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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Risiko Brustkrebs Wie gefährlich ist eine große Brustdichte?
Eine hohe Brustdichte zu haben, ist nicht ungewöhnlich: Etwa die Hälfte der Frauen über 40 Jahren ist davon betroffen. Ist dadurch das Krebsrisiko erhöht?
Inhaltsverzeichnis
"Habe ich ein dichtes Brustgewebe und wenn ja: Muss ich öfter meine Brust abtasten oder brauche ich engmaschigere Kontrollen?", sind Fragen, die sich Frauen mit einer sogenannten dichten Brust stellen. Doch wie beeinflusst die Brustdichte das Brustkrebsrisiko? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wann ist eine Brust "dicht"?
Die weibliche Brust setzt sich aus Drüsen-, Fett- und Bindegewebe zusammen. Von einer hohen Brustdichte sprechen Gynäkologen und Krebsexperten, wenn die Brust einen hohen Anteil an Drüsen- und Bindegewebe hat und der Fettanteil gering ist. Es gibt verschiedene Einteilungen der Brustdichte. Das American College of Radiology (ACR) stuft das Brustgewebe in folgende Kategorien ein:
- Kategorie 1: Die Brust besteht überwiegend aus Fettgewebe. Die Brustdichte ist sehr niedrig.
- Kategorie 2: Die Brust enthält einen großen Anteil Fettgewebe und vereinzelte Bereiche mit Drüsen- und Bindegewebe.
- Kategorie 3: Die Brust enthält mehr Drüsen- und Bindegewebe als Fettgewebe.
- Kategorie 4: Die Brust besteht fast vollständig aus Drüsen- und Bindegewebe. Das Brustgewebe ist extrem dicht.
Wie fühlt sich dichtes Brustgewebe an?
Welche Brustdichte die eigene Brust hat, lässt sich nicht zuverlässig ertasten. "Die Brustdichte lässt sich nur mit Hilfe bildgebender Verfahren beurteilen, etwa bei der Mammografie durch Röntgenstrahlen", sagt Susanne Weg-Remers. Sie ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg und steht in engem Kontakt mit Brustkrebspatientinnen.
Zur Person
Dr. Susanne Weg-Remers
Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet.
"Drüsen- und Bindegewebe absorbiert die Strahlung und wird auf dem Röntgenbild hell dargestellt. Fettgewebe ist strahlendurchlässig und wird dunkel dargestellt." Viele helle Flächen zeigen damit ein dichtes Brustgewebe an, vermehrte dunkle Flächen ein weniger dichtes.
Wie hoch ist das Brustkrebsrisiko bei dichtem Brustgewebe?
Die Brustdichte ist nur einer von verschiedenen Risikofaktoren für Brustkrebs. Die Hauptrisikofaktoren für Brustkrebs sind das Alter und die genetische Veranlagung. Hinzu kommen Übergewicht, Rauchen und hormonelle Faktoren. Der Einfluss der Beschaffenheit des Brustgewebes ist relativ gering. "Das Brustkrebsrisiko, das Frauen mit einem dichten Brustgewebe haben, ist zwei bis vierfach höher als bei Frauen mit einem weniger dichten Brustgewebe", so Weg-Remers.
Im Durchschnitt erkranken etwa 25 von 1.000 fünfzigjährigen Frauen in den nächsten zehn Jahren an Brustkrebs. Bei einer Brustdichte der Kategorie 1 gehen Schätzungen von 10 von 1.000 Frauen aus. Bei einer Brustdichte der Kategorie vier sind es den Schätzungen zufolge 32 von 1.000. Bei einer Brustdichte der Kategorie 3 – also bei den meisten Frauen mit hoher Brustdichte – liegt das Risiko mit 27 von 1.000 Frauen nur leicht über dem Durchschnittsrisiko aller Frauen. Bisherige Studien lassen bei Frauen mit hoher Brustdichte zudem kein erhöhtes Risiko erkennen, an Brustkrebs zu sterben.
Warum erhöht eine dichte Brust das Brustkrebsrisiko?
