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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schwere Erschöpfung Was gegen Fatigue bei Brustkrebs hilft

Krebspatienten sind häufig von Fatigue betroffen. Plötzlich sind die Akkus leer und nichts geht mehr. Woher kommt die tiefe Erschöpfung – und was hilft?
Die Symptome des Fatigue-Syndroms sind eine häufige Begleiterscheinung einer Krebserkrankung sowie der Krebstherapie. Die extreme Erschöpfung, die Kraftlosigkeit und fehlende Regeneration beeinträchtigen die Lebensqualität Betroffener enorm. Was gegen die Energielosigkeit der sogenannten krebsassoziierten Fatigue helfen kann.
Fatigue und Krebs: Krebstherapie zehrt an den Kräften
Die Diagnose Brustkrebs ist für die meisten betroffenen Frauen ein großer Schock: Sie macht Angst und der Umgang mit ihr kostet viel Energie. Mit Beginn der Krebsbehandlung werden die Energie-Akkus weiter geleert. Die eingesetzten Brustkrebstherapien können dem Körper auf vielfältige Weise Kraft entziehen. Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Entzündungen, Fieber, Hautprobleme, Schwellungen, Haarausfall, Blutarmut, Schmerzen, aber auch Konzentrationsschwierigkeiten, starke Müdigkeit und Erschöpfung sind nur einige Beispiele möglicher Nebenwirkungen der Krebsbehandlung.
Die Fatigue, abgeleitet vom lateinischen Wort fatigatio (Ermüdung, Erschöpfung) gehört zu den häufigsten Beschwerden, die Krebsbetroffene belasten – während und auch im Anschluss an die Krebstherapie. Betroffene fühlen sich, als hätte man ihnen "den Stecker gezogen". Es fehlt die Kraft in einer Situation, in der sie so viel Kraft brauchen.
Fatigue während der Krebstherapie am intensivsten
Die Fatigue ist während und kurz nach der Krebstherapie am stärksten ausgeprägt. Die extreme körperliche, emotionale oder geistige Erschöpfung betrifft etwa 70 bis 90 Prozent der Krebspatienten während der Behandlung. Nach Abschluss der Behandlung verbessern sich die Beschwerden der sogenannten akuten Fatigue in der Regel nach einigen Wochen bis Monaten. Allerdings gibt es Betroffene, die auch lange Zeit nach der Behandlung mit Erschöpfung zu kämpfen haben – selbst dann, wenn sie als geheilt gelten: Rund ein Drittel leidet auch noch Monate bis Jahre nach Abschluss der Therapie unter Fatigue. Mediziner sprechen dann von chronischer Fatigue.
Fatigue – Zustand extremer Müdigkeit
Bei der tumorassoziierten Fatigue handelt es sich um eine extreme Müdigkeit, die während einer Krebserkrankung auftritt. Selbst einfache Alltagsaufgaben wie Duschen, Anziehen oder Treppensteigen können als unüberwindbare Hürde erscheinen und erfordern im Anschluss längere Erholungsphasen. Doch diese Erholungsphasen können den Betroffenen keine neue Energie zurückgeben. Selbst nach ausreichend Schlaf und wenn sie sich schonen, fühlen sich Betroffene kraftlos. Diese Kraftlosigkeit betrifft nicht nur den Körper, sondern auch die mentale Leistungsfähigkeit.
Die Fatigue umfasst eine Reihe verschiedener Symptome:
- körperliche Schwäche
- verstärktes Schlafbedürfnis
- anhaltende Müdigkeit
- Gefühl schwerer Gliedmaßen
- fehlender Appetit
- verringerte Belastbarkeit
- mentale Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Verlust der Lebensfreude
- Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
- emotionale Instabilität
- Antriebs- und Interesselosigkeit
- Gefühle wie Frust, Traurigkeit und Reizbarkeit
Warum Fatigue bei Brustkrebs?
Eine Ursache der Fatigue bei Krebspatientinnen mit Brustkrebs ist zum einen die Krebserkrankung selbst, die den Körper schwächt. So können etwa Stoffwechselprodukte des Tumors normale Abläufe im Körper stören und Erschöpfung auslösen. Ebenso benötigt das Wachstum der Krebszellen Energie. Betroffene bemerken neben der Müdigkeit häufig auch einen erheblichen Gewichtsverlust, selbst wenn sie normal essen.
