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Juckreiz am ganzen Körper ohne Ausschlag: Welche Erkrankung es sein kann


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Ärztlich abklären lassen
Überall Juckreiz ohne Ausschlag: Was das bedeutet


Aktualisiert am 16.05.2023Lesedauer: 4 Min.
Frau kratzt sich am ArmVergrößern des Bildes
Wenn Juckreiz am ganzen Körper auftritt und kein Ausschlag sichtbar ist, kann dies viele Ursachen haben. (Quelle: AndreyPopov/getty-images-bilder)
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Hinter Juckreiz am ganzen Körper, der ohne Ausschlag einhergeht, stecken oft innere Erkrankungen – etwa der Leber. Welche Ursachen infrage kommen.

Juckreiz betrifft keineswegs immer nur eine bestimmte Hautstelle: Er kann auch am ganzen Körper spürbar sein In manchen Fällen ist er mit Ausschlag verbunden, in anderen sieht die Haut – abgesehen von möglichen Kratzspuren – unverändert aus.

Wenn Juckreiz mehr oder weniger überall auftritt und kein Ausschlag sichtbar ist, sind häufig Erkrankungen die Ursache, die den ganzen Organismus betreffen (systemische Erkrankungen). Manchmal jucken dabei einige Körperbereiche mehr als andere.

Mehr wissen

Der medizinische Begriff für Juckreiz lautet Pruritus. Betrifft Juckreiz den ganzen Körper, sprechen Fachleute von einem generalisierten Pruritus. Sind bei Juckreiz keine Hautveränderungen sichtbar, bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner dies als Pruritus sine materia.

Ursachen im Überblick

Mögliche Ursachen für Juckreiz am ganzen Körper ohne Ausschlag sind:

  • Erkrankungen von Galle und Leber
  • Erkrankungen der Nieren
  • trockene Haut, insbesondere im Alter
  • Reaktionen auf Medikamente
  • Erkrankungen des Blutes
  • bösartige Tumoren
  • Hormon- und Stoffwechselerkrankungen
  • Kontakt mit reizenden Stoffen
  • psychische Erkrankungen
  • Mangelernährung
  • Infektionen, etwa eine HIV-Infektion
  • Schwangerschaft

Wichtiger Hinweis

Juckreiz kann sehr viele Ursachen haben. In diesem Artikel kann daher nur auf einige davon eingegangen werden.

Juckreiz bei Leber-, Gallen- und Nierenerkrankungen

Juckreiz ohne Ausschlag kann im Rahmen eines Gallestaus (Cholestase) entstehen. Die Leber bildet fortlaufend Gallenflüssigkeit. Diese wird entweder in der Gallenblase zwischengespeichert oder gerät über die Gallenwege in den Dünndarm. Bei einer Cholestase kann die Galle jedoch nicht oder nicht ausreichend in den Dünndarm abfließen, sodass sie sich staut. Bestimmte Hautpartien können dabei stärker jucken andere.

Der Juckreiz ist häufig das erste Symptom, das auf eine Leber- oder Gallenerkrankung hinweist. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel:

  • primär biliäre Cholangitis und primär sklerosierende Cholangitis, zwei seltene Erkrankungen, die mit einer Gallenwegsentzündung einhergehen
  • eine Leberentzündung (Hepatitis)
  • Leberschädigungen durch Medikamente
  • Verengungen der Gallenwege außerhalb der Leber, etwa durch einen Gallenstein

Neben Juckreiz am ganzen Körper kann ein Gallestau weitere Symptome verursachen. Dazu zählt insbesondere eine Gelbfärbung der Haut und Augen.

Mehr wissen

Warum Leber- oder Gallenerkrankungen manchmal zu Juckreiz führen, ist nicht genau bekannt. Fachleute vermuten, dass die Konzentration der Gallensalze eine Rolle spielen könnte, aber auch bestimmte körpereigene Stoffe.

