Schmerzhafte Reaktion Warum Mückenstiche immer heftiger werden
Mücken waren schon immer ein lästiges Sommerübel, das einem den Abend auf der Terrasse oder im Biergarten vermiesen konnte. Doch in diesem Jahr ist es besonders schlimm. Die Stiche jucken höllisch und schwellen oft schmerzhaft an. In einigen Fällen kommt es sogar zu Entzündungen, die eine Behandlung mit Antibiotika nötig machen. Wie Experten bestätigen, haben sich die Fälle heftiger Insektenstiche gehäuft. Über die Gründe sind sie jedoch noch uneinig.
Bedingt durch starke Niederschläge und einen milden Winter, haben Mücken und andere Insekten in diesem Jahr geradezu ideale Bedingungen für eine massenhafte Vermehrung. Daher ist ein schlimmes Mückenjahr zu erwarten.
Welches Ausmaß die Plage haben wird, hängt von der Temperaturentwicklung in der nächsten Zeit ab, sagt der Insektenforscher Professor Dr. Heinz Mehlhorn von der Universität Düsseldorf. "Regen ist nun bereits genügend gefallen, so dass bei hohen Temperaturen dann gleich mehrere Mückengenerationen auf Jagd nach unserem Blut gehen können."
Mückenplage hat schlimme Folgen
Vor allem empfindliche Menschen haben unter dem hohen Mückenaufkommen zu leiden. Denn: "Bei vielen wiederholten Stichen können Menschen mit Allergiepotential sehr starke Hautsymptome ausbilden", sagt Mehlhorn. "Diese Reaktionen können mit den Jahren sogar deutlich heftiger und stärker ausfallen."
Dass die stärkere Reaktion einiger Menschen auf eine veränderte Mückenart zurückzuführen ist, bestätigte Mehlhorn gegenüber t-online.de nicht. Der Mückenspeichel, welche die Mücke bei einem Stich ihrem Opfer injiziert, besteht aus Bestandteilen, die drei verschiedenen Zwecke erfüllen müssen:
- zum Verflüssigen des Blutes,
- zum Hemmen der Blutgerinnung und
- zur Gefäßerweiterung.
"Gab es ein paar kältere Tage, an denen die Mücken nicht geflogen sind und somit auch keine Nahrung aufnehmen konnten, erhöht sich die Konzentration dieser Komponenten im Speichel der Mücken. Die Hautreaktionen können dann nach einem Stich deutlich stärker ausfallen."
Dr. Norbert Behnke, Dermatologe aus Berlin, kann das aus seiner Praxis nur bestätigen. Bei ihm häufen sich die Fälle von Patienten mit schmerzhaften Insektenstichen, die nicht von selbst heilen und ärztlich behandelt werden müssen. "Wenn der Juckreiz zu stark wird, kratzen sich viele Patienten die Stiche auf", so der Experte. Das habe zur Folge, dass sich die Haut entzünde, da Bakterien ins Blut geraten. Dann, so Behnke, sei eine Behandlung mit Antibiotika ratsam.
Allergische Reaktionen häufen sich
Leidtragende sind vor allem Menschen, die empfindlich auf Insektengift reagieren. "Die Zahl der allergischen Reaktionen hat insgesamt in der Bevölkerung stark zugenommen", sagt Behnke. Das gelte nicht nur in Bezug auf Insektenstiche, sondern sei als generelles Phänomen zu beobachten. Daher sei es nicht verwunderlich, dass bei einem starken Mückenaufkommen auch die Zahl derjenigen hoch sei, die besonders heftig unter den Folgen der Stiche leiden.
Verursachen Umweltgifte die Hautreaktionen?
Dass Mückenstiche heutzutage stärker anschwellen und nicht immer komplikationslos verheilen, hat möglicherweise noch einen weiteren Grund. So vermuten einige Experten, dass im Speichel der Mücken oft Insektizide enthalten sind, gegen die die Tiere mittlerweile Resistenzen entwickelt haben. Diese Giftstoffe spritzen die Mücken dann zurück, was bei den Gestochenen wiederum zu heftigen allergischen Reaktionen führt. Insektenforscher Mehlhorn ist skeptisch, was diese Hypothesen angeht. Umweltgifte in Mücken seien nur in verschwindend geringen Mengen vorhanden. Diese dürften im menschlichen Organismus keine echten Probleme verursachen.
Behnke hingegen schließt einen Zusammenhang mit Umweltgiften nicht aus. Auch wenn ein wissenschaftlicher Nachweis bislang fehle, sei die Theorie nicht abwegig. Der Experte weist auf ein ähnliches Phänomen bei Birkenpollen hin: "Wenn diese von Birken stammen, die an vielbefahrenen Straßen Abgasen ausgesetzt sind, reagieren Allergiker besonders heftig auf sie."
Neue Mückenarten übertragen neue Krankheiten
Doch nicht nur das Allergiepotential, sondern auch die Zahl exotischer Mückenarten hat zugenommen. In den vergangenen Jahren haben Forscher immer mehr solcher Insekten in Deutschland nachgewiesen, die gefährliche Viren übertragen können. Bedingt durch den Klimawandel, globalisierten Handel und Fernreisende dringen diese Insekten nach Mitteleuropa vor – allen voran die Asiatische Buschmücke und die Tigermücke.
Einige Experten warnen vor der Möglichkeit, dass über die exotischen Mücken auch Krankheitserreger wie das West-Nil-Fieber oder das Dengue-Fieber nach Deutschland einwandern könnten. Mehlhorn sieht diese Gefahr jedoch für Deutschland derzeit als nicht gegeben an. Denn es fehlten infizierte Personen, über die die gefährlichen Erreger in die Insekten gelangten.
Immunreaktion auf Stiche exotischer Mücken
Dennoch reagieren hierzulande viele Menschen stärker auf die Stiche exotischer Mücken als auf die von heimischen Stechmücken. Denn das Gift im Speichel dieser Insekten ist für unser Immunsystem ungewohnt. Bei wiederholten Stichen kann es daher passieren, dass dieses auf die fremden Eiweiße heftig reagiert, sagt Behnke. Dann komme es zu stark juckenden oder schmerzhaften Schwellungen. Das hänge von der Allergieanfälligkeit des Gestochenen ab.
Erste-Hilfe-Maßnahmen nach Insektenstichen
Wer von einer Mücke gestochen wurde, sollte den Stich möglichst schnell kühlen. Salben, die Antihistaminika enthalten, mindern außerdem den Juckreiz. Auch Kühlkompressen aus Gel oder Wasser haben sich bewährt. Zudem enthält die eigene Spucke Enzyme, die desinfizierend sind. Dann heilt der Stich in der Regel recht schnell ab.
Bei allergischen Reaktionen sieht das jedoch anders aus. Typische Symptome sind eine starke Lokalreaktion um die Einstichstelle herum sowie:
- Hautausschlag
- Atemnot
- Schwindel
- Erbrechen
Auch ein allergischer Schock ist in seltenen Fällen möglich. Bei ungewöhnlicher Hautreaktion und starker Schwellung sollte daher unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.