Zum anderen kostet auch die Krebstherapie viel Kraft. Termine müssen eingehalten werden, der Tagesrhythmus ändert sich, Sorgen beeinträchtigen den Schlaf, längere Bettruhe begünstigt Muskelabbau und die eingesetzten Therapien setzen dem Körper zu. All diese Belastungen stören die körperliche Erholung und können zu Fatigue beitragen.
Behandlung krebsassoziierter Fatigue individuell anpassen
Die Behandlung der Fatigue wird immer an die individuelle Situation angepasst. Was einer Frau hilft, muss nicht einer anderen auch helfen. So können sich die Bedürfnisse einer akuten Fatigue von denen einer chronischen Fatigue unterscheiden. Ärzte erfragen die Symptome und schauen, wie sich diese am besten lindern lassen.
Bei einer ausgeprägten Blutarmut (Anämie) beispielsweise kann eine Bluttransfusion hilfreich sein. Eine Ernährungsberatung hilft, einem Nährstoffmangel sowie einem weiteren Kaloriendefizit entgegenzuwirken. Anpassungen der Schlafhygiene fördern die Regeneration in der Nacht. Eine bewusste Einteilung der Kraftreserven am Tag hilft bei der Bewältigung des Alltags.
Bewegungstherapie hilft gegen Erschöpfung
Eine bedeutende Rolle kommt der Bewegungstherapie zu. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. erzielen sportliche Aktivitäten die beste Wirkung, eine Fatigue zu mildern. Dabei komme es nicht darauf an, was die Patientinnen machen, sondern dass sie überhaupt aktiv werden. Stress und Ängste lassen sich mit körperlicher Aktivität ebenfalls oft lindern. Die Bewegungstherapie ist an die jeweilige gesundheitliche Situation angepasst.
Auch Entspannungsverfahren wie autogenes Training, Meditation, Yoga und Qigong tun vielen Betroffenen gut. Rehakliniken, aber auch viele Sportvereine und Fitnessstudios bieten spezielle Gruppentrainings für Krebspatientinnen an. Ebenso können Krankenkassen oftmals Kursangebote speziell für Krebsbetroffene nennen und übernehmen häufig einen Teil oder die gesamten Kosten.
Psychologische Begleitung schenkt Kraft
Die psychische Belastung einer Krebserkrankung ist enorm. Eine psychologische Begleitung ist bei einer Krebserkrankung in jedem Fall empfehlenswert. Krebskliniken und zertifizierte Brustkrebszentren bieten unterstützend zur Krebstherapie psychoonkologische Begleitung an.
Angaben des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg zufolge profitieren vor allem Patienten mit einer chronischen Fatigue nicht nur von der Behandlung der rein körperlichen Ursachen, sondern auch von psychoonkologischer Beratung. Im Fokus stehen unter anderem Aufklärung, Verhaltensänderung, Konfliktverarbeitung und die Behandlung von Schlafstörungen.
- krebsinformationsdienst.de: "Fatigue bei Krebspatienten: Was tun bei Müdigkeit und Erschöpfung?". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: Aufgerufen am 8. März 2025)
- krebsinformationsdienst.de: "Fatigue: Erschöpfung und Müdigkeit bei Krebs". Online-Merkblatt (PDF) des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: Aufgerufen am 8. März 2025)
- nct-heidelberg.de: "Erschöpfung bei Krebs. Fatigue". Online-Broschüre (PDF) des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und des Krebsverbands Baden-Württemberg e. V. (Stand: Aufgerufen am 8. März 2025)
- gesundheitsinformation.de: "Brustkrebs". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 1. Juli 2024)
- pmc.ncbi.nlm.nih.gov: "Krebsassoziierte Fatigue". Online-Publikation der National Library of Medicine (NIH). (Stand: 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Brustkrebs: Wie Bewegung helfen kann". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 9. März 2022)
- krebsgesellschaft.de: "Fatigue bei Krebs – Überblick". Online-Publikation der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (Stand: 4. September 2022)
- krebsgesellschaft.de: "Ursachen Tumor-assoziierter Fatigue". Online-Publikation der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. (Stand: 24. September 2022)
- krebshilfe.de: "Fatigue. Chronische Müdigkeit bei Krebs". Online-Broschüre (PDF) der Stiftung Deutsche Krebshilfe. (Stand: 2021)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.