Chronische Nierenerkrankungen können ebenfalls Hauttrockenhaut und Juckreiz am ganzen Körper verursachen, insbesondere bei einer fortgeschrittenen Nierenschwäche. Können die Nieren das Blut nicht mehr ausreichend reinigen, sammeln sich verschiedene Stoffwechselprodukte im Körper an (Urämie), was vermutlich den Juckreiz auslöst. Wie genau, ist jedoch unklar. Häufig handelt es sich um ein dauerhaftes Jucken, bei dem kein Ausschlag zu sehen ist.

Juckreiz durch trockene Haut

Ist die Haut zu trocken, kann ein Juckreiz am ganzen Körper die Folge sein kann. Dieser geht typischerweise nicht mit Ausschlag einher.

Besonders häufig tritt dieser bei Menschen im hohen Alter auf (Pruritus senilis). Dies ist unter anderem damit zu erklären, dass die Produktion der Schweiß- und Talgdrüsen im Alter abnimmt. Juckreiz im Alter kann jedoch viele weitere Ursachen haben und sollte daher immer ärztlich abgeklärt werden.

Juckreiz am ganzen Körper durch Medikamente

Bestimmte Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen lösen bei manchen Personen Juckreiz am ganzen Körper aus. Dazu zählen zum Beispiel:

  • ACE-Hemmer, etwa zur Behandlung von Bluthochdruck
  • Bleomycin zur Therapie von Krebserkrankungen
  • bestimmte Antibiotika
  • Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR)
  • Chinidin zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen
  • Opiate wie Morphin zur Behandlung von Schmerzen
  • Chloroquin zur Therapie von Malaria

Mitunter ist zusätzlich auch ein Ausschlag zu sehen. Meist verschwindet der Juckreiz wieder, wenn die Medikamente abgesetzt wurden.

Juckreiz am ganzen Körper durch Erkrankungen des Bluts

Im Rahmen bestimmter Bluterkrankungen kann ebenfalls am ganzen Körper ein Juckreiz zu spüren sein – mit oder ohne Ausschlag. Denkbare Ursachen sind zum Beispiel:

  • Polycythaemia vera, eine seltene Erkrankung der blutbildenden Zellen im Knochenmark
  • Leukämie
  • Krebserkrankungen des lymphatischen Systems (maligne Lymphome)
  • multiples Myelom, eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks

Wichtiger Hinweis

Hinter Juckreiz am ganzen Körper steckt nur selten eine bösartige Erkrankung. Dennoch sollten Personen, die unter Juckreiz leiden, diesen sicherheitshalber ärztlich abklären lassen.

Auch im Rahmen einer Eisenmangelanämie kann es zu Juckreiz mit trockener Haut kommen, während ein Ausschlag fehlt.

Juckreiz bei Hormon- und Stoffwechselkrankheiten

Bei verschiedenen Hormon- beziehungsweise Stoffwechselkrankheiten kann Juckreiz am ganzen Körper entstehen, etwa bei

  • Diabetes mellitus,
  • einer Schilddrüsenüberfunktion,
  • Hämochromatose, eine Erkrankung, bei der sich Eisen im Körper anlagert, oder bei
  • erhöhten Harnsäurewerten (Hyperurikämie).

Juckreiz in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft leiden viele Frauen unter Juckreiz. In den meisten Fällen ist er auf trockene Haut oder auf die zunehmende Dehnung des Bauchs zurückzuführen. Typisch ist dann, dass der Juckreiz ohne Ausschlag auftritt. Vermutlich ist auch die hohe Konzentration an Schwangerschaftshormonen für die Neigung zum Juckreiz verantwortlich.

Juckreiz am ganzen Körper: Weitere Ursachen

Es gibt viele weitere mögliche Ursachen für Juckreiz am ganzen Körper ohne Ausschlag. Zum Beispiel können Metallstaub, Glaswolle oder Staub das Symptom auslösen. Auch verschiedene Infektionskrankheiten können mit Juckreiz einhergehen, etwa eine HIV-Erkrankung. Zudem können neurologische Erkrankungen wie eine Polyneuropathie Juckreiz und Kribbeln verursachen.

