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Alkoholkonsum: So schädlich sind Bier und Wein für die Gesundheit


Meinung
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Fachärztin über Alkohol
Riskanter Rausch

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

Aktualisiert am 17.02.2024Lesedauer: 4 Min.
Bier, Wein oder Schnaps? Nicht allein das Getränk entscheidet darüber, wie schnell wir betrunken werden.Vergrößern des Bildes
Viele Faktoren: Nicht allein das Getränk entscheidet darüber, wie schnell wir betrunken sind. (Quelle: IMAGO / Seeliger)
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Alkohol gilt als Volksdroge Nummer 1 und hat verheerende Folgen für die Gesundheit. Unsere Kolumnistin erklärt die Nebenwirkungen – und wie man sie vermeiden kann.

Hat wirklich der Teufel den Schnaps gemacht? Wohl nicht, denn Alkohole sind erst einmal ganz unschuldige organische chemische Verbindungen mit einer oder mehrerer Hydroxygruppen.

Der Alkohol, über den wir so oft sprechen, ist meist der, der uns aus alkoholischen Getränken anlacht. Der Stimmung in die Bude bringt, uns berauschen und "am Morgen danach" einen Kater der Sonderklasse bescheren kann: "Trinkalkohol" ist Ethanol, farblos, brennbar und mit scharf brennendem Geschmack. Er lässt sich aus verschiedenen pflanzlichen Stoffen destillieren, wie etwa Gerste oder Weintrauben.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Neben der chemischen kann er auch mit einer starken kulturhistorischen Dimension punkten. Das Trinken von Alkohol ist in Deutschland akzeptiert und nicht nur hier in zahlreiche gesellschaftliche Abläufe eingebettet. Ob Firmenfest oder Geburtstagsfeier, andauernd und beinahe überall werden Sektgläser erhoben. Auf Richtfesten fließen Bier und Schnaps, und sogar religiöse Anlässe werden munter, zum Beispiel mit "Osterwasser", begrüßt. Glücklicherweise jedoch sind die Zeiten allmählich passé, in denen man sich als hartnäckiger Nichttrinker leicht aus seiner sozialen Gruppe ausschloss oder sogar in Verdacht geriet, ein verdeckt agierender und sich verweigernder trockener Alkoholiker zu sein. So stehen bei Empfängen heute auf dem Champagnertablett auch Sektgläser mit Orangensaft.

Ganz gleich, nach welchem Glas man dann greift, tut es gut, die Wirkung von Alkohol auf unseren Organismus und schließlich (im Erwachsenenalter) auch seine ganz persönlichen Grenzen dabei zu kennen. Die sind bei Männern und Frauen und bei jedem Individuum nämlich sehr unterschiedlich.

Körpereigenes Chemiewerk hat zu arbeiten

Für alle gilt aber: Alkohol breitet sich in Windeseile in unserem Körper aus, 20 Prozent beispielsweise flutschen bereits im Magen in unser Blut, die restlichen 80 Prozent nehmen dann die Zufahrt über die Schleimhaut des Dünndarms. Ethanol verteilt sich im gesamten Organismus und wird erst nach und nach in der Leber verarbeitet. Hier, im körpereigenen Chemiewerk werden ständig Stoffe aller Art ab- und umgebaut oder gespeichert: sämtliche Makronährstoffe – Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett –, aber auch Medikamente, giftige Stoffe wie Alkohol, Drogen und Nahrungsmittelgifte werden hier verarbeitet.

In der Leber werden wichtige Bluteiweiße – Gerinnungsfaktoren, damit Wunden aufhören können zu bluten –, aber auch Gallensäuren für den Fettabbau zusammengesetzt. Neben Glykogen speichert die Leber Spurenelemente wie Eisen, Kupfer, Zink und Mangan sowie Vitamine, um ein Reservoir für erhöhten Bedarf bereitstellen zu können. Alkohol ist dann sozusagen die Zusatzbelastung zum eigentlichen Kerngeschäft. Es bildet sich beim Alkoholabbau das erbgutschädigende krebserregende Zellgift Acetaldehyd.

Etliche Nebenwirkungen

Kaum im Blut, verändert Alkohol unsere Hautdurchblutung, und manche von uns bekommen lustige rote Bäckchen. Rotwein enthält an sich schon einen gefäßaktiven Stoff namens Tyramin, der zu einem Anstieg des Blutdrucks, zu Kopfschmerzen und zu Hautrötung führt. Zudem blockiert Tyramin den Abbau des Botenstoffs Histamin, was bei einigen Menschen sogar rote Quaddeln, eine Triefnase, Kreislaufprobleme und Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen kann. Übrigens wird auch die männliche Potenz durch zu viel Promille ungünstig beeinflusst.

