mit geringem Sensibilisierungspotential gehören:
- Alpha-Isomethyl Ionone
- Amyl Cinnamal
- Amylcinnamyl Alcohol
- Anise Alcohol
- Benzyl Alcohol
- Benzyl Benzoate
- Benzyl Cinnamate
- Benzyl Salicylate
- Butylphenyl Methylpropional
- Citronellol
- Coumarin
- Eugenol
- Geraniol
- Hexyl Cinnamal
- Limonene
- Linalool
- Methyl 2-Octynoate
Haarausfall bei der Haarpflege vermeiden: acht Tipps
Um die Haare bei der Haarpflege zu schützen, können Sie zudem acht Tipps beherzigen:
- Waschen Sie die Haare mit lauwarmem Wasser gründlich aus. Zu viel Hitze trocknet die Kopfhaut aus. Shampoorückstände im Haar stören die Hautbalance.
- Häufiges Haarewaschen strapaziert die Haarstruktur. Waschen Sie die Haare nicht jeden Tag, um den natürlichen Schutzmantel von Kopfhaut und Haaren zu unterstützen. Meist reicht es, die Haare alle drei Tage zu waschen.
- Rubbeln Sie die Haare nicht mit dem Handtuch trocken. Das begünstigt Haarschäden.
- Nutzen Sie eine milde Haarspülung oder Kur, um Ihre Haare immer wieder mit einem Plus an Pflege zu versorgen und die Kämmbarkeit zu verbessern. Das hilft, Haarbruch vorzubeugen.
- Föhnen Sie die Haare nicht zu heiß. Die Hitze entzieht den Haaren Feuchtigkeit. Sie werden trocken und spröde – und brechen leichter ab.
- Tragen Sie lockere Frisuren. Bei strengen, festen Frisuren wirken oft enorme Zugkräfte auf die Haarwurzeln. Ist der Zug zu stark, können sich die Haarwurzeln lösen. Experten sprechen von Traktionsalopezie.
- Seien Sie sparsam mit Haargelen und -sprays. Diese können das Haar unter Umständen austrocknen und Haarbruch begünstigen.
- Verzichten Sie auf das Haarefärben. Beim Färben kommt viel Chemie zum Einsatz, die Haaren und Kopfhaut zusetzen kann. Auch das Allergierisiko ist erhöht.
Verbessert sich der Haarausfall trotz Umstellung auf ein anderes Shampoo nicht, sollten Betroffene eine hautärztliche Praxis aufsuchen. Die Ursachen von Haarausfall können vielfältig sein. Eine Untersuchung von Haaren und Kopfhaut oder ein Bluttest, beispielsweise auf einen Nährstoffmangel, gibt Aufschluss. Möglicherweise steckt eine genetische Ursache hinter dem Haarverlust, oder auf der Kopfhaut hat sich ein Pilz eingenistet. Bei einer allergischen Reaktion kann ein Allergietest helfen, den Allergenen auf die Spur zu kommen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- daab.de: "Duftstoffe als Kontaktallergene". Online-Information des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e. V. (DAAB). (Stand: Aufgerufen am 25 November 2024)
- codecheck.info: "Besser einkaufen, besser leben". Online-Informationsportal von Codecheck. (Stand: Aufgerufen am 25. November 2024)
- verbraucherzentrale.de: "Mikroplastik und Kunststoffe in Kosmetik und im Meer". Online-Information der Verbraucherzentrale NRW e. V. (Stand: 12. August 2024)
- oekotest.de: "Tenside: Welche reinigen überwiegend sanft?" Online-Information von Öko-Test. (Stand: 26. Februar 2024)
- gesundheitsinformation.de: "Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 2. Januar 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Kontaktallergie". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 12. Juli 2023)
- aerztezeitung.de: "Was hinter dem Haarausfall bei Stress stecken könnte" Online-Information der Ärztezeitung. (Stand: 15. August 2021)
- bund.de: "Parabene im Lidschatten". Online-Information des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) (Stand: 16. September 2020)
- verbraucherfenster.hessen.de: "Haarausfall – hat die Ernährung darauf Einfluss?" Online-Information des Verbraucherfensters Hessen. (Stand: Januar 2020)
- allergieinformationsdienst.de: "Kontaktallergie – Was ist das?". Online-Information des Allergie-Informationsdienstes am Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. (Stand: 2018)