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ADS und ADHS: Was ist der Unterschied, welche Symptome gibt es?


Symptome
Was ist der Unterschied zwischen ADHS und ADS?

t-online, rev

Aktualisiert am 30.06.2020Lesedauer: 4 Min.
ADS und ADHS sind nicht das Gleiche – Kinder mit ADS leben in ihrer eigenen Gedankenwelt.Vergrößern des Bildes
ADS und ADHS sind nicht das Gleiche – Kinder mit ADS leben in ihrer eigenen Gedankenwelt (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Immer wieder führen die Abkürzungen ADHS und ADS zu Unklarheiten. Wenn dann noch die englische Bezeichnung ADD (Attention Deficit Disorder) ins Spiel kommt, ist das Begriffschaos perfekt. Oft wird ADHS mit ADS gleich gesetzt. Doch es gibt eindeutige Unterschiede.

Die Krankheiten ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) und ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) haben teilweise unterschiedliche Symptome, vor allem aber verschiedene Auswirkungen. Entsprechend müssen sie auch unterschiedlich behandelt werden.

ADHS und ADS: Der Unterschied ist die Hyperaktivität

Im Wesentlichen besteht der Unterschied zwischen ADHS und ADS darin, dass bei ADHS zu den Symptomen Unaufmerksamkeit und Impulsivität noch die Hyperaktivität hinzu kommt. Aus diesem Grund werden Kinder mit ADHS als "Zappelphilipp" wahrgenommen, Kinder mit ADS erscheinen hingegen eher verträumt und in sich gekehrt.

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Kinder mit ADS fallen weniger auf als ADHS-Patienten

Kinder mit ADS sind gewöhnlich sehr ruhig, stören nicht im Unterricht und wirken schüchtern oder gar apathisch. Da sie damit – anders als motorisch hyperaktive Kinder – nicht weiter auffallen, gelingt es ihnen oft die Krankheit zu verbergen. Sie wird dadurch auch schwerer zu diagnostizieren, weshalb die Betroffenen häufig sehr lange keine professionelle Hilfe erhalten.

ADS-Kinder leben in ihrer eigenen Gedankenwelt

Tatsächlich leiden sie aber ebenfalls unter einem Aufmerksamkeitsdefizit, da sie permanent in ihren ständig wechselnden Gedanken versunken sind. In gewisser Weise sind ADS-Kinder somit auch hyperaktiv – nur ist hier die Hyperaktivität nach innen gerichtet: Das Kind lebt in seiner eigenen Gedankenwelt – nach außen ist es ruhig, innerlich ist es stark aufgewühlt.

ADS und seine Ausprägungen im Detail

Bei ADS handelt sich um ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, das auf eine angeborene und vererbbare Impulssteuerungs- und Reizfilterschwäche zurückzuführen ist. ADS kommt bei normaler Intelligenz vor, häufig ist es jedoch an eine überdurchschnittliche Intelligenz gekoppelt. In Deutschland ist ADS auch unter der Bezeichnung "hyperaktives Kind", "Hyperkinetisches Syndrom (HKS)" und – veraltet – als "Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD)" bekannt. Da nicht alle Kinder mit ADS hyperaktiv sind und die Bezeichnung "MCD" ein unklar definierter Begriff aus den 60er Jahren ist, wird die Krankheit heute meist "ADS" genannt, obwohl auch dieser Begriff die vielschichtige Problematik des "Syndroms der Extreme" nicht vollständig beschreiben kann.

Die Kernsymptome

Aufmerksamkeits- und Konzentrationsunbeständigkeit: Das Kind ist leicht ablenkbar, es fängt alles mögliche an, bringt aber nichts zu Ende, hat Schwierigkeiten, Anweisungen zu befolgen, macht viele Flüchtigkeitsfehler bei Schularbeiten. Es kann Hausaufgaben nicht in angemessener Zeit erledigen, hat Probleme beim Organisieren von Aufgaben und Aktivitäten, hat wenig Ausdauer bei Arbeit und Spiel, ist oft vergesslich und verliert häufig Sachen, die für Aufgaben und Aktivitäten benötigt werden.

