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Tablettensucht: 4-K-Regel hilft bei richtiger Medikamenteneinnahme


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Arznei
4-K-Regel hilft bei Medikamenteneinnahme

Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 18.02.2015Lesedauer: 3 Min.
Bei der Medikamenteneinnahme lautet die Faustregel: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.Vergrößern des Bildes
Bei der Medikamenteneinnahme lautet die Faustregel: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Mit Medikamenten sind die Deutschen vertraut: Neben Blutdrucksenkern, Schmerzmitteln oder Beruhigungspräparaten finden sich meist noch eine Reihe weiterer Packungen im Arzneischrank. Zwar helfen sie gegen bestimmte Leiden, aber sie sind auch immer eine Belastung für den Körper des Patienten. Um unnötige Risiken bei der Medikamenteneinnahme zu vermeiden, hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) nun einen Leitfaden entwickelt: Die 4-K-Regel soll Arzneimittelmissbrauch vorbeugen.

Kritisch wird die Einnahme, wenn abhängig machende Wirkstoffe darunter sind, warnt die DHS. Das ist unter anderem bei Medikamenten der Fall, die gegen Ängste, Stress und Schlafstörungen verschrieben werden, sogenannte Benzodiazepine. Sie mindern die bewusste Wahrnehmung sowie die Intensität von Gefühlen. Schätzungen zufolge sind rund 1,2 Millionen Deutsche von Schlaf- und Beruhigungsmitteln abhängig. "Vielen Patienten und auch manchen Ärzten und Apothekern ist nicht bewusst, dass sich bereits nach vier- bis sechswöchiger Einnahme eine Abhängigkeit entwickeln kann", sagt Dr. Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der DHS. "Schon nach zwei Wochen beginnt der Körper, sich an ein Medikament zu gewöhnen. Viele haben dann das Gefühl, das Medikament sei nicht mehr stark genug und erhöhen die Dosis." Das kann gefährlich werden.

Einfache Regel hilft bei der Orientierung

Die 4-K-Regel soll Patienten, Ärzten und Apothekern dabei helfen, die Risiken von Schlaf- und Beruhigungsmitteln zu senken. Aber auch für die Einnahme anderer Medikamente bietet sie eine wichtige Orientierung, da dort ebenfalls Gewöhnung und Missbrauch drohen, wie die DHS warnt. Die vier "K" in der Faustregel stehen für folgende Punkte:

  • klare Indikation
  • kleineste notwendige Dosis
  • kurze Anwendung
  • kein schlagartiges Absetzen des Medikaments

Ausführlicher bedeutet das: Das Medikament sollte nur dann eingenommen werden, wenn eine eindeutige medizinische Notwendigkeit besteht. Diese muss von einem Arzt bestätigt werden.

So viel wie nötig, so wenig wie möglich

Wichtig ist zudem, dass man nicht mehr einnimmt, als man braucht: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Die richtige Menge muss ebenfalls mit einem Mediziner besprochen werden. Zudem sollte das Medikament nur überbrückend und nur für eine kurze Zeit eingenommen werden. Andere Behandlungsmöglichkeiten sollten ebenfalls Beachtung finden.

Manche Medikamente muss man "ausschleichen"

Auch sollte der Patient eine vom Arzt verordnete Einnahme nicht plötzlich und eigenmächtig beenden, da dies gesundheitliche Folgen haben kann. Nur ein Arzt kann die Risiken richtig einschätzen und weiß zudem, ob man das Medikament "ausschleichen", also die Dosis langsam verringern muss.

Der richtige Umgang mit Medikamenten

Jede Medikamenteneinnahme kann Nebenwirkungen hervorrufen. Gewöhnung und Missbrauch seien sowohl bei den rezeptpflichtigen Präparaten, als auch bei der Selbstmedikation mit Schmerzmitteln sowie bei Abführmitteln zu finden, so die Suchtexperten der DHS.

Alkoholische Stärkungsmittel, etwa Grippesäfte, solle man ebenfalls nicht unterschätzen. Das gelte auch für bestimmte H1-Antihistaminika, die beispielsweise bei allergischen Reaktionen eingesetzt werden.

Diese Wirkstoffe machen abhängig

Wer Beruhigungs- oder Schlafmittel einnimmt und sich unsicher ist, ob diese abhängig machen, sollte in den Beipackzettel schauen. Nach Angaben der DHS zählen folgende Wirkstoffe zu den Benzodiazepinen: Alprazolam, Bromazepam, Brotizolam, Chlordiazepoxid, Clobazam, Diazepam, Dikaliumclorazepat, Flunitrazepam, Lorazepam, Lormetazepam, Medazepam, Nitrazepam, Nordazepam, Oxazepam, Prazepam, Temazepam.

Auch bei verwandten Substanzen wie Zolpidem, Zaleplon und Zopiclon droht eine Gewöhnung, wenn sie zu lange eingenommen werden.

Schon eine geringe Dosis kann kritisch sein

Die Suchtexperten betonen zudem, dass es keiner großen Wirkstoffmenge bedarf, um eine Abhängigkeit zu entwickeln. Selbst wer jeden Tag nur eine Tablette aus der Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine einnehme, sei gefährdet.

Ärzte sprechen dann von Niedrigdosisabhängigkeit. Die Entzugserscheinungen kommen, sobald das Präparat abgesetzt wird: Die ursprünglichen Beschwerden treten verstärkt wieder auf.

Medikamente sind nicht die letzte Lösung

Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie andere Medikamente können in einer akuten Krise nützlich sein, lösen aber nicht die Ursache der Probleme, darin sind sich die Experten einig. "Das können nur die Patienten selber, indem sie ihr Leben bewusst verändern", sagt Gaßmann.

"Ehe- und Schuldnerberatung, familiäre Entlastung und das bewusste Setzen von Grenzen im Beruf helfen dabei ebenso wie Stressbewältigung und Entspannungstechniken." Eine Psychotherapie könne ebenfalls dazu beitragen, den Auslösern der Beschwerden auf die Spur zu kommen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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