Außerdem verliert der Organismus Wasser, das Hautgewebe wird trocken und saftlos. Denn Alkohol wirkt harntreibend wie eine Entwässerungstablette, der Körper scheidet vermehrt Flüssigkeit und Mineralstoffe über den Urin aus. Warum ist das so? Alkohol hemmt das sogenannte antidiuretische Hormon in der Hirnanhangsdrüse. Dieses Anti-Pipi-Hormon, das besonders nachts ausgeschüttet wird, bewirkt, dass weniger Urin anfällt und wir nicht dauernd Wasser lassen müssen. Wer abends aber viel Alkohol trinkt, rennt nachts in jedem Fall aufs Klo. Der Verlust von Flüssigkeit, Magnesium und Kalium schlägt sich morgens dann in Falten und Augenringen im Gesicht, Kopfschmerzen, Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen nieder.

Wer chronisch trinkt, altert schneller

Chronischer Alkoholgenuss senkt bei Männern den Testosteronspiegel, lässt sie auf Dauer "verweiblichen". Dann verlieren sie Körperhaar (weniger ihr Kopfhaar), ihre Männlichkeit schrumpft, und sie bekommen zu alldem auch noch Brüste! Zu viel Alkohol schädigt auch die Nerven, die die Hautgefäße steuern. Irgendwann kann die Durchblutung im Alltag nicht mehr richtig auf Wärme, Kälte, Stress, Verletzungen und Irritationen reagieren. Menschen mit der Hautkrankheit Rosazea (»Kupferrose«) haben ohnehin eine überempfindliche Haut mit Rötungen und Pickeln, die sich durch Alkohol weiter verschlechtern kann – bis hin zur Knollennase, im Volksmund auch nicht immer gerecht als "Säufernase" bekannt.

So traurig es klingt, grundsätzlich reduzieren schon ein bis zwei Gläser Wein am Tag die Abwehr von Krankheitserregern, weshalb etwa bei einer anfliegenden Erkältung Alkohol ausgesprochen kontraproduktiv wirkt. Chronischer Alkoholismus verschlechtert darüber hinaus die Ausstattung des Körpers mit Mikronährstoffen, besonders mit Zink, Vitamin D, Vitamin A, Folsäure und anderen B-Vitaminen, was in der Haut dazu führt, dass die Jugend der Zellen schnell flöten geht und sich vermehrt Hautinfekte, Entzündungen oder Wundheilungsstörungen einstellen.

Wasser und Fett helfen

So weit muss es natürlich nicht kommen. Je weiter die Aufklärung über Alkohol in der Gesellschaft fortschreitet, umso offener lässt sich auch über eigene persönliche Probleme damit kommunizieren. Der Hausarzt, nahe Freunde oder das Internet können den Weg zu Betroffenen- und Therapiegruppen weisen.

Punktuellen und kurzzeitigen Wirkungen des Alkoholmissbrauchs – dem "Kater" – kann man vorbeugend begegnen: einfach weniger Alkohol trinken, dafür mit reichlich Mineralwasser vorwässern und/oder vor dem Konsum eine mineralstoff- und ausnahmsweise fettreiche körpereigene Barriere schaffen. Das Fett im Essen verlangsamt die Alkoholaufnahme im Körper, die Mineralstoffe füllen die Vorräte auf, die vor Dehydration schützen. Es können ruhig Salzkartoffeln mit Kassler, ein Döner oder die berühmte Currywurst sein.

Vorsicht beim Rollmops als Kateraustreiber

Beim Trinken Vorsicht mit Sekt, Bier oder Berliner Weiße: die Kohlensäure lässt uns das alles viel schneller zu Kopfe steigen. In der "Nachsorge" empfehlen sich Mineralwasser und Tee, beliebt sind (alkoholfreie!) Kräuterauszüge mit Bitterstoffen. Es gibt sie in der Apotheke, sie helfen der Leber nach der alkoholischen Fremd- und Umnutzung. Manchem hilft ein gehaltvolles Frühstück, der andere schwört – sehr speziell – auf Kaffee mit Zitrone, weil die Kombination aus Säure und Koffein die Kopfschmerzen lindern soll.

Der als Kateraustreiber volkstümlich immer wieder beschworene Rollmops dagegen ist mit Vorsicht zu genießen: Der Fisch ist nämlich nicht allzu leicht verdaulich. Immer gut beraten ist, wer beim Trinken vor-, zwischen- und nachwässert und jedem alkoholischen Getränk eine gleiche Menge Mineralwasser hinterherspült. Die Leber wird weniger gestresst und der Dehydration wird vorgebeugt.

Behalten Sie auch beim Alkohol einen klaren Blick und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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