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Kurzsichtigkeit: Tageslicht schärft die Augen von Kindern


Zu wenig Tageslicht
Immer mehr Kinder werden kurzsichtig

Von dpa
Aktualisiert am 24.09.2015Lesedauer: 3 Min.
Kurzsichtigkeit: Stubenhocker werden eher kurzsichtig, als Kinder, die viel im Freien spielen.Vergrößern des Bildes
Kinder, die viel Zeit in der Wohnung verbringen, werden eher zu Brillenträgen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Augen

Experten verzeichnen weltweit eine deutliche Zunahme der Kurzsichtigkeit. In manchen Regionen von Südostasien sind schon bis zu 90 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen betroffen. In Deutschland sind 35 bis 40 Prozent kurzsichtig. "Wir rechnen aber auch hier mit einem starken Anstieg", sagt Professor Wolf Lagrèze von der Universitäts-Augenklinik Freiburg. Seine Empfehlung an Eltern, um Kindern die Brille zu ersparen: "mehr Spielplatz, weniger Smartphone".

So können Eltern der Kurzsichtigkeit von Kindern vorbeugen

  • Kinder täglich zwei Stunden zum Spielen oder zum Sport nach draußen schicken
  • Schulpausen auf dem Pausenhof und nicht im Klassenraum verbringen
  • Nutzung von Smartphone, Tablet, Computer und TV zeitlich begrenzen

Augapfel ist zu lang

Kurzsichtige erkennen Gegenstände in der Nähe sehr gut. Dafür sehen sie in der Ferne unscharf und brauchen dafür eine Brille oder Kontaktlinsen. Das liegt daran, dass der Augapfel zu lang ist. Dann werden die ins Auge parallel einfallenden Lichtstrahlen nicht auf der Ebene der Netzhaut gebündelt, sondern davor.

Kurzsichtigkeit, in der Fachsprache als Myopie bezeichnet, kann mehrere Ursachen haben. Zum einen spielt die Vererbung eine Rolle: Kinder, deren Eltern kurzsichtig sind, haben ein höheres Risiko, ebenfalls Brillenträger zu werden. Zum anderen wirkt sich das Freizeitverhalten von Heranwachsenden unmittelbar auf die Entwicklung von Kurzsichtigkeit aus.

Die kritische Zeit für das Längenwachstum des Augapfels ist zwischen dem sechsten und 18. Lebensjahr. Das ist das Alter, in dem viele Kinder und Jugendliche kaum vom Handy oder Computer wegzubekommen sind und ihre Freizeit überwiegend in geschlossenen Räumen verbringen. Ihre Augen sehen zu wenig Tageslicht.

Licht ist der entscheidende Faktor

Studien haben bewiesen, dass Tageslicht Kurzsichtigkeit vorbeugen kann: Helles Licht hemmt das Wachstum des Augapfels - wahrscheinlich über den Botenstoff Dopamin. 2013 berichtete das "Deutsche Ärzteblatt" über zwei Studien aus Dänemark und China. Beide ergaben, dass Kinder, die weniger Zeit im Freien verbrachten, eine größere Achsenlänge der Augäpfel und damit eine stärkere Kurzsichtigkeit aufwiesen.

Zunächst konnten die Wissenschaftler nicht eindeutig zuordnen, ob die schlechteren Lichtverhältnisse in Innenräumen oder die dort üblichen "Nahtätigkeiten" kurzsichtig machen. Bis dahin galt, dass intensives Lesen oder Arbeiten am Monitor sich negativ auf die Fähigkeit des Auges auswirkt, sich von nahen auf weite Entfernungen einzustellen. Diese Anpassung nennt man Akkomodation.

Den entscheidenden Hinweis darauf, dass Licht einen größeren Einfluss hat als die Tätigkeit, lieferte 2014 eine Studie aus Australien: Forscher der Universität Queensland statteten kurz- und normalsichtige Kinder mit Licht- und Bewegungssensoren aus. Sie fanden heraus, dass die Unterschiede bei den Aktivitäten nur gering war. Dafür hielten sich die normalsichtigen Kinder pro Tag durchschnittlich zwei Stunden im Freien auf, aber die kurzsichtigen nur bis zu eineinhalb Stunden.

Deshalb haben viele Kinder in Asien so schlechte Augen

"Kinder in China und Südkorea beginnen schon sehr jung mit dem Lernen und sie spielen seltener draußen", erklärt Professor Norbert Pfeiffer, Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Mainz. "Außerdem sind sie uns im Gebrauch von Unterhaltungselektronik weit voraus." Sein Fachkollege Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde der Universität Tübingen ergänzt: Kinder in Singapur seien pro Woche durchschnittlich nur 2,7 Stunden im Freien. "Mit 20, 30 Jahren Verzögerung werden wir in Deutschland eine ähnliche Situation haben", befürchtet er.

Kurzsichtigkeit kann schlimme Folgen haben

Ob ein Kind fehlsichtig ist, kann ein Augenarzt früh feststellen. Gerade in den ersten Lebensjahren, in denen sich das Zusammenspiel von Augen und Gehirn noch entwickelt, sei es wichtig, dass Fehlsichtigkeit und Schielen rechtzeitig korrigiert werden, betont der Berufsverband der Augenärzte. Nur wenn beide Augen fehlerfreie Seheindrücke lieferten, könne sich das Sehvermögen eines Kindes optimal entwickeln. Ratsam sei, Kinder vor dem dritten Geburtstag und noch einmal vor der Einschulung von einem Augenarzt untersuchen zu lassen.

Für Jugendliche komme als Alternative zur Brille eine multifokale Kontaktlinse in Frage, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit bremsen könne.

Augenspezialisten weisen darauf hin, wie wichtig es ist, Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken: Eine starke Kurzsichtigkeit von mehr als minus sechs Dioptrien ist ein Risikofaktor für andere Augenerkrankungen wie Grüner Star und Grauer Star, Netzhautablösung und altersbedingte Makuladegeneration.

Entwarnung für das Lesen unter der Bettdecke

Trotz der Bedeutung des Tageslichtes für die Augen gibt es eine gute Nachricht für junge Leseratten: Gelegentliches, heimliches Lesen unter der Bettdecke schadet den Augen nicht. Übereinstimmend bestätigen Wissenschaftler, dass Lesen bei Schummerlicht zwar sehr anstrengend für die Augen ist, aber das Sehvermögen nicht beeinträchtigt. Da den Kindern die Augen meistens recht schnell vor Müdigkeit zufallen, können sie sich über Nacht wieder erholen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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