Der Grund für ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bei dichtem Brustgewebe liegt im Drüsengewebe. Eine Brust mit viel Drüsengewebe enthält mehr Zellen, die im Laufe des Lebens entarten und zu Brustkrebs werden können. Hinzu kommt, dass es bei dichtem Brustgewebe schwieriger ist, bösartige Tumoren in Röntgenuntersuchungen zu erkennen. Bei hoher Brustdichte – besonders der Kategorie 4 – ist es für Ärzte schwerer, im Röntgenbild Brustkrebs zu entdecken, da dichtes Brustgewebe auf dem Röntgenbild ebenso weiß wie ein Tumor aussehen kann.
Da Ärzte um dieses Risiko wissen, werden die Geräte zur Mammografie so eingestellt, dass sie auch bei einer hohen Brustdichte möglichst gute Bilder zeigen. Dennoch: Werden bei Frauen mit einem Brustgewebe der Kategorie 1 nahezu alle Tumoren in der Früherkennungs-Mammografie erkannt, sind es bei Frauen der Kategorie 4 etwa 50 Prozent.
Sollen Frauen mit dichtem Brustgewebe öfter abtasten?
"Die Tastuntersuchung der Brust ist für alle Frauen sinnvoll – unabhängig von der Brustdichte", sagt Weg-Remers. Frauen wird empfohlen, einmal im Monat die Brust abzutasten – möglichst eine Woche nach dem Beginn der letzten Periode. Dann ist die Brust besonders weich und Veränderungen lassen sich gut fühlen. Am besten geht das Abtasten unter der Dusche. Die Wärme entspannt das Gewebe zusätzlich, Wasser und Duschgel erleichtern das Gleiten über die Haut. Aufmerksam werden sollten Frauen bei:
- tastbaren Knoten in der Brust
- Veränderungen der Brustwarzen, etwa Einziehungen und Einsenkungen, Sekret-Absonderungen oder Entzündungen
- einem neu auftretenden Brustgrößenunterschied
- Hautauffälligkeiten wie Großporigkeit oder Rötungen
- Schwellungen in der Achselhöhle.
Engmaschigere Untersuchungen beim Arzt oder vermehrtes Abtasten sind laut der Krebsexpertin bei Frauen mit einem dichteren Brustgewebe nach derzeitigem Kenntnisstand nicht notwendig. "Das Brustkrebsrisiko bei dichtem Brustgewebe ist im Vergleich zu einem weniger dichten Gewebe nur gering höher. Frauen müssen deswegen nicht besorgt sein oder vermehrte Untersuchungen durchführen lassen. Das ist dann ratsam, wenn in der Familie ein hohes Brustkrebsrisiko besteht und genetische Marker für Brustkrebs gefunden wurden."
Ultraschalluntersuchung als Ergänzung zur Mammografie?
In Deutschland wird allen Frauen zwischen 50 und 69 alle zwei Jahre eine kostenlose Mammografie zur Krebsfrüherkennung angeboten. Manchmal bieten Ärzte Frauen mit hoher Brustdichte zusätzlich zur Mammografie eine Ultraschalluntersuchung der Brust oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) an. Diese zusätzlichen Untersuchungen sollen helfen, Tumoren zu entdecken, die in der Mammografie möglicherweise übersehen wurden.
Diese Zusatzuntersuchungen sind bislang kein Bestandteil der Früherkennungsuntersuchungen, da nicht klar ist, ob sie sinnvoll sind. So ist es unklar, ob Frauen mit hoher Brustdichte durch sie tatsächlich einen Nutzen haben oder durch falschen Alarm und Überdiagnosen nicht zusätzlich belastet werden. Daher gilt: Frauen, die sich für Ultraschall oder Mammografie als zusätzliche Untersuchung entscheiden, müssen die Kosten selbst tragen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview mit Dr. Susanne Weg-Remers
- Brustkrebs: Diagnose, Therapie und Nachsorge. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: Aufgerufen am 28. November 2024)
- Brustkrebs. Online-Information der Stiftung Deutschen Krebshilfe. (Stand: Aufgerufen am 28. November 2024)
- Brustkrebs. Welche Rolle spielt die Brustdichte? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 22. März 2022)
- Interdisziplinäre S3-Leitline für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. AWMF-Registernummer 032-045OL. (PDF, Stand: Juni 2021)
- Brustkrebs. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 12. Juli 2017)
- Gutartige Veränderungen in der Brust. Harmlos oder Warnzeichen? Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: 19. November 2017)