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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jede dritte Frau betroffen Wenn die Hormone am Haarausfall schuld sind
Haarausfall bei Frauen ist keine Seltenheit. Schätzungen zufolge ist jede dritte Frau einmal in ihrem Leben von Haarausfall betroffen.
Die Ursachen von Haarausfall sind unterschiedlich. Unter anderem können Immunprozesse und Stress eine Rolle spielen, ebenso genetische und hormonelle Einflüsse. Hormonelle Einflüsse kommen besonders bei Frauen nach einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren zum Tragen. Dann bemerken Frauen häufig einen verstärkten Haarverlust.
Mehr Haare in der Bürste – wann spricht man von Haarausfall?
Sind plötzliche mehr Haare im Abfluss oder in der Bürste als gewohnt, wird manche Frau nervös: "Habe ich Haarausfall?", fragt sie sich besorgt. Doch ab welchem Haarverlust hat man Haarausfall? Ein Haarverlust von bis zu 100 Haaren pro Tag ist normal. Wie viele Haare ein Mensch am Tag verliert und ab wann er den Verlust als Haarausfall empfindet, ist individuell.
"Ob die Menge der verlorenen Haare als Haarausfall wahrgenommen wird, ist abhängig vom persönlichen Haarumsatz und vom persönlichen Empfinden", sagt Dr. Uwe Schwichtenberg, Hautarzt aus Bremen und Mitglied im Vorstand des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). "Haarausfall lässt sich nicht allein an der Zahl der ausgehenden Haare diagnostizieren. Es spielt immer das subjektive Empfinden der betroffenen Frau und der Vergleich mit der bisherigen Norm mit hinein."
Androgenetische Alopezie: Haarwurzeln reagieren empfindlich auf Sexualhormone
Laut dem Haarexperten gehört genetisch bedingter Haarausfall, auch androgenetische Alopezie genannt, zu den häufigen Ursachen für Haarausfall bei Frauen. Diese Form des Haarausfalls ist genetisch vorbestimmt. Ursache der androgenetischen Alopezie ist eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber männlichen Sexualhormonen (Androgenen). Die Haare können verstärkt ausfallen und/oder unzureichend nachwachsen.
Die Empfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Androgenen verstärkt sich oft mit zunehmendem Alter. Rückgängig machen lässt sich der durch die Hormoneinwirkung verursachte Schaden an den Haarfollikeln nicht. Daher ist eine frühe Diagnose und Behandlung so wichtig, um weiteren Haarverlust zu verhindern.
"Die Haarfollikel, die bereits untergegangen sind, können künftig keine neuen Haare mehr bilden. Frauen müssen in der Regel zwar keine Glatze befürchten, wie es bei Männern meist der Fall ist. Dennoch kann der Haarausfall deutlich sichtbar sein, vor allem am Haaransatz und an der Scheitelregion, und die betroffene Frau stark belasten", sagt Schwichtenberg. Ungefähr 20 Prozent der Frauen entwickeln im Laufe ihres Lebens einen anlagebedingten Haarausfall.
Diffuser Haarausfall tritt oft in Schwangerschaft und Wechseljahren auf
Die hormonellen Veränderungen im Körper der Frau während und nach einer Schwangerschaft sowie in den Wechseljahren wirken sich ebenfalls häufig auf das Haarwachstum aus. Dabei handelt es sich in der Regel um diffusen Haarausfall, der durch allgemein lichter werdendes Haar gekennzeichnet ist. Die gute Nachricht ist:
Liegt diffuser Haarausfall vor, reguliert sich das Haarwachstum nach einigen Monaten normalerweise wieder und die Haare wachsen wie gewohnt nach. Oft zeigt sich der Haarausfall etwa drei bis sechs Monate nach der hormonellen Umstellung im Körper. So gehen beispielsweise vielen Frauen einige Monate nach der Geburt ihres Kindes die Haare vermehrt aus. Auch die Wechseljahre sind eine Einflussgröße. Wie der Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF) mitteilt, leidet jede zweite Frau in den Wechseljahren unter Haarausfall.
Zur Person
Dr. med. Uwe Schwichtenberg ist Facharzt für Dermatologie und Allergologie und leitender Arzt der Derma Nord Hautarztpraxen in Bremen. Dr. Schwichtenberg ist Mitglied des Bundesvorstandes des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) sowie Redakteur und Experte auf "www.haarerkrankungen.de".
"Diffuser Haarausfall kann verschiedene Ursachen haben, darunter Stress, Eisenmangel, eine Mangelernährung oder eben hormonelle Einflüsse. Auch hormonelle Störungen, wie sie bei einer Schilddrüsenerkrankung, etwa einer Schilddrüsenunterfunktion, vorzufinden sind, können Haarverlust verursachen. Ebenso bemerken Frauen bei der Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln oder einer Umstellung des Verhütungsmittels häufig vorübergehenden Haarausfall."
