Komplizierte Rituale Das passiert nach dem Tod des Papstes
Der Papst ist tot, was genau geschieht nun nach seinem Ableben? Dafür hat die katholische Kirche komplizierte Rituale vorgesehen. Hier erfahren Sie mehr.
"Jesus, ich liebe dich", das sind die Worte, mit denen sich die Päpste in aller Regel von dieser Welt verabschieden. Doch zunächst erhalten die Häupter der katholischen Kirche die Sterbesakramente, im Beisein ihrer Vertrauten. Der Tod eines Papstes ist ein einschneidendes Ereignis, das weltweit Beachtung findet – und ein kompliziertes und aufwendiges Prozedere auslöst, um den Verstorbenen zu ehren und einen Nachfolger auszuwählen. Was also geschieht nun nach dem Tod von Papst Franziskus?
Zunächst passiert in heutiger Zeit etwas Bestimmtes nicht mehr: Seit dem 20. Jahrhundert bleiben dem verstorbenen Kirchenfürsten die drei Hammerschläge auf die Stirn erspart, die lange Zeit praktiziert wurden. Mit ihnen und der Ausrufung des Taufnamens sollte der Tod des jeweiligen Papstes bestätigt werden. So schreibt es der Historiker René Schlott im "Spiegel".
Siegelring des Toten wird schnell entfernt – und vernichtet
Den Hammer führte der Camerlengo, der Kämmerer, dem auch heute weiterhin eine wichtige Funktion zukommt. Denn er stellt den Tod des Papstes nach dem Befund der Ärzte offiziell fest. Der Siegelring des Toten wird schnell entfernt – und vernichtet. Ferner werden der Arbeitsraum und die privaten Gemächer des toten Kirchenoberhaupts geschlossen und versiegelt. Sobald der Tod dann außerhalb des Sterbezimmers publik wird, läuten auf der ganzen Welt in katholischen Kirchen die Glocken.
Damit beginnen die sogenannten Novendiali, Trauerfeierlichkeiten, die neun Tage andauern. Warum so lange? Rund um den Globus machen sich Kardinäle auf den Weg, um zur Wahl des neuen Stellvertreters Christi nach Rom zu kommen. In Zeiten des Flugzeugs ist dies in der Gegenwart schnell zu bewerkstelligen, früher war die Anreise beschwerlicher.
Gläubige können Abschied nehmen
Der Tote wird in dieser Zeit im Petersdom aufgebahrt, die Gläubigen können Abschied nehmen. Die Feierlichkeiten zur Beisetzung finden hingegen auf dem Petersplatz statt, was den unzähligen Trauernden geschuldet ist. Unterhalb des Petersdoms findet der verstorbene Papst dann seine letzte Ruhe.
In geheimer Wahl entscheiden die nach Rom gereisten Kardinäle dann über die Nachfolge, das Konklave muss nach 15 Tagen frühestens, nach 20 Tagen spätestens zu diesem Zweck zusammenkommen. Wählbar ist dabei jedermann, im Wortsinne Mann. Seit Jahrhunderten stammen die Päpste allerdings aus dem Kreis der Kardinäle. Wenn dann nach einem Wahlgang weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, weiß die Welt: Die Sedisvakanz ist beendet, die Katholikinnen und Katholiken haben einen neuen Papst.
- Eigene Recherche
- Hubert Wolf: Konklave. Die Geheimnisse der Papstwahl, 2. Auflage, München 2017
- spiegel.de: "Drei sanfte Hammerschläge auf die Stirn bestätigten den Tod" sueddeutsche.de: "Was passiert, wenn Benedikt XVI. stirbt?"
- abendblatt.de: "Was passiert, wenn ein Papst stirbt? "