Nicht zuletzt kann Juckreiz am ganzen Körper psychisch bedingt sein, etwa durch Angst oder Stress. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ein Sonderfall ist der sogenannte Dermatozoenwahn: Betroffene sind überzeugt davon, ihr Körper sei von Parasiten befallen, und nehmen ein Kribbeln und Juckreiz wahr. Ein Dermatozoenwahn kann zum Beispiel die Folge einer psychischen Störung oder hirnorganischen Störung sein, aber auch durch Drogen verursacht werden.

Arztbesuch bringt Gewissheit

Hält der Juckreiz länger als zwei Wochen an und/oder kommen weitere Beschwerden hinzu, sollten Betroffene dies von einer Ärztin oder einem Arzt abklären lassen. Ein früherer Arztbesuch ist erforderlich, wenn starke Symptome wie zum Beispiel eine Gelbfärbung der Haut auftreten. Auch bei Gewichtsverlust, Mattigkeit oder Nachtschweiß ist es ratsam, zeitnah einen Arzttermin zu vereinbaren.

Da ein Juckreiz am ganzen Körper ohne Hautausschlag sehr viele Ursachen haben kann, wird die Ärztin oder der Arzt die betroffene Person zunächst nach ihren genauen Beschwerden fragen. Zum Beispiel wird sie oder er wissen wollen, ob

  • der Juckreiz in bestimmten Situationen besonders stark oder schwach ist (etwa nachts).
  • die Person bestimmte Medikamente einnimmt.
  • bestimmte Vorerkrankungen bekannt sind.
  • die Person weitere Beschwerden bemerkt hat, etwa Gewichtsabnahme, Fieber oder Nachtschweiß.

Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei wird die Ärztin oder der Arzt die Haut auf Kratzspuren, Trockenheit und sonstige Auffälligkeiten untersuchen sowie die Lymphknoten und wichtige Organe wie Leber und Milz abtasten.

Anhand eines Blutbilds lassen sich die wahrscheinlichsten Auslöser des Juckreizes eingrenzen. Hinweise auf die mögliche Ursache geben unter anderem

  • die Entzündungswerte,
  • die Zusammensetzung der Blutkörperchen,
  • der Blutzuckerwert,
  • die Leber, Nieren- und Harnsäurewerte,
  • die Schilddrüsenwerte,
  • das Gesamteiweiß und
  • die Natrium-, Kalium- und Kalziumwerte.

Außerdem können eine Urin- und eine Stuhlprobe, ein Ultraschall des Bauchraums und der Lymphknoten und eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs sinnvoll sein.

Haben sich auffällige Befunde ergeben, sind weitere Untersuchungen nötig. Welche, richtet sich danach, welche Ursache die Ärztin oder der Arzt vermutet. Davon ist auch die Behandlung abhängig.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Brand, H., Kremer, A.:" Systemischer Pruritus: Was gibt es Neues in Diagnostik und Therapie?" Die Dermatologie, Jg. 73, Nr. 8, S. 600-608 (2022)
  • Ständer, S., et al.: "S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus". AWMF-Leitlinienregister-Nr. 013/048 (Stand: 2021)
  • "Juckreiz". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: April 2021)
  • "Pruritus nephrogener". Online-Informationen von Altmeyers Enzyklopädie: www.altmeyers.org (Stand: 20.1.2020)
  • " Pruritusambulanz: Wenn das Jucken kein Ende nimmt". Deutsches Ärzteblatt, Jg. 116, Nr. 11, S. 26-32 (2019)
  • "Juckreiz bei Leber- und Gallenerkrankungen". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 16.1.2019)
  • Hahn, J.: "Checkliste Innere Medizin". Thieme, Stuttgart 2018
  • Füeßl, H., Middecke, M.: "Duale Reihe Anamnese und klinische Untersuchung". Thieme, Stuttgart 2018
  • "Juckreiz in der Schwangerschaft". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 18.8.2018)
  • Moll, I.: "Duale Reihe Dermatologie". Thieme, Stuttgart 2016
  • Baenkler, H., et al.: "Kurzlehrbuch Innere Medizin". Thieme, Stuttgart 2015
  • Möller, H., et al: "Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie". Thieme, Stuttgart 2015
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