Kreisrunder Haarausfall: Angriff des Immunsystems auf die Haarwurzeln
Beim kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) verlieren die Betroffenen innerhalb weniger Wochen in einzelnen Bereiches des Kopfes büschelweise Haare, sodass einzelne kahle Stellen bis hin zum kompletten Haarverlust (Alopecia areata universalis) entstehen. Ursache ist ein Angriff des Immunsystems auf die Haarwurzel. Experten vermuten eine Fehlreaktion der Immunabwehr, die zu einer Entzündung der Haarwurzel und in der Folge zu Haarverlust führt.
Kreisrunder Haarausfall tritt manchmal in Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise der Hashimoto-Thyreoiditis auf. Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Autoimmunentzündung der Schilddrüse, bei der Antikörper die Zellen der Schilddrüse angreifen, was zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt. Weitere Autoimmunerkrankungen, die mit kreisrundem Haarausfall in Zusammenhang stehen können, sind der Vitiligo und der Diabetes.
In vielen Fällen wachsen die Haare nach einem halben Jahr bis Jahr wieder nach. Der Haarausfall kann aber jederzeit wieder auftreten.
Was können Frauen tun, um das Haarwachstum zu unterstützen?
Der hormonelle Einfluss von genetisch bedingtem Haarausfall lässt sich nur stoppen, wenn dieser zu einem sehr frühen Zeitpunkt diagnostiziert und behandelt wird. Es können nur die Haare gerettet werden, deren Haarfollikel noch nicht untergegangen ist. Das Ziel der Therapie, bei der lokal aufzutragende Medikamente Anwendung finden, ist daher, die noch vorhandenen Follikel zu retten. "Die Therapie der androgenetischen Alopezie ist eine Langzeittherapie. Setzt die Frau das Medikament ab, setzt auch der Haarausfall wieder ein", erklärt der Dermatologe.
Bei diffusem Haarausfall reguliert sich das Haarwachstum nach einigen Monaten in der Regel von selbst wieder. Betroffene Frauen können ihr Haarwachstum unterstützen, indem sie auf eine ausreichende Eisenzufuhr über die Ernährung achten. Ein Arzt kann abklären, ob der Eisenmangel so ausgeprägt ist, dass dieser medikamentös behandelt werden muss. Eisenmangel ist laut dem Experten die häufigste Ursache für diffusen Haarausfall bei jungen Frauen, unter anderem ausgelöst durch starke Monatsblutungen, Schwangerschaften, strenge Diäten oder eine vegane Ernährung.
"Haben junge Frauen Haarausfall, sollte immer der Eisenspeicher im Körper kontrolliert und die Ernährung im Allgemeinen angeschaut werden. Sind die Eisenspeicher gefüllt, ist es ratsam, die Schilddrüse untersuchen zu lassen und genetische Einflüsse abklären. Auch ein Blick auf die Verhütungsmethode kann sich lohnen, ebenso auf das persönliche Stresslevel. Man geht davon aus, dass ein anhaltend erhöhter Cortisolspiegel das Haarwachstum stören kann."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- gesundheitsinformation.de: "Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 2. Januar 2023)
- bvdd.de: "Wenn Hormone das Haarwachstum stören". Online-Information des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). (Stand: 21. Juni 2019)
- aerztezeitung.de: "Was hinter dem Haarausfall bei Stress stecken könnte". Online-Information der Ärztezeitung. (Stand: 15. August 2021)
- bfr.de: "Fragen und Antworten zu Eisen in Lebensmitteln". Online-Information (PDF) des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). (Stand: Dezember 2008)
- verbraucherfenster.hessen.de: "Haarausfall – hat die Ernährung darauf Einfluss?" Online-Information des Verbraucherfensters Hessen. (Stand: Januar 2020)
- endokrinologen.de: "Haarausfall (Alopezie)". Online-Information des Deutschen Endokrinologischen Versorgungszentrums (DEVZ). (Stand: Aufgerufen am 17. August 2023)
- frauenaerzte-im-netz.de: "Jede zweite gesunde Frau leidet in den Wechseljahren unter Haarausfall". Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (BVF). (Stand: 25. April 2022)
- bvz-info.de: "Haarausfall bei Frauen". Online-Information des Bundesverbands der Zweithaar-Spezialisten e. V. (BVZ). (Stand: Aufgerufen am 17. August 2023)
- apotheken-umschau.de: "Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata): Symptome, Therapie". Online-Information von Apotheken-Umschau. (Stand: 17. April 2018)