Impulsivität: Das Verhalten des Kindes ist oft unvorhersehbar, es fasst einen Entschluss und führt ihn sofort aus, ohne an die Folgen zu denken. Das Kind gibt in der Klasse eine unüberlegte Antwort, bevor die Frage vollständig gestellt wurde, es platzt oft in die Spiele anderer Kinder hinein und mischt sich störend in Erwachsenengespräche ein. Es hat ein extremes Bestreben, belohnt zu werden, und braucht viel Beachtung. Charakteristisch ist außerdem das mangelnde Bewusstsein für Gefahren – für sich und andere – und das generelle Problem, das eigene Verhalten zu steuern. Das äußert sich häufig in einer situationsunangepassten Selbstdarstellung.

Hyperaktivität: Das Kind ist sehr zappelig und immer in Bewegung. Es kann nicht still sitzen und verlässt auch in der Schule häufig seinen Platz. Es redet übermäßig viel und fällt dabei zusätzlich durch seine übertriebene Lautstärke auf.

Die Erscheinungsbilder

Die Erscheinungsbilder von ADS werden in drei Hauptgruppen unterteilt. Die erste Gruppe bilden ADS-Patienten des kombinierten Typs. Es handelt sich dabei um die häufigste Erscheinungsform. Bei betroffenen Kindern sind alle drei Kernsymptome vorhanden. Die zweite Gruppe bilden die ADS-Patienten des vorwiegend unaufmerksamen Typs, bei ihnen wird ADS ohne Hyperaktivität diagnostiziert. Der letzte Ausprägungstyp ist das ADS mit vorwiegend hyperaktiv-impulsiven Merkmalen. Patienten dieses Typs haben zwar keine Konzentrationsschwierigkeiten, fallen jedoch oft durch unangebrachtes Verhalten auf. Im Rahmen der drei Kernsymptome finden sich über 100 Einzelsymptome, die in unterschiedlich starken Ausprägungen auftreten können, aber in der Regel nicht alle gleichzeitig vorhanden sind.

Soziale Auswirkungen für das Kind

Die sozialen Auswirkungen von ADS stellen für Betroffene und deren Familien das größte Problem dar. In den prägendsten Jahren des Heranwachsens sind die Kinder oft ungerechtfertigter Kritik, Vorwürfen und Bestrafungen ausgesetzt, weil ihre Eltern und Lehrer aus Unwissen von vorsätzlichem Fehlverhalten, Dummheit oder Faulheit ausgehen. Die Kinder wollen wie ihre Klassenkameraden sein, können es aber nicht und verstehen nicht, warum dies so ist. Sie fühlen sich deshalb als Außenseiter und aufgrund der negativen Verstärkung durch das erzieherische und soziale Umfeld, als minderwertig. Zum Selbstschutz entwickeln sie Abwehr- und Vermeidungsstrategien sowie Verhaltensmuster, mit denen sie ihre Akzeptanz in der Gruppe verbessern wollen.

Reaktionen auf Ablehnung

Durch das ständige negative Feedback sind ADS-Kinder leicht irritierbar. Sie neigen zu Wutanfällen und reagieren überempfindlich auf Kritik. Das wird bedingt durch ihr geringes Selbstwertgefühl. Sie versuchen, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, und wenn sie sich nicht vermeiden lassen, werden sie ignoriert. Weil die betroffenen Kinder es nicht schaffen, sich nahtlos in ihr soziales Umfeld zu integrieren, werden sie von Klassenkameraden oft als "komisch" empfunden. Man will nichts mit ihnen zu tun haben. Sie sind unbeliebt und werden häufig zum Sündenbock. Wenn sie auffallen, dann stets negativ. Durch Frechheiten, Lügen oder als Klassenkasper. Oft äußert sich ihre Wut auch physisch und sie provozieren Schlägereien.

Kinder des kombinierten oder vorwiegend unaufmerksamen Typs leiden zusätzlich unter ihrer Lernstörung, die sich durch schlechte Leistungen in der Schule zeigt. Problematisch für diese Kinder ist vor allem die Diskrepanz zwischen der eigenen Intelligenz und den Schulnoten, die häufig zu einer Beschulung unter ihrem Niveau führt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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